Mein(e) Boss(in) hat gesagt, dass
sie sich ein wenig über die aktuelle Mangelwirtschaft in dieser Welt der grenzenlosen Verschwendung freue. So eine Art morbider Freude an der Lust am Untergang (verursacht durch Dummheit).
Wie man täglich lese und erlebe, fehle es im wirtschaftlichen Prozess an allen Ecken und Enden. Ob elektronische Bauteile oder mechanische Fahrradteile, Papier für Bücher, Rohstoffe wie Holz und Magnesium, in vielen Bereichen gäbe es Engpässe und Lieferfristen bis Mitte nächsten Jahres. Entsprechend würden die Preise steigen. So auch bei der Energie.
Als Schülerin am Maria Theresia in Augsburg hätte sie schon 1965 in dem Fach BWL/VWL (betriebliche Wirtschaftslehre und Volkswirtschaftslehre) die Euphorie ihrer Lehrerin Eugenia Brain betreffend der globalen Arbeitsteilung nicht geteilt. Sie hätte diese eher als globalen Unsinn bewertet und ihre große Skepsis deutlich formuliert. Das hätte der Eugenia gar nicht gefallen, die Quittung wäre dann eine drei in ihrem Zeugnis gewesen, obwohl sie sicher eine Eins (mit Stern!) verdient hätte.
Und all ihre damaligen Argumente, wie Ausbeutung der armen Länder durch reiche (mit dem Ergebnis einer Verschärfung der sozialen Gegensätze), ruinöse Konkurrenz zwischen den Ländern (mit der Folge der Zerstörung der Umwelt), Vernichtung der gewachsenen Strukturen (und dem Entstehen neuer Abhängigkeiten) usw., hätte Eugenia weggefegt.
Jetzt aber zeige sich, dass die Kombination einer globalen „just-in-time“ Arbeitsteilung über Raum- und Zeit-Grenzen hinweg kombiniert mit maximaler Kosten- und Profit-Optimierung viele Nachteile hat.
Sie könne auch nicht zustimmen, dass die Ursachen für diese aktuellen Probleme nicht nur Korona, die Haverie im Suez-Kanal und eine schlechte Logistik in manchen Häfen wären.
Es liege vielmehr an einem System, welches zu komplex geworden wäre. Immer größer werdende zentrale Player, eine laufend zunehmende Produktvielfalt, steigende Komplexität, das permanente Erhöhen der Effizienz, das Überwinden der Zeit-Raum-Schwelle zu jedem Preis, das alles zusammen funktioniere nicht mehr.
Und wir erleben die Symptome des bevorstehenden Kollapses. Sie hoffe nur, dass der wahrscheinliche global-totale Zusammenbruch nicht auch die Versorgung der Menschen mit Nahrungsmitteln global in Frage stellt.
Anmerkung:
1969 habe ich Abitur gemacht. Ich sollte studieren (warum ist mir bis heute nicht klar) und musste mich entscheiden. Wirtschaftswissenschaft hat mich am meisten interessiert. Die war mir aber zu unwissenschaftlich.
Buchführung war für mich etwas Präzises und Wichtiges. Nur die ganze BWL fand ich sehr unlogisch. Zu vielen Themen konnte ich begründen, dass eine Theorie gut oder schlecht war wie auch für das Gegenteil.
So habe ich mich für Mathematik (mit dem ganz neuen Nebenfach Informatik) entschieden. Meine Einschätzung hat sich bestätigt. Bei den großen Konzernen habe ich erlebt: Wurde die Organisation zu zentral, war das schlecht und es wurde dezentralisiert, Wurde die Organisation dann dezentral, war das auch schlecht und es wurde wieder zentralisiert. So ging es immer hin und her, auch bei meinem ersten Arbeitgeber.
RMD