« Überflieger » – Malcolm Gladwell « Wundertüte der Banalitäten »

Von HPK
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uberfliegerMalcolm Gladwell hat dem 21. Jahrhundert 2 hervorragend recherchierte und durchdachte Werke voll von brillanter, geisterfrischender Originalität geschenkt: „Tipping Point“ und „Blink“.

Entsprechend hoch sind die Ansprüche an „Überflieger“. Mit leuchtenden Kinderaugen öffnet der Leser begeistert den kalkweissen Paperback in Erwartung eines blitzenden Feuerwerks und findet doch nur bunt eingewickelte, fade Banalitäten.

In nettem Plauderton serviert uns Gladwell, untermalt von durchaus unterhaltsamen Episoden aus dem Leben von Berühmtheiten aus Kultur, Wirtschaft und Sport, einen ernüchternden Cocktail der Binsenweisheiten:

Talent allein genügt nicht. Herausragende Fähigkeiten wollen entwickelt werden, mit beinharter Arbeit und intensivem Training. Der Autor zitiert die magische Zahl von 10.000 Stunden. Viel wichtiger, Erfolg stellt sich nur ein bei optimalen Rahmenbedingungen, ausreichenden Chancen und Opportunitäten, man muss einfach Glück haben.

Gladwell will das vielgepriesene Talent, die hochgeschätzte „eigene Leistung“ entmythisieren und läuft dabei Gefahr nur Trost und Ausrede für frustgeplagte „Looser“ zu schaffen. Träume von leichtem Geld und schnellem Ruhm zerfallen in Scherben.

Talent, Arbeit, Glück, die Konditionen sind gnadenlos selektiv und darum schaffen es auch nur einige wenige. Mehr erfahren wir auf den ersten 176 Seiten der amerikanischen Ausgabe nicht, sind da aber schon zu 62% „through the book“ und das ist für 18,70 € herzlich wenig!

Der Rest ist bedeutend besser: Ein Leckerbissen über ethnologische Hintergründe von Flugzeugunglücken und die Bedeutung des Reisanbaus für schulische Leistungen im internationalen Vergleich. Diese Kapitel (7 und 8)  sind vielleicht hochspekulativ jedoch in jedem Fall lesenswert.

Deswegen brauchen Sie das Buch aber nicht zu kaufen. Die 73 Seiten schaffen Sie lässig in der Leseecke bei Hugendubel am Sonnabendnachmittag.

Danken Sie mir für die gesparten 18,70 €, das ist heutzutage gutes Geld.

Hans-Peter Kühn

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