ADIEU – BRD !?

Von admin
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Ich bin traurig. Weil mich stetig mehr das Gefühl bemächtigt, von der mir geliebten BRD Abschied nehmen zu müssen. Es ist Zeit, adieu zu sagen.

Viele Jahre durfte ich in unserer Gesellschaft in Frieden und angemessener Freiheit heranwachsen. Irgendwie konnte ich mir gar nicht vorstellen, dass man als anständiger Bürger einfach so ins Gefängnis kommen oder hingerichtet werden kann. Sondern dass in unserer Gesellschaft Recht und Ordnung vor Übergriffen des Staates und auch Dritter schützen würde.

Es war eine gute Zeit. Die Menschen haben sich in meiner BRD nach FRIEDEN gesehnt. Viele konnten das Wort FREIHEIT nicht definieren, aber viele haben trotzdem die FREIHEIT geliebt und sich nach ihr gesehnt.

Natürlich haben wir bemerkt, dass viele Lehrer – gerade in unserer Volkschule (1956 – 1960) als alte Nazis die Vergangenheit (das dritte Reich) verinnerlicht hatten und diese verherrlichten. Auch beim regelmäßigen Familientreffen bei den Großeltern wurde die Kluft fühlbar und verursachte unangenehme Konflikte. Denn mein Großvater mütterlicherseits war als SPD-Mitglied im annektierten Sudetenland im Widerstand und so im Dritten Reich vorübergehend inhaftiert.

Meine Eltern schwärmten dagegen noch von der heilen Welt und den Wohltaten des dritten Reiches – wie so manche damals. Sie waren taffe Adenauer-Fans und CDU-ler. Das hat die heile Welt des Sonntag-Kaffees dann oft doch politisch schwer belastet und ab und zu zerstört. Oft ging man im Streit auseinander und später haben das meine Kinder auch so erlebt.

Das alles hat mir keine Sorgen gemacht. Denn im Gymnasium (1960 – 1969) wurde es besser. Immer mehr junge Lehrer gab es, die unseren Lebens-, Friedens- und Freiheitswillen verstanden und sogar unterstützten.

Schon in jungen Jahren habe ich wahrgenommen, wie eine mächtige Lobby in der BRD permanent für Aufrüstung und Wiederbewaffnung gearbeitet hat. Das, obwohl die Mehrheit der Menschen die Nase vom Krieg wirklich voll hatte, die Friedenssehnsucht riesig war und man den Unsinn von Waffen wirklich verstanden und auch propagiert hat. Später in Wikipedia habe ich wunderschön sachlich gelesen, wie unser „Freiheitskanzler“ Adenauer schon lange bevor er zum Kanzler ernannt wurde, in konspirativer und verschwörungsmäßiger Art und Weise versuchte, die  die Wiederbewaffnung Deutschlands vorzubereiten.

Nach meinen Recherchen und Wahrnehmungen war die Politik Adenauers getrieben von der „Angst und dem Misstrauen vor den Russen“, die ich oftmals als „Russenhass“ erlebte.

Und politisch kam Adenauer mit Wiederbewaffnung und dem dazu gehörigen Aufbau Bundeswehr dann deutlich vor der DDR mit ihrer NVA (nationale Volksarmee) ans Ziel. Trotzdem erschien mir die Politik der BDR überwiegend friedlich zu sein. Das hat mich glücklich gemacht und war absolut in meinem Sinne. Bis auf die Kriege in Jugoslawien und die diversen sinnlosen Auslandseinsätze der Bundeswehr (z.B. Afghanistan dazu kamen).

Gefallen hat mir auch das Auftreten von BRD Vertretern im Ausland. Es war immer getragen von der Bereitschaft zur Völkerverständigung und -versöhnung und geprägt von Demut und Kooperationsbereitschaft. Das war sicherlich gut.

Meine erste persönliche intensive Erfahrung im „Ausland“ war zirka 1964 in Lyon. Ich war auf Schüleraustausch zwischen Eisenbahnerfamilien. Das war für mich sehr schön und lehrreich. Allerdings hatte ihre Gastfreundlichkeit für meine französische Gasteltern unangenehme Folgen. So gingen eine Reihe ihrer Freundschaften mit Nachbarn in Frankreich kaputt, weil sie einen „le boche“ in ihrer Familie aufgenommen hätten. Und das war für viele Franzosen damals inakzeptabel.

Damals war ich viel mit jungen Franzosen und Französinnen zusammen, und sie waren sich ALLE mit mir einig, dass die Zeiten von „le boche“ vorbei wären und es niemals wieder Krieg zwischen den „Erbfeinden“ Frankreich und Deutschland geben dürfe.

Die „68-Jahre“ gingen an mir vorbei. Die „RAF“ war mir zu gewalttätig. Die „bleieren Zeiten“ habe ich nicht als solche wahrgenommen. War ich zu blauäugig?

Was erlebe ich heute? Mir erscheint das Säbelrasseln und gigantische Investition in Waffen als logische Entwicklung, die der industriellen Massen-Vernichtung dienen. Hass bestimmt wieder unser kollektives Denken. Menschen die ihn verkünden, werden zu Helden. Die völkische Gemeinschaft wird in Europa wieder propagiert, obwohl wir als EU genau das in an den kollektiven Gesellschaften wie in China kritisieren.

Wir nennen das ganze Zeitenwende.

In fast allen Ländern Europas gibt es einen von Populisten getragenen „nationale Aufbruch“. Nicht nur im ehemaligen Westen wie Frankreich oder Italien, sondern auch besonders unangenehm in ehemaligen UDSSR- und -nahen Staaten. Man denke nur an Polen (da ist die Demokratie noch keinesfalls in einem sichern Hafen), Ungarn und in besonderer Ausprägung in den ehemaligen Mitgliedsstaaten der UDSSR wie im Baltikum und auch in der Ukraine.

In der Zeitwende wird der Dienst an der Waffe wieder zur vaterländischen Verpflichtung und der Tod auf dem Schlachtfeld zur Heldentat. Und in seltsamer Dämlichkeit beschwören wir die Zeitenwende und fordern Kriegstüchtigkeit ein. Wir opfern unseren Wohlstand einer nie gesehen Wiederbewaffnung und fordern dafür ein „totales Umdenken“ ein. Wir fordern auch die Wehrpflicht ein, wir müssen die „Volksgemeinschaft“ verteidigen und sollen dafür Opfer bringen.

Haben wir denn die Greuel und das Elend einer jeden Art von Krieg vergessen?

Ich liebe das Leben. Frieden ist Basis und Voraussetzung für personales Leben. Ich wünsche mir Freiheit und bin gegen jede Art von Zwangsdienst und Vergewaltigung.

Wir Menschen sind nicht dafür da, zu Gehorchen, Kämpfen und Töten sondern um zu Lieben und zu Leben!

RMD

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