Es ist ja nicht so, dass ich mich nicht über gute Zahlen aus der Wirtschaft freuen würde. „Nur“ noch 2,945 Millionen Menschen haben laut Statistik der Bundesagentur für Arbeit im Oktober keinen Job. Nach den erst einige Monate alten Prognosen auf Grund der Wirtschaftskrise eine gute Zahl.
Leider erinnerte ich mich an die Ankündigung, dass Hartz IV Empfänger keinen Beitrag mehr zur Rentenversicherung bekommen sollen.
„Der Bund zahlt zum Beispiel jährlich 1,8 Milliarden Euro dafür, dass ein Langzeitarbeitsloser später gerade einmal zwei Euro mehr Rente im Monat hat“,
verteidigte von der Leyen diese Maßnahme.
Flugs gerechnet: 1.800.000.000 Euro / 12 Monate / 40 Euro. Das entspricht 3.750.000 Hartz IV Empfängern, für die monatlich 40 Euro in die Rentenvericherung gezahlt wird.
Etwas verwirrt suchte ich nach den aktuellen Zahlen zu ALG I und II.
Aus dem Monatsbericht der Bundesagentur für Arbeit für Oktober geht hervor, das es 4.766.592 Empfänger von ALG II und 825.870 von ALG I gibt.
Noch mehr Verwirrung. Wie werden diese Zahlen errechnet?
Da ich den 86-seitigen Monatsbericht nicht durcharbeiten wollte, habe ich in Wikipedia nachgeschlagen.
Und bin fündig bei Arbeitslosigkeit geworden:
Durch die insbesondere ab dem Jahr 2005 veränderten Zählweisen herrscht bis heute keine völlige Klarheit darüber, wer in Deutschland – nach § 16 SGB III –
tatsächlich als „arbeitlos“ in der Statistik gezählt wird und wer nicht.
Nicht in der Statistik Arbeitslose, die sich gegenwärtig in
- einer subventionierten ABM,
- Arbeitsgelegenheit (1-Euro-Job),
- Umschulung oder
- in einem Sprachkurs befinden.
Ebenso fallen
- Altersteilrenter,
- Übergangsgeldempfänger,
- Arbeitsunfähige,
- Kurzarbeiter,
- nicht registrierte Arbeitslose,
- Arbeitslose, die nach Sanktionen z. B. keine Leistungen mehr von der BA erhalten und
- Selbstständige, die nur mit finanzieller Unterstützung der BA überleben
aus der Statistik heraus.
„Ich traue keiner Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe.“ (Nein, nicht von Churchill)
LW
4 Antworten
It took me a little time to find out about this „Churchill“ quote, perhaps because I use English Wikipedia. To make things easier for the rest of you, here is what I found:-
This quote seems to be known only in Germany and there is doubt whether it is authentic, see the link below where the State Office of Statistics in Baden-Württemberg shows results of their research about this quote (only available in German). The Times, e.g., said that they had never heard of it.
http://www.statistik.baden-wuerttemberg.de/Veroeffentl/Monatshefte/essay.asp?xYear=2004&xMonth=11&eNr=11
Did Frau von der Leyen really say „ein Langzeitarbeitsloser“, although she „meant“ all jobless in Germany? She seems to aim her remarks at the badly educated, but that is perhaps her most important audience. (I find her politics excusable).
I guess very many long-term jobless end up on social security. In this case, do the pension rights make any difference to them? Perhaps it is largely just a waste of time and effort to push this money from one pocket to another?
Hallo Chris,
das Zitat von von der Leyen ist aus http://www.tagesschau.de/inland/haushalt184.html entnommen.
Mit meinem Artikel wollte ich gar nicht mal so die Politik kritisieren, sondern meine Verwirrung durch die Spielerei mit den Zahlen darstellen. Gesamt 2,945 Millionen ohne Arbeit, davon rechnerisch 3,750 Millionen Langzeitarbeitslose???
Davon abgesehen glaube ich, dass ein Rentner, der mit 55 Jahren arbeitslos wird, schon merkt, ob er 20 Euro mehr oder weniger hat. Leider!
Ich zitiere zu dem Statistk-Zitat: „Mittlerweile wird in vielen Publikationen darauf hingewiesen, dass dieses Zitat nicht von Churchill sondern von Goebbels stamme.“ Also lieber Schwamm drüber … 😉
Hallo Lutz,
Wie kann ein Rentner mit 55 Jahren arbeitslos werden???
Siehe Dein Kommentar.
Hallo Hans-Peter,
da habe ich ja ein nettes Fettnäpfchen getroffen!
Wenn ich den Begriff Rentner durch Mensch austausche, wird mein Kommentar wohl etwas klarer …