Das Konzept des „schwarzen Schwans“ ist aus der Annahme „Alle Schwäne sind weiss“ abgeleitet. Der „schwarze Schwan“ war eine Metapher für etwas das es nicht gibt.
Seit diese Vögel jedoch im 17. Jahrhundert in Australien gesehen wurden, steht der Ausdruck für ein eigentlich unvorstellbares Ereignis, das dennoch passiert ist, z.B. am 11.9.2001.
Das Buch handelt von Prognosen, von der Bedeutung dessen, das wir nicht wissen und vom Ungewissen, Unvorhersehbaren und Unbekannten, auf das wir uns dennoch vorbereiten müssen. Für Manager ist es in diesem Sinne eine Muss-Lektüre.
Für den Autor wird der Lauf unserer Welt beherrscht durch das Extreme, Unbekannte und sehr Unwahrscheinliche, während sich unsere Aufmerksamkeit auf das Bekannte und sich wiederholende fokalisiert. Demnach haben unsere Voraussagen nur die Chance in Bezug auf das Regelmässige und Gewöhnliche zuzutreffen, jedoch nicht auf „schwarze Schwäne“.
Ich bin weder Mathematiker noch Statistiker. Mein Verständnis für Talebs Ausführungen über Wahrscheinlichkeiten, Unsicherheiten, Zufall und Wissen ist demnach eher oberflächlich. Trotzdem habe ich die Lektüre genossen, erinnert sie mich doch an meine vergangenen Jahre als Salesmanager und die permanente, nervenzehrende Konfrontation mit der „Notwendigkeit“ von Umsatzprognosen und Businessplans.
Derartig ätzend unproduktive Aktivitäten führten unweigerlich (wie sollt ich’s anders machen) zu Tabellen und Aufstellungen aus Vergangenheit, in der vergeblichen Hoffnung, der Zukunft auf die Spur zu kommen. Gnadenlos zerpflückt der Autor die Effizienzillusion dieser, von unseren Technokraten heiss geliebten, Zahlenfriedhöfe.
Die hierzulande hochgeschätzte Erfahrung wird durch das köstliche Truthahngleichnis in Frage gestellt.
Aus klimatisierten Konferenzräumen, wo powerpoint-trunkenes Modelldenken zelebriert wird, schickt uns „Der schwarze Schwan“ in die unwirtlichen Gefilde des empirischen „trial and error“.
Schwarze Schwäne sind seltene und überraschende Ereignisse, mit spektakulären, positiven oder katastrophal negativen Auswirkungen. Taleb vermittelt keine Rezepte, um das vorauszusehen was man nicht voraussehen kann. Er versucht aber zu zeigen wie man sich vorbereiten kann, auf den segenreichen positiven schwarzen Schwan und auf seinen apokalyptischen, negativen Zwillingsbruder: Mit einer Mischung aus waghalsiger Agressivität und extremem Sicherheitsdenken.
Man mag zum Inhalt stehen wie man will. In jedem Fall ist „Der schwarze Schwan“ hochaktuelle, geistreiche Gedankennahrung, brillant, unterhaltsam und verständlich geschrieben, „food for thought“.
Es ist unmöglich die Zukunft vorauszusehen ohne in ihr gewesen zu sein. Das ist ein Allgemeinplatz! Dennoch versuchen wir es immer wieder und blenden aus, dass die meisten Prognosen, zumindest in den Wirtschafts- und Sozialdisziplinen, eigentlich schon zum Zeitpunkt ihrer Entstehung falsch sind.
Spielt aber eigentlich keine Rolle. In den Planungsgremien unserer globalen Multis und Grossunternehmen herrscht sowieso nur… Wunschdenken.
Unbedingt lesenswert!
HPK