Was für das Leben allgemein gilt, ist auch für jeden Betrieb essentiell. Ein Unternehmen kann nur prosperieren – und zwar auf Generationen gedacht – wenn es den Lebensprinzipien der Spezies Mensch folgt. Mir kommen diese Gedanken nicht nur wegen der sogenannten Finanzkrise, aber sie werden dadurch nochmal auf den Punkt gebracht. Wie in der Psychologie geht es auch in der Wirtschaft darum, ein erfülltes und glückliches Leben zu führen, indem wir unser Wesen finden und ihm folgen. Viktor Frankls Klassiker “…trotzdem JA zum Leben sagen” hat mich nachhaltig beeindruckt.
Viktor Frankl (1905 -1997) war vielleicht der wichtigste Psychologe der Wiener Schule. Nicht nur weil er sich von Freuds Irrwegen und Fehlinterpretationen (Penisneid und Ödipuskomplex etc.) distanzierte. Er verwarf auch die fast aussichtslose Aufgabe, den Patienten flach zu legen (Doppeldeutigigkeit, die sich auf Freuds Schriften bezieht, die erotische Verhältnisse zu Patienten belegen) und im Gefühlsdunkel zu stochern. Frankl konzipierte die Logotherapie, die den Patienten aufrecht hält und aufrichtet. (Logos, griechisch für Sinn, Gehalt, Wesen)
Wenn es ein Buch gibt, das meine Weltsicht auf einen Schlag veränderte, dann ist es Frankls “…trotzdem JA zum Leben sagen! – Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager”. Er beschreibt seine persönliche Strategie, die Grauen des KZ zu überleben. Kurz zusammengefasst: er gab seiner lebensbedrohlichen Haft einen Sinn. Er half anderen Häftlingen, teilte seine karge Ration mit Schwächeren, baute sie seelisch auf und gewann dadurch einen Sinn in seinem Dasein. Seine Logotherapie ging auf diese Überlebensstrategie zurück.
Seine Arbeit als Psychologe und Psychiater hatte sich nach der dunklen Zeit auf Depressionen (wirtschaftlich passt der Begriff auch gut) und Suizid (und was sind Unternehmen wie Lehman anderes als Selbstmörder) konzentriert. Statt die Patienten jahrelang auf der Couch zu quälen, kam er in kurzer Zeit und mittels seiner Sinnsuche schnell zu einem Bewußtseinswandel. Wenn mein Leben Sinn macht, dann lohnt es sich, zu leben! Also ist die Kernfrage: Was ist mein Wesen? Was ist wesen-tlich?
Der Sinn kann darin liegen, anderen zu helfen, seine Arbeit mit Hingabe zu tun, aber auch sich künstlerisch auszudrücken, Kinder zu fördern, für mehr Heiterkeit und Frohsinn zu sorgen.
Es gibt also keinen Passepartout-Sinn, der allen übergestülpt werden müsste. Individuell den Sinn zu finden (auch lebensabschnittsweise) setzt Energien frei. Und für die Wirtschaft heißt das, dass sich die Banken besser rechtzeitig besonnen hätten und besinnen, was ihr Logos ist (nicht was ihr Logo ist). Ganz sicher ist das Wesen einer Bank nicht, Luftnummern und Lotterien zu handeln!
Sinnigerweise, wird dieses Spiel nun wieder fröhlich gereizt. Unternehmen, die gestern noch pleite waren, schreiben schon wieder Milliarden Gewinne. Die faulen Geschäfte sind ja in Bad Banks oder Staatsfonds ausgelagert. Was wäre wohl, wenn Otto-Normal-Häuslebauer, seine Hypotheken auch vom Staat abgenommen oder in ein Bad-Konto auslagern könnte. Na ja, wahrscheinlich kommt er nicht in den Genuss dieser Schönfärbereien, weil er nichts verbockt, verzockt oder grob fahrlässig verspielt hat. Da suche ich allerdings noch nach einem Sinn …. .
Li
2 Antworten
This is all very nice, optimistic and encouraging, for managers and private individuals. But it does not recognize the partly harsh realities of evolution. As regards individuals, organizations and species, there are niches that we approve of and also those that we find nasty. The nice ones are not necessarily more successful. Living a happy fulfilled life may maximally propagate neither one’s genes nor one’s memes. The Mafia seems to have quite a successful business model. Gangster regimes survive in Burma, N. Korea, and other places. Some banks do well by accepting taxpayers’ money, then diving back into the lottery chaos. And I am sure the Christian Church would not have survived if Christians had always turned the other cheek.
We cannot rely on natural selection to lead things the way we want. It needs clever conscious efforts to steer the world. Perhaps this includes writing optimistic articles although one knows that they have little to do with reality.
My attachment to reality and the truth may be counter productive.
Dear Mr. Woods,
Vielen Dank für die Anregungen. Ob die netten nicht doch erfolgreicher sind? Vielleicht wenigstens im persönlichen Erleben als im geschäftlichen.
Eine kritisch positive Weltsicht ist mir schon zu eigen. Ich denke, das ist nicht blauäugig. Ich glaube Evolution findet vor allem emotional, psychologisch, also schlicht menschlich statt. Darwins Vorstellung von Versuch und Irrtum als Evolutionsauslese, wäre mir zu fatalistisch. Genießen wir das Leben, auch wenn es uns manche Umstände schwer machen. Think pink, un-be-schwert kommen einem die besseren Einfälle.