Mein Boss hat gesagt, dass
er einen schönen Beruf hat. Er unterstützt Menschen bei ihrer Heilung. Zusätzlich hat er konkret die Aufgabe, ein großes und sehr komplexes System, das bei einer Naturkatastrophe völlig zerstört wurde, gemeinsam mit vielen anderen Menschen wieder auf zu bauen.
Natürlich wolle er das zukunftsorientiert machen. Da kommt ihm der Slogan BUILD BACK BETTER zu Hilfe, denn es wäre doch schön, wenn man beim Wiederaufbau nicht wieder die alten Fehler wiederholen würde.
So versuche er Transformation als Chance zu sehen, was ihm ansatzweise gelingt. Er hat es auch schon geschafft, dass Kommunikation und Unternehmenskultur in seinem Umfeld agiler wurden.
Die eigentliche Herausforderung ist allerdings, wie mehr Partizipation gewagt werden kann. Da zu stellt sich die Frage:
Wie können wir unsere Demokratie irgendwo zwischen den Extremen der unreflexiven „wilden“ Basisdemokratie und des „unpartizipativem“ Top-down erneuern?
In diesem Bereich engagiere er sich und sammele viele Erfahrungen …
Die Corona-Pandemie hat bewirkt, dass man sofort in ein machtvolles altes Top-down System der „Pro-Corona-Maßnahmen“ oder in ein querdenkerisches fraglich basisdemokratisches Lager eingestuft wird.
Aber in dem „Corona-Pandemie-akzeptierenden Lager“ gibt es ebenfalls sehr viele, die mit den offiziellen Maßnahmen unzufrieden sind, ohne gleich „Querdenker zu sein“.
Hier weitere Fragen, die ihn derzeit umtreiben.
Warum nicht einen Demokratie-Entwurf mit vermehrten Volksabstimmungen, wie in der Schweiz wagen, als das ewig taktische Herumlavieren, möglichst keine Wähler wegen ihrer Stimmen verschrecken zu wollen und dann doch wieder hektisch top-down Durchregieren, weil man es versäumt hat, vorher einen einigermassen tragfähigen gesellschaftlichen Konsens herzustellen?
und
Wie kann man partizipativ-agiler werden, sich gleichzeitig wissenschaftlich seriös-verantwortungsvoll verhalten und klar von Querdenkern distanzieren?
Das eigentliche Thema laute für ihn:
Wie geht der Mensch mit Komplexität um? Wie reguliert er sein intrinsisches Bedürfnis nach Orientierung und Kontrolle in einer – aktuell doch sehr aus dem bekannten Ruder gelaufenen – Welt?
Hierzu hätte er in seinem Mikrokosmos viele kleine Erlebnisse gehabt, die ihn ermutigen, auch den „einfachen“ Menschen mehr Komplexität zuzumuten und gemeinsam nach Lösungen zu suchen und vorschnelle vermeintliche Lösungen kritisch zu hinterfragen, Unsicherheiten gemeinsamer auszuhalten usw.
(im Grunde Theorie U at its best …)
Bliebe noch eine zentrale Frage:
Welchen Einfluss haben die Lobbyisten der WELT AG auf die Verhinderung von mehr Demokratie?
Jetzt sei er endlich mal seine Sorgen losgeworden!
Anmerkung:
#MEINBOSS hat die Theorie U erwähnt. Diese wurde von am MIT von Otto C. Scharmer formuliert. Es ist eine soziale Technik/Methode, die „von der Zukunft her führen will“. Sie beruht auf „presencing“, es geht um das Öffnen des Denkens, Fühlens und Willens.
Die Theorie U kann man im Buch von Scharmer nachlesen, das im Carl-Auer-Verlag erschienen ist.
RMD