Carl – und die Fluten im Schlafzimmer

Carl und Gerlinde (88)

Also – irgendwie wollte die Unglückserie bei Carl und Gerlinde nicht abreißen: nicht nur, dass seit Monaten von den Mauersockeln ihres bisher angenehm bewohnbaren Hauses in immer rascherer Abfolge, die braune Farbe abplatzte, zerbröselte nun auch noch entlang der Terrasse in Pflasternähe urplötzlich der Verputz. Und nach der Reparatur des Flachdaches zeigte der originell skurrile, gelbbraune Wasserfleck im Wohnzimmer neuerdings wieder bei jedem Regenguss eine deutlich zunehmende Tendenz sich zu vergrößern…

Kein Wunder, dass dann im Wochentakt in den neunzehn Räumen und Vorräumen der bescheidenen Hütte mindestens eine oder zwei Glühbirnen ihren Geist aufgaben, denn wer wollte so ein Schlamassel schon ständig beleuchtet sehen!

Ja – und als die fast neue Miele Spülmaschine sämtliche frisch gereinigten Gläser noch mit einem undurchdringlichen Grauschleier überzog, und die Putzfrau Alexia, fast gleichzeitig im Heizungskeller knapp vor der Wasseruhr ein niedliches Pfützchen entdeckte, waren alle froh, dass sich darin wenigstens noch keine Kaulquappen und Fischlein tummelten…

So bescheiden konnte man werden!

Nur als dann Alexia, nach längerer Auszeit wegen Krankheit, plötzlich auch im Schlafzimmer unter dem linken unteren Endstopfen des 1Meter85 breiten Heizkörpers ebenfalls ein Pfützchen entdeckte, war endgültig Schluss mit Lustig! Da wollte sich auch Gerlinde nur mehr heulend unter ihrer Bettdecke verkriechen, oder das Weite suchen. Aber immerhin konnte sie sich soweit einkriegen, dass sie wenigstens eine Plastik Schüssel unter das Getropfe platzierte…

Glücklicher Weise fand Carl, die von Gerlinde bezeichnete Überflutung ihres Schlafraumes, weniger dramatisch, als er abends aus der Firma kam, da Gott sei Dank gerade nur der Boden des Gefäßes angefeuchtet war – obwohl der gesamte Endstopfen gründlich eingenässt war, so dass keinerlei Zweifel bestand, dass hier auch das Wasser austrat!

Und natürlich war auch klar, dass er morgen früh sofort seinen Hausklempner verständigen musste, da schnellste Abhilfe dringend von Nöten war. Billig würde dieser Spaß auch nicht werden!

Carl konnte sich bei seinen nächtlichen Grübeleien auch gar nicht recht vorstellen, wie man das Wasser aus dem nicht gerade kleinen Heizkörper rausbrachte, ohne dabei den schönen, selbst verlegten Parkettboden im Schlafraum kaputt zu machen! Jedenfalls eine schlimme Sache –  das Ganze…

Und natürlich hatte die Firma Hase dann auch erst in vier Tagen an einem Donnerstag um 13.00 Uhr, einen Termin frei: da konnte sie den Herrn Gruber schicken! Carl war heil froh, dass er wenigstens einen Termin noch in diesem Monat bekam und gab sein Einverständnis, obwohl er ahnte, dass Gerlinde da schon etwas vorhatte. So war es dann auch: Gerlinde musste zu einer Geburtstagsfeier, die sie auf keinen Fall absagen konnte und wollte, so dass Carl gar nichts anderes übrigblieb als, sich für diesen Tag Urlaub zu nehmen.

Als es dann soweit war an diesem besagten Donnerstag, den er gemütlich mit Gerlinde, der FAZ und einem leckeren Frühstück anging, und Gerlinde aus dem Haus war, hatte er auch endlich Zeit, sich die ganze Angelegenheit noch einmal in Ruhe anzusehen. Vorher deckte er aber noch den Parkettboden weitgehend mit passenden Tüchern ab und legte wasserdichte Unterlagen bereit.

Als das dann auch geschafft war, und in 30 Minuten Herr Gruber eintrudeln sollte, wenn er einigermaßen pünktlich war, ging ihm plötzlich völlig unerwartet – blitzartig – eine Erinnerung durch den Kopf: hatte er nicht noch vor Weihnachten diesen selten aufgedrehten Heizkörper mit eine paar anderen entlüftet, da er immer nur im oberen Bereich warm wurde?

Ja – das hatte er!

Und konnte es nicht sein, dass er damals das recht schwergängige Ventil nicht ganz zugedreht hatte und es daher seit damals nässte: diese Feuchte schlich ja in diesem Fall an der äußeren Rippe als dünner Film nach unten, umspülte den Endstopfen und tropfte dann schön langsam auf den Parkettboden und das schon seit etlichen Wochen.

Tja – und als er, Carl, oben beim Ventil hin tappte, war auch wirklich alles feucht und das ging bis unten hin. Da er den Ventilschlüssel dabeihatte, brauchte er nur etwas kräftiger zudrehen – und der Spuk war vorbei!

Da läutete es auch schon an der Haustür und Herr Gruber trat laut grüßend, sogar mit einem Lehrling ins Haus…

Peinlich – oder?

K.H.

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