Im Dickicht der Künstlichen Intelligenz – oder die Abzweigung mit Katharina Zweig

Carl und Gerlinde (82)

„Ja – und dabei konnte man sogar von einer äußerst lehrreichen Abzweigung im KI-Dickicht sprechen…“, sagte Gerlinde spontan zu sich selber, als sie begeistert von einem höchst erbaulichen Vortrag über KI von dieser bekannten Informatikerin Katharina Zweig heimkam…

Und natürlich war auch für Gerlinde die Anmerkung von Frau Zweig vollkommen neu und überraschend, dass eigentlich bisher niemand so genau wisse, wie man ‚Intelligenz‘ im Zusammenhang mit KI zu definieren hätte!

Für Gerlinde wurde dadurch immerhin deutlich, dass eine begriffliche Verbindung von Intelligenz und Unterhose, wie Carl und sein Chef Bernie es planten, zu unendlich neuen Schwierigkeiten führen würde, von denen diese beiden superschlauen ‚Unterhosenexperten‘ noch gar nichts ahnten…

Aber Gerlinde hatte ohnehin längst aufgehört, mit Carl über den Begriff ‚intelligente Unterhose‘ zu streiten: er wollte das eh nie genauer wissen und hinterfragen! Und sie verspürte auch viel mehr Vergnügen darin, ihn mit dieser Begrifflichkeit zu necken, da sie neuerdings sowieso ihre eigenen Wege ging, seit sie dank Hannelore und ihren Freundinnen ihre eigene Körperlichkeit wiederentdeckt hatte!

Und eine gewisse, lauernde Schadenfreude spürte sie plötzlich auch: nämlich sich nicht mehr helfend einzumischen, sondern lieber geduldig abzuwarten, bis diese beiden eingebildeten Superhirne ihr sogenanntes Jahrhundertprojekt krachend an die Wand klatschten!

Ja – das wollte sie in vollen Zügen genießen…!

Natürlich war das aus ethischer Sicht nicht korrekt, aber Spaß machte es trotzdem, genau wie dieses neue ‚Sex- Feeling‘, das sie neuerdings mehr als genoss – und das, wie sie auch heute in dem KI-Vortrag erfahren hatte, immerhin echter war, als jede Entscheidungsfindung, der ach so wunderbaren KI! Denn Entscheidungen begründen konnten KI-Systeme bisher nicht und es war auch nicht zu sehen, dass sie das in absehbarer Zeit könnten…

Deshalb forderte Frau Zweig auch ganz konkret in ihrem Vortrag eine sogenannte ‚Computerverhaltenslehre‘, um KI-Entscheidungen besser zu verstehen und einordnen zu können!

Und zwar sähe man das am deutlichsten an den sogenannten Bilderkennungsalgorithmen, wie jüngst ihre Berliner Kollegen feststellten: Wenn man nämlich dem KI-System ein Bild mit einem Pferd zeigt, das direkt in der Mitte des Bildes steht, sagt das System trotzdem „Unten links sind die Pixel, die wichtig sind!“.

Es stellte sich nämlich heraus, dass dieses System nur mit Pferdebildern von einer bestimmten Quelle trainiert wurde, nämlich von einem Pferdefotographen, der links unten sein Logo hatte. Und das ist der Traum jedes derzeitigen KI-Systems, dass man ihm zum Beispiel ganz viele Bilder von Pferden zeigt und plötzlich es etwas gibt, das sich nicht verändert. Daran beißen sich gegenwärtige Systeme dann fest, ohne jedes Verständnis dafür, dass ein Pferd ein Tier sei und Kopf und Beine hat.

Und wenn man – um noch einen drauf zu setzen – Huskies immer nur im Schnee fotographiert und Schäferhunde im Wald, dann muss man diesen Systemen auch sagen, dass bei Hunden der Hintergrund immer ignoriert werden muss…

Das heißt, dass man bei heutigen KI-Systemen am Ende immer vor dem Problem steht, dass es auf der Welt viel zu viel Phänomene gibt, um sie geschlossen zu beschreiben und Entscheidungen fundiert begründen zu können – dies würde nur ein eingebettetes Weltmodell leisten, das sich permanent an die Realität anpasst.

Tja und wie sollte das erst eine intelligente Unterhose schaffen, die beispielsweise tagelang im Schaufenster vor sich hindöst – und plötzlich von hier auf jetzt –  tagtäglich an einem schwitzenden Arsch klebt?

Nein – Gerlinde konnte sich das nicht vorstellen mit ihrer ausschließlich natürlichen Intelligenz und ihr Carlchen, soweit sie ihn kannte, sicher auch nicht.

Oder kannte sie vielleicht ihren Carl gar nicht mehr so richtig?

Möglich war alles – nur die intelligente Unterhose sicher nicht, sagte Gerlinde laut und deutlich zu sich selbst und schenkte sich –  nicht unintelligent – vergnügt noch ein Glas von dem herrlich kühlen ‚Grünen Veltliner‘ ein, den sie sich zwischenzeitlich selbst serviert hatte.

K.H.

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