Mein(e) Boss(in) hat gesagt, dass
die Luftfahrt-Industrie das Dilemma der Menschheit besonders gut aufzeigt:
Corona hat dem Flugverkehr geschadet. Deswegen gab es Milliarden schwere Hilfsprogramme für die Airlines. Obwohl eigentlich klar ist, das der Flugverkehr zumindest stark reduziert werden muss, soll der Klima und Planet gerettet werden.
Hier ihre Begründung:
Nachhaltigkeit ist in wenigen Disziplinen so schwierig bis unmöglich zu erreichen wie beim Fliegen. Verbesserungen bei der Logistik (Auslastung, Flugrouten …) sind ziemlich ausgereizt. Beim Verbrauch sind nur noch minimale Einsparungen möglich (die 2,9 Liter Kerosin für 1 Personen auf 100 km gehen nur bei bei optimaler Ausstuhlung auf Holzklassenniveau (kein first und business mehr) und 100%iger Auslastung, sparsamere was heißt größere Triebwerken sind technisch kaum vorstellbar (siehe das Beoing 373 MAX Debakel). Und mit aerodynamischen Tricks wie winglets wird man auch keine großen Ersparnisse mehr erreichen.
Vielleicht könnte man durch langsameres Fliegen den physikalischen Gesetzen folgend noch ein bisschen einsparen. Oder durch einen Rückstieg vom Düsentriebwerk auf Turboprop. Das alles aber würde das Kraut nicht fett machen.
Umweltfreundlich fliegen geht nicht elektrisch. Deshalb geht die Expertise davon aus, dass das Kohlendioxidproblem nur mit nachwachsendem (biologischen) oder synthetischen (regenerative Erzeugung von Wasserstoff z.b. durch Windräder) Rohstoffen lösbar ist. In beiden Fällen sprengen die benötigten Ackerböden und Windparks unser Vorstellungsvermögen. Und die Luftfahrt steht ja in Konkurrenz mit vielen anderen Verbrennern von fossiler Energie, die auch alle „elektrisch werden“ wollen (Chemie-, Stahl-, Bauindustrie …). Die Substitution der fossilen und atomaren Stromproduktion (über 40 % am weltweiten Bedarf an Strom) muss ja auch noch gelingen.
Das alles ergibt einen Riesenbedarf, der nicht zu schaffen sein wird.
Die Folgerung:
Allein schon aus Klimaschutzgründen muss das Fliegen drastisch eingeschränkt werden.
Die Branche ignoriert das auf einzigartige dumm-freche Art und Weise. Sie machen Augen und Ohren zu und spielen weiter Wachstum. Schon ab 2023 wollte sie Flugkilometer bei Fracht und Passagieren weiter wie in den besten Jahren steigern. Das hat sie jetzt wegen der 4. Welle (omnicron) auf 2025 verschoben. Aber dann soll es um so mehr aufwärts gehen. Weil eine „flugbegeisterte Generation in China und Indien“ heranwächst, die um alles in der Welt fliegen mag.
Obwohl auch sie die Flugmobilität als sensationell empfindet, darf und kann das eigentlich nicht sein. Bei Corona haben wir doch gelernt, was exponentiell heißt. Die Menschheit im Anthropozän hat es vorgemacht. Beim Fliegen aber kann es exponentielles Wachstum nicht geben.
Die notwendige Transformation ist allein beim Fliegen komplex genug. Aber sie bei allen Planungen einfach zu ignorieren und davon ausgehen, dass „nach Corona“ (gibt es das überhaupt) alles wieder wie früher ist, erscheine ihr doch ein wenig einfach.
Anmerkung:
Es scheint trivial, dass das nicht funktionieren kann. Und allen Erkenntnissen widerspricht. So kollidiert ein Wachstum beim Flugverkehr absolut mit der Rettung des Planeten. Aber das man sich vielleicht auch mal einschränken muss, erscheint unvorstellbar.
RMD