Der oben angeführte Untertitel klingt nach hochtrabend überlegenheitsbewusstem Bildungsbürgertum, beim Titel denkt man an Amöben, Reptilien und fleischfressende Pflanzen.
Tatsächlich schreibt Reinhard eine umfassende, interessante, unterhaltsame, teilweise sogar amüsante, lehrreiche, spannende Geschichte der Entwicklung von alltäglichen Sitten, Gebräuchen, Gewohnheiten und Institutionen im europäischen Kulturraum, die faszinierende Historie unserer Lebensart und Weise. Thematik, Inhalt, Aufbau und Sprache prädestinieren das Buch eigentlich zum Bildungsbestseller, trotzdem dümpelt es auf der Amazone Bestsellerliste lediglich auf Platz 420.792, immerhin 418.132 Ränge hinter Schwanitz.
Der Inhalt steht auf drei Grundpfeilern:
Das Leben und der Umgang des Menschen mit seinem Körper. Es kommen Sexualität, Nacktheit, Gesundheit, Krankheit, Heilkunst, Ernährung, Hunger, Hygiene, Kleidung und vieles mehr zur Sprache.
Der Mensch im sozialen Umfeld seiner Mitmenschen erfährt Erziehung und Bildung, erlebt Gewalt und Krieg, ist Mitglied von Familie, Gruppen und Schichten, Objekt von Politik, Recht und Strafe, durchläuft Kindheit und Jugend.
Erfahrung und Umgang des Menschen mit seinen Umwelten richten den Blick auf Raum, Natur, Lebensqualität, Bauen, Wohnen, auf Kommunikation, Transzendenz, Rationalität, die Auseinandersetzung mit Zeit und Geschichte.
Im Laufe der Seiten entsteht ein mosaïkhaftes Panorama aus manchem, das wir für selbstverständlich hinnehmen und es erstaunt wieder entdecken und vielem alltäglichen, das den Mensch erst zum Menschen macht.
Im Mittelpunkt der Geschichte von Wolfgang Reinhard stehen weder Könige, noch Kriege, keine Eroberungen und schon gar keine Daten. Im Zentrum stehen nur wir und unser Leben.
Unbedingt lesen!!!
HPK