In dieser Folge „Caro und Fritz“ stelle ich moderne physikalische Theorien, wie etwa die Relativitätstheorie und die Quantentheorie, in Kurzgeschichten verpackt so dar, dass sie sowohl für Kinder als auch deren Eltern verständlich werden! Mal sehen wieviel Folgen ich schaffe, bisher sind es Sieben, die ich hier nochmals bringe…
Opa versucht seiner Enkelin Caro einfach zu erklären, wie die Quantentheorie den Mikrokosmos darstellt.
Caro und Fritz (Folge 5)
War‘s schön beim Camping über die Pfingstfeiertage? fragte Opa, als Caro endlich wieder einmal in R. war und bei ihm im Arbeitszimmer aufkreuzte.
Ja schon!
Und – hat‘s dem Fritz auch gefallen?
Ich glaub schon, aber der Faulpelz wollte nichts tun…
Wie das denn?
Na ja – wir hatten alle unsere Aufgaben auf dem Campingplatz: Papa sorgte fürs Essen und kochte, Fritzens Mama kümmerte sich ums Trinken und war die Grillexpertin und ich reinigte das Geschirr und räumte auf – nur der Fritz tat nix sondern jammerte dauernd, dass ihm langweilig sei.
Irgendwie typisch – oder?
Ja! Und aus lauter Langeweile rannte er dann dauernd in der Gegend herum und schlug seine ‚Räder‘! Was er gut machen konnte, da wegen Corona ohnehin nur der halbe Campingplatz besetzt war. Aber wir waren ständig am Suchen, wenn er den Müll wegbringen sollte oder seine Mama wissen wollte wo er sei und so…
Mit einem Wort etwas anstrengend, wie es scheint?
Das kannst du laut sagen, Opa!
Das heißt, der gute Fritz war sowohl qualitativ als auch quantitativ eine ziemliche Nullnummer…
Ja – eine totale Nullnummer, quietschte Caro mit ihrer hohen Stimme – überhaupt quantitativ…
Und warum quantitativ?
Na ja weil ihm fast bei jeder Mahlzeit etwas nicht schmeckte – und vor allem wollte er nie die Gemüsebeilagen oder Salate essen, die Papa zubereitet hat, was wiederum seine Mama auf die Palme brachte…
Schlimm! Schlimm! murmelte Opa in sich versunken.
Ja – des öfteren mussten wir echt quantitativ eine Menge wegwerfen, da er nur herumstocherte aber die Sachen nicht aufaß.
Das heißt, dass sich der gute Fritz wie ein ‚Elektron‘ benommen hat – rein quantentheoretisch mein ich ?
Oh – Gott, jetzt wird‘s wieder wissenschaftlich, Opa?
Nicht nur das, Caro, sondern auch quantentheoretisch wird‘s und zwar mit dem schon früher einmal erwähnten Werner Heisenberg aus Würzburg…
Noch schlimmer, stöhnte Caro.
Was heißt noch schlimmer, du warst es doch, die voll drauf angesprungen ist auf das eigenartige quantitative Verhalten des ach so bösen Fritzchens, witzelte Opa grinsend.
Hm! – brummte Caro.
Natürlich – und dieses Verhalten ähnelt sehr dem der lieben kleinen ‚Elektronen‘ im Mikrokosmos – also der ‚Welt der Atome und Elementarteilchen‘, der wir ja letztlich auch angehören, wenngleich wir im Makrokosmos, in dem wirleben, wenig vom Mikrokosmos spüren…
Hm? Ich versteh nur Bahnhof, Opa?
Naja ich versuch zu erklären, was ich meine: ‚Elektronen‘ sind elektrisch negativ aufgeladene Elementarteilchen, ähnlich wie der ewig nörgelnde Fritz, der ja oft auch ein negativ aufgeladener Junge ist. Und diese besagten ‚Elektronen‘ sind nicht nur für die Elektrizität in unseren Stromleitungen zuständig, sondern bei ihnen weiß man auch nie, wo sie eigentlich herumschwirren, genau wie der Fritz…
Und wieso nicht?
Weil nach der ‚Heisenbergschen Unschärferelation‘, die praktisch alles im Mikrokosmos bestimmt, es so ist, dass man bei einem Elektron mit einer gewissen Geschwindigkeit nie weiß und auch nie wissen kann, wo es sich eigentlich genau befindet. Falls man es aber durch eine Messung doch herausfinden sollte, dann nur, wenn es sich nicht bewegt! Aber beides gleichzeitig, also wo und wie schnell es unterwegs ist, geht nur mit einer gewissen Unschärfe, die man ausrechnen kann. Und die nicht unähnlich ist, wie der, bei dem kleinen Quälgeist Fritz, bei dem man auch nie weiß, wo er seine ‚Räder‘ schlägt!
Und was folgt daraus Opa? fragte Caro laut gähnend.
Daraus folgt, erstens, dass du müde bist, liebe Caro ,weil mein Gequassel dich zu langweilen beginnt, und zweitens, dass in der Welt des ‚Mikrokosmos‘ auch etwas vonstatten gehen kann ohne, dass es eine Ursache hat – also dass etwa eine winzige Billardkugel dort zum Beispiel zu rollen beginnen könnte, ohne dass sie einen Stoß bekäme. Und wenn sie dann rollte, dass sowohl die Zeitdauer als auch die zurückgelegte Wegstrecke immer portioniert wäre, also gequantelt wäre, und sie auch immer nur auf Stöße einer gewissen Stärke reagierte: denn alle Stöße mit zu großer oder zu kleiner Energie wäre der mikrokosmischen Billardkugel egal…
Und während Caro schon laut schnarchte, stellte Opa nüchtern fest, dass der lieben Caro seine Belehrungsanstöße wohl auch egal waren, da er sie offensichtlich nicht geeignet für sie gequantelt hatte. Aber so war das eben, wenn alte Männer ihre Enkel mit Klugscheißereien malträtierten, sagte er zu sich und breitete schnell noch seine warme Strickweste über diese Herz erwärmende, schlummernde ‚relativistische Ruhemasse‘( Caro – schnell und dünn…) vor sich, bevor er aus seinem Arbeitszimmer schlich…
K. H.