Notizen aus Vietnam #16 – Weihnachtsbrief

Von ms
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Liebe Freunde,

das ist der Fall von Frau Thào Thi Dung (23) im  Dorf 11, Quang Hoa, Dak G’long, Provinz Dak Nong. Sie wurde 2009 von ihren Eltern in einem Käfig neben dem Haus gesperrt. Alle Aktivitäten des täglichen Lebens, wie Essen, Schlafen, persönliche Hygiene, muss sie in diesem Käfig verrichten. Ihre Eltern, Herr Thào Seo Cáo und  Frau Mai Thj Chu sagten uns, dass sich vor 3 Jahren unterschiedliche Erscheinungsformen ihrer Krankheit zeigten. Sie provozierte, begann wild zu schimpfen und schlug schließlich jeden in der Familie und alle, die sich ihr näherten. Die Eltern hielten ihre Tochter für verrückt und sperrten sie in einem Käfig, um den Kontakt mit Menschen zu vermeiden.

Herr Le Viet Sinh, der Vorsitzende des Gemeinde Volkskomitees von Quang Hoa sagt dazu: “3 Jahre sind eine lange Zeit, eigentlich sollte sie schon Hilfe bekommen. Ich werde einen Brief an meinen Vorgesetzten schreiben und schaue ob ich etwas für die Frau tun kann und darf.“ Ja, der Vorsitzende des Gemeinde Volkskomitees hat Recht, 3 Jahre sind eine lange Zeit, für Familie Thào Seo Cáo unerträglich lange. Eigentlich sollte die katholische Kirche in diesen 3 Jahren für die Frau  etwas getan haben, es scheint dass die karitativen Organisationen der Kirche in Vietnam nicht richtig funktionieren.

Schöner Schein

Es ist kurz vor Weihnachten, die Vorbereitungen der Weihnachtfeiern in Vietnam laufen auf Hochtouren. Egal ob Christen oder Kommunisten, die Straßen leuchten, die Shops sind voll mit Plastik-Weihnachtbäumen, alle Einkaufszentren erstrahlen in bunten Lichtern, wie Rio de Janeiro im Karneval. Auch die katholischen Kirchengebäude sind mit übertriebenen Beleuchtungen und riesigen Krippen dekoriert. Milliarden von VND werden dafür ausgegeben. Die Stimmung ist prächtig, keine Spur von besinnlichem Weihnachten, es sind rein weltliche Feierlichkeiten. Und die Nichtchristen scheinen vor allem eines zu verstehen: dass die katholische Kirche reich ist.

Schattendasein im Abseits

Als ich das alles sah, dachte ich viel an meine behinderten Kindern in Thai Binh und im Mekong Delta. Menschen mit Behinderungen, die abseits des Lebens in Vietnam stehen. Sie brauchen nicht nur Hilfe und Spenden, sondern ein Lächeln am Arbeitsplatz, die Barmherzigkeit der Nachbarn, einen Besuch vom Pfarrer im Dorf. Viele Menschen hier glauben, Menschen mit Behinderungen sollen zu Hause bleiben, sie hätten in der Gesellschaft nichts verloren, sie verursachen Kosten und stören. Nur selten bekommen sie Liebe und Verständnis von ihren Eltern, Familienmitgliedern und Nachbarn – meist dann, wenn sie noch ein wenig nützlich sein sollen. Dann sind sie die kostenlosen Hausdiener für die Familie. Sie sind unerwünscht, viele von ihnen existieren offiziell nicht, sie wurden nicht registriert, sie wurden als Kinder des Teufels betrachtet, als Tiere mit menschlichem Wesen. Sie sind aber sehr begehrte Ausstellungsstücke um Spenden zu holen.

Die Kirche könnte helfen, will sie auch?

Die Kirche in Vietnam behauptet immer, dass die Regierung für behinderte Menschen zu wenig tut. Das stimmt auch so, aber was hat die Kirche für diese Menschen getan? Auch viel zu wenig, obwohl die Kirche mehr tun kann und muss. Die Kirche in Vietnam gibt Unsummen für Kirchengebäude aus. Der Dorfpfarrer lebt gut und bequem im Pfarrhaus und tut wenig. Ich bin nicht dagegen, wenn die Priester gut leben, wenn die Kirchengebäude wunderschön sind, aber das ist nicht der Kern der Kirche.

Vietnam hat mehr als 5,5 Million Menschen mit Behinderungen und 10 Million Katholiken, die 5,5 Million Menschen mit Behinderungen wären eine guten Zielgruppe für die Kirche um das Evangelium durch gute Taten zu verkünden. Für  ein armes Land sind 5,5 Million Menschen mit Behinderungen eine große Soziale Belastung. Die Regierung will vielleicht etwas für sie tun aber kann nicht. Die Kirche kann etwas dafür tun, will aber nicht. Ich sage nicht, dass die Kirchen sich nicht in diese Richtung bewegen aber sie bewegen sich zu wenig, zu langsam, ohne richtige Organisation, ohne richtige Ziele. Die Kirche muss mehr für Menschen mit Behinderung tun und sie kann auch das tun, wenn sie nur will.

Einig im Nichtstun

Die Kirchen sollen nicht reich an Gebäuden sein sondern reich an Liebe, besonders für Menschen mit Behinderungen. Das Evangelium soll nicht nur durch Predigten sondern durch Taten verkündet werden. Die kommunistischen Beamten in Vietnam sind zufrieden mit dem jetzigen Leben der Priester, sie werden alles dafür tun, das Leben der Priester, Nonnen und Diakonen noch bequemer zu machen, damit sie ihre Berufung vernachlässigen. Sie sollen so bequem wie möglich leben, sie sollen keine Ideen entwickeln, wie die Situation für Menschen mit Behinderung verbessert werden kann. Das ist nicht gut für die Gesellschaft, aber die Beamten können so ruhig schlafen. Solange die Kirche schwach ist, ist die Regierung stark.

Es ist Zeit, dass die Kirche in Vietnam die christliche Mission ernst nimmt und den Dialog mit der Regierung beginnt, um eine wirkliche Zusammenarbeit zu realisieren. Mit Liebe, Glauben und ein wenig Mut, den Kurs zu ändern.

Ich wünsche Ihnen, Ihren Familien, allen Ihren Freunden und Bekannten eine frohe Weihnachten und für das Jahr 2013 Frieden und Gesundheit.

Ihr Francis Van Hoi

MS (Bearbeitung)

Hier die konkreten Spendeninformationen für alle, die mithelfen wollen:

Empfänger: Salesianer Don Boscos
Konto-Nr: 22378015
Bankleitzahl: 37060193 (Pax – Bank)
Verwendungszweck: Agent-Orange-Kinder


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