Humorvoll, geistreich und erklärend führt uns Jochen Hörisch durch das Labyrinth moderner Theorien, Produkte der fulminanten Kreativität und hohen Produktivität der letzten 50 Jahre in den Geistes- oder Humanwissenschaften.
Der Autor geht von der Feststellung aus, dass die Theorien der Moderne und Postmoderne nicht mehr den Anspruch erheben heilende Kräfte mit absoluten und ewigen Wahrheiten darzustellen, sondern Bausteine sind, aus denen die Individualisten der Lego-Generation Weltbilder basteln konnten, Placebos für zumindest zeitweise Linderung quälender Weltschmerzen.
Philosophisch unterbelichtete Leser stehen vor einer Liste alphabetisch geordneter Gehirnstürme. Auf geduldigem Papier detailliert der Autor seltsame Fragen und dunstige Antworten, versucht abstrakte Gebilde, mit verschwommenen Konturen, in halbwegs geradlinige Gestalten zu modellieren. Am Horizont dämmern Fragezeichen, „Nun steh ich hier ich armer Tor und bin so klug wie je zuvor!“
Solide Vorkenntnisse und reichhaltiges Hintergrundwissen führen zum Hochgenuss. Die Pillen und Elixiere der „Theorienapotheke“ sind reichlich gewürzt mit Zitaten aus den Originalwerken. Hönisch plaudert munter im Philosophenjargon über Langzeit- und Nebenwirkungen. Eine hochgradig inspirierende Lektüre für alle, die Abstraktion als konkreten Aktionismus geniessen.
Die „Theorienapotheke“ ist mitnichten ein Konversationslexikon für intellektuell angehauchte Cocktailparties. Trotzdem und vielleicht gerade deswegen sollten viele dieses Buch…
Unbedingt lesen!!!
HPK