Wunder oder Teufelswerk – Usain Bolt spaltet die Sportwelt

GruenauEs sieht schon aufregend aus, wie der jamaikanische Schlacks Usain Bolt über die Laufbahn im Berliner Olympiastadion fliegt, seinen 200m-Finallauf mit 50 Metern Vorsprung auf die Konkurrenz gewinnt.

Um 11 Hundertstel Sekunden drückt der Jamaikaner und neue Superstar der Leichtathletik seine eigene Rekordzeit (aufgestellt bei Olympia in Peking 2008) über die halbe Stadionrunde. Im Vergleich zu anderen Sportarten sind 0,11 Sekunden sicher nicht viel. Doch für den Bereich der Sprints ist das eine Welt.

Bereits vor einer Woche gewann Bolt den Sprint über die 100m vor seinem großen Konkurrenten Tyson Gay aus den USA. Auch da drückte Bolt den Weltrekord um 11 Hundertstel. Und das auf einer Strecke, die von der Geschwindigkeit her, schon als nahezu ausgereizt galt. Nach 9,58 stoppt die Uhr für den Jamaikaner, Konkurrent Gay bleibt mit 9,71 s zwei Hundertstel über dem alten Weltrekord.

Gays Ergebnis dabei ist durchaus normal. Dass die Besten ihrer Sportart in die Nähe der Weltrekordmarken vorstoßen können, ist nicht unüblich. Mal egalisieren sie die beste Zeit, mal wird sie knapp überschritten und mal wird sie knapp gebrochen. Aber dass die Rekordmarken geradezu in den Boden gestampft, nahezu pulverisiert werden, hinterlässt einen faden Beigeschmack. Zwar wurde Bolt bisher nie positiv auf unerlaubte Leistungssteigerer getestet, noch bestanden Unregelmäßigkeiten bei seinen Tests.

Dennoch fällt es schwer zu glauben, dass der Aufschwung des 3-Millionen-Einwohner-Staates Jamaika im Bereich der Sprints vom Himmel gefallen ist. Sicher verfügt der Karibik-Staat über ein hervorragendes Sportfördersystem, bei denen schon die Grundschüler sprinten und schon im Kleinkindalter die Talentsichtung beginnt. Und von der Flächendeckung der Talentsichtung her kann keine andere Nation Jamaika das Wasser reichen. Doch die gab es auch schon vor Bolt, als noch die USA einen Sprinttitel nach dem anderen einfuhren. Was hat sich verändert? Ist Bolt wirklich der Messias der Leichtathletik, der mit Talent und harter Arbeit Erfolge feiert?

Der Glauben daran fällt schwer. Über Jahrzehnte fielen die Sprintweltrekorde ein-, vielleicht zweimal pro Jahr. Und dann auch nur um ein- oder zwei Hundertstel. Ebenso ein fader Beigeschmack: In Jamaika gibt es keine Trainingskontrollen, gestand kürzlich erst die Weltantidopingagentur (WADA) ein.

So bleibt nur die Hoffnung der weltweiten Leichtathletikanhänger, dass die Leistungen des jamaikanischen Sunnyboys sauber sind und bleiben. Bolt könnte damit der Leichtathletik geben, was ihr in den letzten Jahren so sehr fehlte: Die Superstars, die Helden im Stadion.

Ich würde gern daran glauben wollen, dass Bolt das größte Talent der Leichtathletikgeschichte ist und wirklich der Superstar ist, den diese Sportart brauch. Doch zu oft stellten sich Weltmeister, Olympiasieger und Europameister quer durch alle Sportarten als schwarze Schafe heraus. Die Erinnerungen an den Fall der Marion Jones drängen ganz unwillkürlich wieder in den Vordergrund. Jones hatte zu ihrer aktiven Zeit eine ähnlich dominante Rolle gespielt, wie Bolt jetzt. Das Ende ist bekannt.

Ich persönlich halte Bolts Fabelzeiten nicht für möglich. Zu groß seine Überlegenheit, zu groß die Sprünge, die der 22-Jährige macht, zu weit der Vorsprung auf Gegner in der Weltspitze. Da halte ich es lieber so wie Wolf-Dieter Poschmann (ZDF-Kommentator), der nach Bolts 200-m-Sieg Vorschlug, die Kommentare einer Sportveranstaltung wie die Moderation der Lottozahlen zu beenden: „Alle Angaben, wie immer, ohne Gewähr“…

AG

Eine Antwort

  1. Nomen ist omen.
    „Bolt“ in English means to run (away) very fast.
    It also means a lightning stroke (Blitz).

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