Wie aus dem Gedanken „future is female“ ein Zyklus wurde.
Dreimal habe ich versucht, deutlich zu machen, wie wichtig FRAU für Zukunft ist.
Beim ersten Versuch habe ich absurde Gesetze in der deutschen und französischen Geschichte gefunden. Mir ist aufgefallen, dass die Substantive Zukunft, Sonne und Mond in den drei europäischen Sprachen Deutsch, Englisch und Französisch verschiedenen Geschlechts sind.
Im zweiten Artikel stand das Thema „Gleichheit der Geschlechter“ im Fokus.
Beim meinem dritten Beitrag des „future is female“-Zyklus habe ich mich an abstrakten Substantive im Deutschen und ihren Geschlechtern erfreut und mich gefragt, wie das in den anderen Sprachen ist und welche Auswirkungen die Sprache eines Menschen auf dessen Lebensgefühl haben könnte?
Heute ist der „internationale Frauentag“. Also widme ich meinen Beitrag und den ganzen Zyklus den Frauen unserer Welt. „future is female“ ist aber nur ein Subthema von „future is diversity“. Weibliche Teilhabe ist eine Notwendigkeit um „diversity“ zu erreichen. Das ist aber noch nicht ausreichend.
🙂 Am Montag, den 8. März ist internationaler Frauentag. So steht es in meinem Kalender von Google und deshalb glaube ich es. Heute kommt der vierte Artikel und ich widme ihn – wie meinen ganzen Zyklus „future is female“ – am Frauentag allen Frauen. Denn der deutsche Slogan zum Weltfrauentag ist „Zukunft ist weiblich“.
🙂 Haben die das bei mir geklaut?
Was ist der Oberbegriff von „future is female“?
Wenn ich einer/einem meiner Enkel:innen erklären soll, was ein Buntspecht ist, dann gehe ich über die artenreiche Familie aus der Ordnung der Spechtvögel nach oben zu den Vögeln als einer Klasse der Wirbeltiere. Ich erkläre ihm oder ihr (man würdige bitte meine gender-gerechte Sprache im letzten Absatz) die Besonderheiten von Vögeln (ich schreibe bewusst nicht „Vögelinnen und Vögel“) zu anderen Tieren (Gefieder, Flügel, Vermehrung durch Eier legen …), grenze die Spechte von den Vögeln ab und erkläre am Schluß die Unterschiede des Buntspechts zu den anderen Spechten. Das Wissen dazu krame ich aus meinem Gehirn hervor und vervollständige es aus Wikipedia.
Wie in der Philosophie
Dieses nach oben gehen und abgrenzen ist genau das Vorgehen der Philosophie, wenn sie Begriffe erklären will. Ich wende diese Methode jetzt auf „future is female“ an. Da kommt mir als erstes der Gedanke, dass Aussagen wie „future es female“ auch eine Oberklasse hat wie der Specht mit den Vöglen. Die heißt „future is diversity“. Damit will ich erklären, warum „future is female“ nur eine Dimension von „future is diversity“ ist. Dass Frauen angemessen mitwirken, ist schon eine große Verbesserung. Allein das wird die vorhandenen Probleme jedoch nicht bewältigen. So kommen spannende Fragen:
Was bedeutet „future is diversity“?
Ich denke einfach assoziativ vor mich her. Vor kurzem habe ich ein Werbeprospekt gesehen. Da waren acht Bilder von drei weißen Frauen und fünf weissen Männern. Alle waren im strengen Business look und erinnerten mich an „katholische Weissbrote“. Den Begriff hat mal ein Freund von mir gebraucht, ich weiß aber nicht ob er der Urheber ist. Trotzdem verwende ich ihn hier, weil er mir gut gefallen hat. Und unter dem Bild stand „Wir leben diversity„.
Das fand ich seltsam. Sicher waren auch zwei ältere Menschen unter den acht Personen. Aber hallo, wenn in einem Kreis von acht Menschen – alle in derselben Uniform – drei weiblich sind und drei der Personen ein wenig älter als die anderen fünf jungen sind, ist dass dann schon diversity?
Was ist diversity?
Ich erinnere mich an einen snapshot einer „Zoom-Konferenz“ eines sehr jungen, modernen, weltweit aufgestelltem und erfolgreichen IT-Unternehmens. Das Startup hatte eine klasse Vision und Mission sowie ein super Geschäftsmodell. Das orientiere sich an Gemeinwohl-Ökonomie, sie machten ihr Geld mit Produkten und Dienstleistungen im Umfeld Open Source und haben nebenher ihre Leistung wichtigen NGOs umsonst zur Verfügung gestellt.
Die ungefähr 40 Mitarbeiter, die auf den Kacheln des Zoom-Bildes zu sehen waren, haben das Thema diversity ausgestrahlt und verkörpert. Das waren nicht nur die Unterschiede der Geschlechter, des Alters die Hautfarbe oder vielen verschiedenen Standorte auf allen Kontinenten der Welt. Jeder Kopf war einzigartig und hatte eine besondere und individuelle Ausstrahlung. Und der Typ mit Krawatte und Anzug war genauso dabei wie der im Surf Outlook oder die junge Dame im knappen sommerlichen T-Shirt.
Der nächste Schritt ist es dann zu fragen:
Was gibt es noch alles in der „future is diversity“-Klasse?
„future is female“ beschreibt nur ein wichtiges Thema der Vielfalt, die wir benötigen. Es gibt viel mehr: Arm und reich. Wissenarbeiter und Handwerker, Ethnien und Lebensrealitäten aller Art. Und so weiter.
