VIII. Ulaan Baator – Beijing 14.6.09 – 15.6.09
Im Train no. 4 aus Moskau herrscht gediegener Luxus. Dicke Teppiche und mannshohe Fenster in den Gängen, geräumige Abteile mit 2 Betten, einer Sitzecke mit Tisch, rotbraune Wandverkleidung, individueller Waschraum mit Dusche, Wandschrank, air conditioning.
Im mongolischen Speisewagen blitzen weisse Tischdecken vor exotisch geschnitzten Holzpanelen, die Speisekarte verspricht viel, die Küche enttäuscht nicht.
Langsam erobern Sand und Staub das Flachland der horizontlosen Weidegründe. Fliehende Gazellen und wandernde Wildpferde sind rare Bewohner der trockenen Einöde, der Wüste Gobi. Phantomhafte Städte gebären unter glühender Sonne blassgraue Häuser in menschenleeren, sandigen Strassen. Ausgeweidete Kasernen und Bunker sowjetischer Militärbasen stehen verlassen.
Die Wüstenromantik ist grausam, die Umwelt feindlich, das Leben entbehrungsreich.
Mit Einbruch der Nacht erreichen wir die Grenze bei Sainshande. Die Formalitäten sind schnell erledigt, inklusive Fieberthermometer auf der chinesischen Seite. Beim Wechsel der Drehgestelle vergehen 2 Stunden. Schliesslich rollt der Zug durch ein monumentales Portal nach China. Die Uniformierten auf dem Bahnsteig salutieren respektvoll, zackig.
Am Morgen liegen die Ausläufer der Gobi hinter uns. Wir rollen am Fuss einer spärlich bewachsenen Gebirgskette. Einige Stunden vor Beijing ist die chinesische Mauer an den Hängen in der Ferne deutlich zu erkennen. In den Niederungen wechseln Maisfelder mit Obstgärten und den graubraunen Ziegeldächern der bäuerlichen Lehmhäuser.
HPK