XII. Lhasa – Xian 25.6.09 – 26.6.09
Lhasa verabschiedet sich mit leichtem Nieselregen, grauem Himmel und kühlem Wind. Wir kramen Windjacken und Pullover aus den Tiefen unseres Gepäcks.
Die Reise nach Xian ist kurz, nur zwei Tage und eine Nacht… Bald zerreisst die Wolkendecke und das tibetanische Hochplateau zeigt sich in seiner ganzen Glorie. Gipfel, Gletscher, Schneefelder und endlose Weidegründe bilden ein faszinierendes Kaleidoskop, eine Hymne an Macht und Schönheit der unberührten Natur.
Die Landschaft vor Xian ist eine stundenlange Folge von Schluchten, Tunneln, dicht bewachsenen Hängen, fruchtbaren Tälern, Seen und Flussläufen.
Auf dem Bahnhofsvorplatz springt uns drückende Schwüle ins Gesicht. Kein Taxi weit und breit. Schliesslich pferchen wir uns mitsamt Gepäck in ein Tuk Tuk. Am Hotel verwehrt der Wächter unserem Gefährt die Auffahrt zur Rezeption.
XIII. Xian 26.6.09 – 27.6.09
Im kühlen air conditioning und dezenten Luxus des Hotels Mercure geniessen wir ein sündenteures (20€ pro Person) Dinner mit Austern, Jacobsmuscheln, Calamares, Steaks und diversen Salaten. Beim Digestif in der Bar herrscht menschliche Wärme. Zwei wohlproportionierte, blonde, sparsam bekleidete junge Damen schmiegen sich willig an die Schultern von französischen Geschäftsleuten.
Die eigentliche Attraktion von Xian ist jedoch weder kuschelig noch sexy: Die terra cotta Armee des ersten Kaisers, Quin Shi Huaghdi, Begleitschutz des Herrschers im Reich der Toten, gehört zu den top 10 der Sehenswürdigkeiten auf dieser Welt. Monumentale Strukturen aus hellgrauen Steinquadern beherbergen die drei Ausgrabungsstätten und die Eingangshalle mit den halb-lebensgrossen Tonpferden und Bronzewagen.
Hauptanziehungspunkt ist Graben Nummer 1. In geordneter Schlachtreihe stehen hunderte von Kriegern aus allen Regionen Chinas, in voller Rüstung, nach Waffengattungen gruppiert, aufrechte Fusssoldaten, kniende Bogenschützen, Reiter. Jede Figur misst beeindruckende 1,96m. Die unterschiedlichen Gesichtszüge bezeugen eine multikulturelle Truppe, rekrutiert aus allen Volksgruppen Chinas, Han, Mongolen, Tartaren… Was den Gesichtsausdruck betrifft ist jeder Krieger ein absolutes Unikat. Die Waffen der erstarrten Kämpfer sind getrennt ausgestellt.
Die drei Gräben zeigen nur einen kleinen Ausschnitt einer gigantischen Schlachtordnung von geschätzten 20.000 bis 40.000 Mann. Die Ausgrabungen werden langsam und mit peinlicher Vorsicht vorangetrieben. Der originale Anstrich der Figuren widersteht der Luft nur wenige Tage, zahlreiche Exemplare sind abgedeckt.
Die Weltwunder aus Tonerde sind inmitten eines gewaltigen Konsumspektakels in Szene gesetzt. Der Anmarsch vom ticketcounter zu den Gräben ist ein Spiessrutenlaufen durch eine nagelneue Fussgängerzone, flankiert von Souvenirläden, Getränkeständen, Fast Food Restaurants. Das open air shopping center erstreckt sich über eine gute Meile und tönt von Musik aus Lautsprechern, den krakehlten Kommentaren von Verkäufern, sowie den Appellen der Führer, die krampfhaft versuchen ihre Gruppe zusammenzuhalten. Eine kleine Dose Tsing Tao kostet hier den horrenden Preis von 3€.
Die Besuchermenge, mehr als 90% Chinesen, amüsiert sich wie Bolle.
Wir nehmen den Nachtzug nach Shanghai. Die Reise verläuft glatt und ereignislos.
Praktische Hinweise
* Logis
Das Mercure Renmin Square – 319 Dong Xin Street – Xian ist unbedingt zu empfehlen.
72€ für ein riesiges Doppelzimmer. Das Hotel liegt zusammen mit Grand Merkur und Sofitel in einem privaten Park, in unmittelbarer Nähe des Stadtzentrums und nicht weit vom Bahnhof.
* Besichtigungen
Für den Besuch der Terra Cotta Armee organisiert der Hotelportier ein Taxi. Kostenpunkt 40€ für 4 bis 5 Stunden.
Der Eintritt kostet 9€/Person zuzüglich 11€/Person für das Quin Mausoleum, wo ausser einem Tumulus nichts zu sehen ist und die hot springs, eine nette chinesische Villa mit Park und Karfenteich, ehemalige Residenz von Tschiang Kai Tschek.
HPK