Ich habe auf einem Führungsseminar mal folgenden Versprecher eines Top-Managers gehört:
Man sollte seine Mitarbeiter so behandeln als ob sie Menschen wären.
Aus dieser (Freudschen) Fehlleistung ergibt sich schon die erste wichtige Bedingung:
In einem „ethischen Unternehmen“ dürfen Menschen nie auf ein Mittel zum Zweck reduziert werden!
Das wäre ein Verstoß gegen die Menschenwürde und könnte dazu führen, dass ein soziales System zu einem faschistoidem wird. Das darf und kann in einem „ethischen Unternehmen“ nicht passieren.
Es gibt sie aber wirklich, Führungsfolien, in denen die Mitarbeiter auf mit Kennziffern zu versehende Kostenfaktoren reduziert werden. Der Mensch wird zur fachlichen Skill-Matrix mit Kennwerten für seine Leistung ähnlich wie bei einer Maschine.
Und wenn er zum „under performer“ wird, muss er raus. Das alles sind „no goes“ (modernes Management-Deutsch, heißt so viel wie „ausgeschlossen“) für ein „ethisches Unternehmen“.
Auch ein „ethisches Unternehmen“ kann in eine Situation geraten, in der es entlassen muss. In einer solch sicher schwierigen Situation ist dann bewusstes Handeln nach sorgfältiger sittlicher Güterabwägung angesagt.
Ein anderes viel diskutiertes Thema ist die „gerechte Entlohnung“. Ein schwieriges bis unmögliches Unterfangen, das idealtypisch nicht erreichbar ist.
Deshalb würde ich dies nicht als notwendige sondern nur als nützliche Bedingung formulieren.
Ich wäre zufrieden, wenn ein „ethisches Unternehmen“ niemanden ausbeutet und ein wenig Bedürfnisgerechtigkeit in das komplexe System der „Entlohnung“ einbaut.
Das Gesetz zur Gleichstellung oder auch das Betriebsverfassungsgesetz, aber auch das Arbeitszeit- und Kündigungsschutzgesetz sind meistens nicht nutzbringend. Die Intention dieser Gesetze ist zwar gut und richtig, nur sind sie meistens nicht mehr zeitgemäß oder einfach schlecht gemacht.
Viel wichtiger für ein „ethisches Unternehmen“ ist es, die Interessen und Bedürfnisse der Mitarbeiter mit denen des Unternehmens in Einklang zu bringen. Dies ist nicht einfach – zu unterschiedlich ist oft die Interessenslage. Man denke in unserem Geschäft nur an das Thema „Einsatzort“.
Die Mitarbeiter sind die wichtigsten Stakeholder eines Unternehmens. Das wird nur funktionieren, wenn alle Mitarbeiter ein gesundes Verhältnis zu ihrem Unternehmen entwickeln können.
Sie sind die Elemente ihres Unternehmen, einem „ökosozialen Systems“. Sie müssen in der Lage sein, sich kritisch mit ihrem Unternehmen zu identifizieren und die Vorteile und Nachteile ihres Unternehmens realistisch wahrnehmen.
Das Modell des Fußballfans, der heute für seinen Verein in die Schlacht geht und morgen die Fahnen verbrennt, ist das Gegenteil von gesunder Identifikation. Das geht bei einem „ethischen Unternehmen“ nicht.
Die Ansprüche an die Mitarbeiter in einem „ethischen Unternehmen“ sind aber noch höher:
Sie müssen willens und fähig sein, die Entwicklung des Unternehmens mit voran zu bringen. Das ist die große Herausforderung!
Wenn Mitarbeiter innerlich gekündigt haben oder das Gehalt quasi zum Schmerzensgeld für die verlorene Lebenszeit wird, dann ist das „ethisches Unternehmen“ am Ende.
Aber auch wenn es Menschen im Unternehmen gibt, die in der Arbeitszeit halt so ihre Pflicht erfüllen und in der Freizeit auf blühen, ist etwas faul im „ethischen Unternehmen“.
Zusammenfassend könnte man sagen: Für ein ethisches Unternehmen ist es notwendig, dass die Mitarbeiter echte „stakeholder“ ihres Unternehmens sind und von niemanden als Mittel zum Zweck reduziert werden.
RMD
P.S.
Alle Bilder sind aus der Höhle von Diros – da wo Menschen schon in prähistorischer Zeit lebten und Handel trieben. Das letzte Bild zeigt den schönen Blick, wenn man nach einer halben Stunde aus der kühlen Höhle wieder in die heiße Sonne Südgriechenlands gelangt.