Ein Reisebericht der anderen Art (4).
Die folgende Episode mit der in dieser entstandenen Botschaft ziehe ich im Bericht ein wenig vor, weil sie mir persönlich sehr wichtig ist. Die Reise war schon fortgeschritten. Wir waren mitten drin in Sibirien und bald sollte es in Richtung Mongolei gehen.
Ich stand unter dem Eindruck der Erlebnisse der ersten Woche. Mit der Stalinzeit wird in Russland nach unseren Reiseerlebnissen bewusster umgegangen als wir dies mit der Hitlerzeit tun. Denn wir beschränken und beschäftigen uns doch vor allem mit dem Holocaust. Dabei vergessen wir nur zu gerne den restlichen Irrsinn der deutschen Geschichte. Und wiederholen vielleicht auch deshalb wieder die alten Fehler.
Auch der religiöse „rebound“ in Russland hat mich bestürzt. Dieser ist in meiner Wahrnehmung nicht real, sondern ein „Fake der Mächtigen“. Aber dazu im übernächsten Artikel.
Wir waren in Ulan Ude und sind unserer lokalen Führerin auf ihrem unterhaltsamen bis nachdenklichen Spaziergang durch die Stadt gefolgt. Wie alle unsere lokalen Führer war sie total von ihrer Stadt und der Toleranz ihrer Heimat begeistert. Ich befand mich am Ende unserer mittlerweile „schönen Gruppe BLAU“ und philosophierte ein wenig mit Valeri, der die Rolle des „Lumpensammler“ übernahm und sich zurück hielt, auch um den „lokalen Guides“ die Schau nicht zu stehlen.
Und dann ist es passiert. Ein Gedanke folgte dem anderen – und heraus kamen drei Gebote.
Bleibe
im Kopf kühl,
im Herzen heiß und
an den Händen sauber!
Dann bleibt (wird) alles gut 🙂 !!!
Über diese einfache Regeln musste ich auf der restlichen Reise viel nach denken. Irgendwie ist das die Formulierung, die mein Lebensmotto beschreibt. Das war mir bisher nicht so klar.
Lasst uns kurz diese drei „Gebots-Metaphern“ diskutieren.
Der kühle Kopf schützt uns. Das heiße Herz erhält uns am Leben. Und die sauberen Hände sind wichtig für unsere soziale Situation. Ganz einfach.
Für mich ist das eine gute Handreichung, wie man langfristig glücklich und erfolgreich (im Sinne von zufrieden) werden kann.
Diese drei Regeln machen mehr Sinn als die bekannten „Zehn Gebote“ des Moses.
🙂 Und sie sind auch praktischer. Allein schon weil es nur drei sind. So kann man sich diese sich ein Leben lang problemlos merken. Unterstützt von der Eselsbrücke:
Kopf, Herz, Hände.
Erst vor kurzem wieder einmal erlebt, dass kaum mehr ein Mensch die „Zehn Gebote“ auswendig vortragen kann – wie ich auch niemanden mehr kenne, der das „Vaterunser“ fehlerfrei vorbeten kann. Beides können in der Regel nur noch die Systemagenten.
So unsinnige Vorgaben wie das Gebot „Du sollst nicht lügen“ und ähnliche weitere enthalten sie auch nicht. Weiß doch ein jeder, dass eine Lüge sehr oft das kleinere Übel ist und durch sie großer Schaden und Unglück vermieden werden kann.
Obwohl (oder weil?) ich sehr stark katholisch indoktriniert wurde, haben mich alle Arten von Religionen und Begriffe wie Schuld und Sühne und Moral immer ziemlich „kirre“ gemacht. Auch die heute sehr aktuelle Form der „Kirche der Vernunft“, auf die viele meiner Zeitgenossen zu schwören scheinen, konnte mich nur beim ersten Kennen lernen begeistert – dann bin ich auch vor ihr geflohen.
So möchte ich Euch ganz herzlich grüßen! Euer hedonistischer Anarchist oder anarchischer Hedonist (ganz wie Ihr wollt).
Morgen geht es dann weiter mit meiner Urlaubslektüre im Zug.
RMD
Nachsatz:
Dass ich gefühlt ein Anarchist und Hedonist bin (oder sein möchte), war ich mir lange nicht bewusst. Auch nicht, dass ich das Paar Anarchismus und Hedonismus auch ganz rational als ein allgemein gültiges vernünftiges Lebensprinzip sehe. Und mit meinem Hedonismus gerne andere Mensche anstecke.
Das ist für mich so formuliert neu. So wie die drei Regeln oben neu sind. Aber beides haben ich und wir nicht erfunden, auch wenn es uns neu erscheint. Wahrscheinlich ist das alles schon mehrfach gesagt oder geschrieben worden. So wie es für alles schon irgendwo ein Urheberrecht geben dürfte !? Was bedeutet, dass es keines geben darf. So fordere ich:
„Alle Macht für niemand!“
Wenn die Menschheit jedoch alles Wissenswerte und Kluge schon mal gedacht, gesagt oder geschrieben haben sollte, dann sehe ich keinen Sinn und keine Rechtfertigung mehr, dass sie noch länger überleben sollte. Ihr baldiges Ende, das sie selber mit der Zerstörung des Planeten eingeleitet hat, erscheint mir absolut stimmig und logisch. Genug ist genug.
Vielen Dank fürs Lesen!