Da ich aus „Liebe zur Mathematik“ dieses Fach studiert habe (und heute noch ganz erstaunt bin, dass man trotzdem „etwas“ werden kann), spricht mich dieses Thema (siehe Post von Herrn Lorbeer) besonders an.
Ich selbst hatte das Glück, viele sehr gute Mathematik-Lehrer erleben zu dürfen (sonst wäre ich heute vielleicht Mediziner oder Jurist), sehe aber häufig, welch Schaden angerichtet wird von Lehrern, die Formeln (oder Vokabeln oder Jahreszahlen) vermitteln, statt die Fächer zu benutzen, um junge Menschen für’s Leben stark zu machen.
In unserer Gesellschaft gilt ein Versagen in Mathematik als gar nicht schlimm. Politiker kokettieren damit, in Mathematik durchgefallen zu sein – wenn jemand zugäbe, Rechtschreibung nicht zu können, Goethe und Schiller nicht zu verstehen, gälte er als Ignorant – die viel ältere Geisteswissenschaft Mathematik nicht zu verstehen, gilt als chic. Dabei haben z.B. Euklid und Archimedes vor weit über 2000 Jahren viele Grundlagen gelegt auf denen unser heutiges Denken aufbaut – wenn man aber im Unterricht statt darüber zu sprechen nur c² = a² + b² – 2abcosγ vermittelt (ohne eine Vorstellung zu geben, wozu man diese Formel wirklich verwenden könnte), dann kann natürlich keine Freude an Mathematik aufkommen. Aber „Freude im Unterricht“ – darf das denn sein? „Freude an einem Fach“ – darf Lernen Freude machen?
Und selbst an der Universität spricht man immer mehr darüber, Studenten „fit für den Beruf“ zu machen oder die Inhalte schneller und besser in die Köpfe zu stopfen!
Ich habe viel Unterricht genossen, ohne dass man mich direkt auf ein Studium oder einen Beruf vorbereitet hat – viele der Inhalte habe ich schon wieder vergessen – aber vielleicht hat das „fit für’s Leben“ gemacht?
E2E