Sommer ist schön.
Da muss man meistens nicht so viel anziehen. Im Frühling, Herbst und Winter jedoch ist in unserer Region Kleidung wichtig. Weil wir sonst schnell mal krank werden.
Und da wir im Wohlstand leben, habe ich wie die meisten Menschen hierzulande viel zu viel Zeug im Kleiderschrank.
Ausmisten fällt mir schwer.
Das hat mehrere Gründe … Zum einen tut es mir leid um gut erhaltene Kleidungsstücke. Es könnte ja mal eine Gelegenheit geben, wo das Kleidungsstück genau das richtige wäre, selbst wenn ich es seit Jahren nicht mehr angezogen hatte. Ich bin auch sparsam und mag gut erhaltene Dinge nicht einfach vernichten. Zudem hängen da oft Erinnerungen daran. Das gilt auch für Handtücher, Bettwäsche und andere Textilien.
Schlampig rumlaufen ist böse.
Als Kind hat meine Mutter mir ziemlich energisch beigebracht, dass ich nicht schlampig rumlaufen soll. Da musste ich öfters eine geliebte Hose wegwerfen, nur weil am Knie ein Loch war. Und geflickte Hosen auch waren schlampig. Zudem signalisierten sie Armut. Damals wollte man alles, aber nicht arm sein.
Die Erziehung hat funktioniert.
So habe ich später sehr darauf geachtet habe, keine beschädigte Kleidung zu tragen. Habe viele Anzüge und Krawatten gekauft. Wollte immer schick gekleidet sein. Kurze Hosen waren die Ausnahme in der Freizeit. Die waren ja auch im Business unvorstellbar.
Das hat sich geändert. Heute ziehe ich – sobald es halbwegs warm ist, nur noch kurze Hosen an. Wenn meine kurze Jeans abgefuckt ist und ein paar Löcher hat, dann bin ich stolz darauf. Zeigt das doch, dass ich mittlerweile die Dinge nicht mehr wegwerfe. So ziehe ich auch gerne „ausgewaschene“ Pullover und T-Shirts an.
Und werde immer noch geschimpft, wenn ich so rumlaufe. So wie als Kind, nur dass es heute nicht mehr meine Mutter ist, die mich schimpft. Weil die schon tot ist.
Schimpfen hilft bei mir nicht mehr so richtig.
Da freue ich mich drüber. Und auch im Urlaub mache ich um jeden T-Shirt-Laden einen großen Bogen.
RMD