Wieso eigentlich – Konzepte?

Von fsc
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Mit diesem Eintrag möchte ich eine Reihe starten, in der ich Dinge hinterfrage, die – wieso auch immer – als selbstverständlich gelten.

Heute ziele ich dabei auf „Konzepte“ ab.

Mir fällt immer wieder auf, welche Aufwände für „Konzepte“ getrieben werden. Dabei hat sich z.B. in der IT-Welt mittlerweile eingebürgert, für Konzepte im Aufwand 50%-100% der eigentlichen Implementierung einzukalkulieren. (Dies gilt übrigens nicht nur für die IT-Welt. Wir lesen und hören oft genug von Unsummen für Konzepte und Studien zum Beispiel bei Bauvorhaben.)

Vor einer weitergehenden Betrachtung, sollten wir den Begriff „Konzept“ im Sinne des heutigen Eintrags betrachten.

Ein Konzept ist in erster Linie ein Dokument. In diesem Dokument werden Festlegungen für die Umsetzung niedergeschrieben. Dieses Dokument erstellen in der Regel nicht die Personen, die später die Umsetzung durchführen. Dies soll vorerst für die folgende Betrachtung reichen.

Wenn also diese Dokumente die gleichen Kosten verursachen, wie eine komplette Implementierung, was ist dann der Nutzen?

Ketzerisch gefragt: Wieso sollte ich solche Dokumente erstellen?

Ohne diese Dokumente hätte ich das Geld für einen kompletten Fehlversuch in der Implementierung! Wenn man die anzunehmende Lernkurve berücksichtigt, sollte spätestens das zweite Ergebnis auch überzeugend sein. Und wenn man sieht, wie viel Zeit auch in Konzepte gesteckt wird, sollte sich ein „konzeptloses“ Vorgehen auch zeitlich rechnen.

Zuerst einmal lässt man Konzepte von Fachleuten erstellen. Es soll ja etwas „Gutes“ dabei rauskommen. Hierbei gilt wie so oft: Der Prophet im eigenen Land zählt nichts. Also werden externe Fachleute mit der Erstellung eines Konzeptes beauftragt oder zumindest in tragender Rolle dazugeholt.

Vielleicht bin ich naiv: Meiner Meinung nach kennen sich die Mitarbeiter in einem Betrieb am Besten mit ihrer täglichen Arbeit oder ihrem Kerngeschäft aus. Klar muss man immer auch über den eigenen Tellerrand hinausschauen. Deshalb ist mein Vorgehen bei einer Konzepterstellung, dass durchaus externe Experten Ideen und Vorgehensweisen vorstellen, das eigentliche Konzeptpapier aber ausschließlich von den eigenen Leuten verfasst wird. Die externen Experten lesen das Konzept dann abschließend Korrektur. Damit wird sichergestellt, dass eigene Mitarbeiter den Inhalt des das Konzept beschreibenden Dokumentes verstehen. Das Wissen bleibt im eigenen Betrieb.

Hier kommen wir auch zu einem der Hauptzwecke eines Konzepts: Es dient der Kommunikation zwischen den verschiedenen Rollen (Z.B. Architekt, Umsetzer, Tester). Wenn das Konzept aber extern erstellt wird, ist der Ersteller für Rückfragen bei Unklarheiten möglicherweise nicht mehr greifbar.

Der Aspekt, dass ein Konzept der Kommunikation dient, kann nicht überbetont werden. Alle Verluste, die bei der Kommunikation entstehen, schmälern den Wert eines Konzepts erheblich.

Haben Sie schon mal beim Auftrag zur Erstellung eines Konzepts die folgenden Fragen des Auftragnehmers gehört:

  • „Für was brauchen Sie dass Konzept?“
  • „Wie wollen Sie das Konzept weiter nutzen?“

Wenn ja, Gratulation!

Hatten Sie eine Antwort parat?

Wurden Ihre Antworten dann bei der Erstellung auch berücksichtigt?

Fast immer wird ein Konzept für „Alles“ genutzt. Erstellt wird das Dokument meist als „Lektüre“, oft dazu im Word-Format. Damit ist ein Konzept nicht von Maschinen interpretierbar. Vergleichen wir hierzu mal Konstruktionspläne im Maschinenbau. Diese werden auch nicht mehr als Blaupausen in Papier weitergegeben. Längst sind es CAD-Dateien, die von modernen Bearbeitungszentren direkt verarbeitet werden. Auch die Einrichtungen zur Qualitätssicherung (Messtationen) interpretieren diese Dateien oft direkt.

Wann erzeugt ein Konzept also Mehrwert und sichert damit die Investition?

Ich habe im Folgenden eine Checkliste begonnen. Es würde mich freuen, wenn Sie mich über Kommentare zu diesem Beitrag unterstützen und wir die Checkliste zusammen vervollständigen!

Checkliste für Umgang mit Konzept

  • Wurde ich gefragt, was ich mit dem Konzept später machen will
  • Liegt das Konzept in maschineninterpretierbarer Form vor
  • Folgt das Konzept einem Modell (Metamodell)
  • Sind mehr als zwei Nutzungsformen für das Konzept vorgesehen und mit den späteren Nutzern abgestimmt (z.B. Architektur, Design, Implementierung, Test, Kommunikation Fachseite)
  • Ist das Konzept iterativ erweiterbar (verfeinerbar)

Wenn Sie nicht bei allen Checkpunkten einen Haken setzen können, sollten Sie überlegen, ob Sie das Konzept wirtschaftliche gesehen überhaupt wollen/benötigen…

FSC

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