Anstand (von Dr. Frank Schütz)

Von fsc
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Ganz herzlich begrüßen wir in unserer Runde Dr. Frank Schütz!

Hier sein erster Post bei IF-Blog:

Soll der Staat den Kaufhäusern gebieten, werktags die Spielekonsolen erst ab späten Nachmittag einzuschalten?

– So klang es vor kurzem aus dem Radio.

Der Staat muss Komasaufen verbieten!

– Ist auch noch nicht lange her.

Dies hat in mir die Frage aufkommen lassen, wieso der Staat heute immer wieder um solche Regulierungen angerufen wird. Wie hat das denn früher funktioniert?

In meinen Überlegungen bin ich auf „Anstand“ gestossen. Dabei erschloss sich mir der Begriff Anstand als eine Art verteiltes, kollektives Gewissen (ungeachtet der „offiziellen“ Definitionen, die es natürlich dafür gibt).

Tante Emma hätte die Spielekonsole aus Anstand sowieso nicht eingeschalten beziehungsweise die rumlungernden Schüler weiter geschickt. Auch der Wirt am Eck hätte irgendwann den Zapfhahn zugedreht.

Da gab es diese globalen, gemeinschaftlichen Werte noch und sie wogen schwerer als heutige individuelle Ziele.

Kann es sein, dass es heute am Anstand fehlt?

Fragen wir weiter: Wie entsteht Anstand?

Meiner Meinung nach durch das Vorbild der Gesellschaft. Sie nutzt dabei als Druckmittel die „Ehre“. Wenn jemand keinen Anstand hat, erntet er auch keine Ehre, sondern eher Abscheu.

Vielleicht geht es Ihnen auch so?

Bei Ehre fallen mir die Jugendjahre ein, in denen man zum Beispiel noch „um die Ehre“ gewettet hat. Wenn ich ehrlich bin, war das zu meiner Zeit schon fast eine Floskel, wobei es doch noch einige recht Ernst damit meinten.

Kennen Sie heute noch einen Jugendlichen, der das Wort Ehre aktiv benutzt? Ich meine damit einen durchschnittlichen Jugendlichen unseren Kulturkreises (kein rechtes Spektrum oder andere „Extremisten“).

Wenn also die Ehre nichts mehr Wert ist, dann kann es um den Anstand auch nicht mehr gut bestellt sein. Es gibt keinen Grund mehr Anstand zu haben.

Wieso schreibe ich nun solche Gedanken in einem Blog wie diesem?

Ganz einfach:

Mir sind doch noch Leute eingefallen, denen Ehre etwas bedeutet!

Es sind auch junge Leute darunter. Leute aller Schichten und Hintergründe. Ich spreche von den OpenSource’lern. Sie setzen sich hin, leisten einiges und das ganze nur für die Ehre und Anerkennung dabei zu sein.

Wenn wir die Sache nun weiter untersuchen: In jeder OpenSource-Gemeinschaft (Community) finden wir auch einen Anstandsbegriff. Verhaltensregeln gelten, meist ohne eine übergeordnete regulierende Instanz. Und sie funktionieren! Nehmen wir zum Beispiel die Netiquette. Da wird Leuten, die mit dabei sein wollen unmissverständlich erklärt, dass hier ohne Begrüßung oder ohne Unterschrift gar nichts läuft.

Am eindrucksvollsten zeigt sich mir der Anstand aber in den Lizenzen. Viele OpenSource-Communities nutzen für ihre liebevoll umgesetzten Ideen Lizenzen, welche es anderen erlauben, sie sogar kommerziell weiter zu verwerten.

Das finde ich eine anständige Sache ;-).

FSC

(FSC hat nichts zu tun mit einem gleichnamigen IT-Konzern sondern ist das Kürzel von Dr. Frank Schütz!)

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