Darüber lohnt es sich nach zu denken. Natürlich sollten FRAU und MANN immer gleich vertreten sein. Auch Gegensätze wie arm und reich, gebildet und ungebildet, modern und altmodisch, Chaoten und Erbsenzähler, Visionäre und Konservative, Träumer und Realisten, Lehrer und Lernende, Theoretiker und Pragmatiker …, sie alle und viel mehr müssen an der Veränderung mitwirken, damit diese gelingen kann.
Silicon Valley – ein Synonym für Vielfalt
Das Silicon Valley ist immer noch die Region schlechthin von Kreativität und Innovation. Es ist das Land der Erfinder und des Fortschritts. Eine Ursache könnte die „diversity“ sein. Es gibt wohl weltweit immer noch keine zweite „community“ von Menschen mit unterschiedlichen Kompetenzen und großer Vielfalt wie im Silicon Valley. Die kommen aus allen Kontinenten und treffen sich dort, um gemeinsam etwas Neues zu schaffen. Ich gehe mal davon aus, dass im „Valley“ auch viele Frauen bestimmender Teil dieser Teams sind.
Gegenbeispiel Bundestag
In der uns so wichtigen Demokratie gibt es ein Gegenbeispiel, das zeigt, wie miserabel die Ergebnisse werden, wenn es keine diversity gibt.
Im Bundestag dominieren Männer. Das ist in den letzten Jahren erfreulicherweise deutlich besser geworden, aber ist noch lange nicht ausreichend. Und manche der Frauen im Bundestag scheinen mir männlicher als MANN. Beamte und Juristen bestimmen unser Schicksal. Viele sind kinderlos, haben wenig Lebenserfahrung und nie in normalen Berufen gearbeitet. Die meisten haben ihr Leben lang in Parteien gedient, sind dort sozialisiert worden und haben seltsame Kompetenzen entwickelt. Die waren nötig, um sich in einer eigenartigen Kultur durchzusetzen. Nach einem zähen Karrierekampf innerhalb ihres sozialen Systems „Partei“ haben sie es gegen viele Konkurrenten auf die Kandidatenliste geschafft und sind dann oft aus für mich schwer nachvollziehbaren Gründen gewählt worden.
Mittlerweile beherrscht die vom Kapital gestützte und beeinflußte Oligarchie der Parteien alle politischen Ämter wie auch die meisten Verbände und Administrationen. Wenn eine Krise wie Corona kommt wundern wir uns über die Unfähigkeit unserer politischen und administrativen „Eliten“! Darüber kann ich mich nur wundern?
Was hat Zukunft und was nicht?
Dazu bilde ich zwei Unterklassen mit Begriffen zu „future is diversity“. Das Kriterium der Ordnung ist Zukunftsfähigkeit. Die Zukunft gehört eher den grünen als den roten.
Neben FRAU (future is female) haben Zukunft
•• Anmut • Denken • Dialektik • Ethik • in Frage stellen • Frechheit • Frische • Freiheit • Freude • Freundschaft • Gemeinwohl • Hoffnung • Klugheit• Kunst • Liebe • Lust • Mut • Neugierde • Philosophie • Seele • Schönheit • Schwäche & Stärke • Sympathie • Transparenz • Tugend • Verantwortung • Wärme • Weisheit • Zivilcourage • Zuneigung ••
Wenig Zukunft sollten haben
•• Abhängigkeit • Arroganz • Ausbeutung • Dummheit • Egoismus • Egomanie • Frust • Geheimschutz • Hass• Intrigen • Kälte • Leid • Lügen • Ignoranz • Kälte • Karriere• Lüge • Macht • Moral • Politik machen • Sucht • Vorteilsannahme ••
🙂 Wir sehen, es gibt mehr grüne als rote Worte. Das macht doch Hoffnung? Ich möchte aber nie schwarz-weiß oder rot/grün denken. Sondern immer soll gelten:
Sowohl als auch geht vor entweder oder.
Man kann die Klasseneinteilung auch anders formulieren. Das schöne Wörtlein vor („oder mehr als“) hilft uns dabei. Das agile manifesto hat es uns vorgemacht.
Individuen und Interaktionen gehen vor Prozessen und Werkzeugen
Funktionierende Software geht vor umfassender Dokumentation
Zusammenarbeit mit dem Kunden geht vor Vertragsverhandlung
Reagieren auf Veränderung geht vor dem Befolgen eines Plans
In diesem Sinn mach ich weiter:
Team vor Gruppe
Zivilcourage vor Gehorsam
Zukunft vor Vergangenheit
Reform vor Tradition
Verändern vor Bewahren
Bewegen vor Verharren
Bestimmen vor Wählen
Freuen vor Ärgern
Lust vor Frust
…
Das Linke geht vor dem Rechten, das bedeutet aber nicht dass das Rechte verschwindet oder total unwichtig wird.
Im nächsten Artikel versuche ich dann zu erklären, warum mir die Rettung des Planeten aus dem Abwärtsstrudel im Anthropozän als fast unmöglich erscheint und dass die Rettung des Planeten nur möglich ist, wenn der Anteil der „weiblichen Energie“ in unserem Denken und Handeln drastisch zunimmt und sich gegen die „destruktive männliche“ Energie durchsetzt.
Aber jetzt klappe ich meinen Laptop zu und gehe erst mal den Weltfrauentag feiern. Und schicke allen Frauen, die ich kenne, leider keine Pralinen und keinen Champagner aber dafür ein ganz großes
DANKE SCHÖN!
RMD