Mein Boss hat gesagt, dass
er 1968 bei einer Veranstaltung der Deutschen Bank eingeladen war. Das Thema war die berufliche Zukunft nach dem Abitur. Da durften er und seine Klassen-Kameraden Informations-Vorträge allgemeiner Art zur Berufswelt anhören, in denen ihnen die Karriere bei der Deutschen Bank schmackhaft gemacht wurde. Das Ziel der Bank war offensichtlich, Abiturienten vom Studium abzuhalten und für die Lehre bei der Bank zu gewinnen.
Ein interessanter Aspekt, an den er sich noch gut erinnern könne, war, dass es in den Pausen auch Zigaretten „for free“ gab. Noch gut erinnere er sich an die HB- und ERNTE-Schachteln, die neben den Thermos-Kannen voller Kaffee und den Keksen lagen.
🙂 Die waren freilich nichts für die Revoluzzer der 68iger, die mehr auf Reval und Rothändle standen. Aber es war damals schon eine andere Welt.
In einem der Vorträge wurde berichtet, welche Aufgaben Mathematiker bei Banken und Versicherungen hätten:
Mathematiker müssten die zukünftige Entwicklung des Marktes (konkret Aktienkurse) bei der Bank oder Entwicklungen der Schadenshöhen oder des durchschnittliche Lebensalters (Versicherung) mit Methoden der Mathematik berechnen. Also vorhersagen.
Das funktioniert bis heute noch nicht … Was eigentlich schade ist, denn das wäre endlich mal eine Möglichkeit, mit Mathematik so richtig Geld zu verdienen. In diesem Falle an der Börse. By the way, mathematische Erfindungen kann man nicht urheberrechtlich schützen. Obwohl man heute sonst jeden Mist schützen kann.
Fast hätte er wegen diesen Vortrages dann nicht Mathematik studiert. So wie er BWL und VWL bei der Studienwahl ausgeschlossen hatte, weil man in diesen Disziplinen die meisten Annahme genauso gut belegen (beweisen) wie widerlegen kann.
Ein Beispiel dazu:
Er hätte am Jakob-Fugger-Gymnasium gelernt, dass Globalisierung volkswirtschaftlich der einzig wahre Weg wäre. Er habe dann „bewiesen“, das Lokalisierung der einzig sinnvolle Weg wäre.
Themen wie „big data“, „data science“ oder „data mining“ stehen ja wieder hoch im Kurs. Er sei da sehr skeptisch. Die Entwicklung der letzten 54 Jahre scheint ihn zu bestätigen.
Ein besonderes Problem habe er mit Modellierung. Die Modellierer drängen sich auch bei Corona gerade in Vordergrund und erschweren mit ihren Vorhersagen einen angemessenen Umgang mit dem Virus. Sie berufen sich auf Mathematik und Wissenschaft.
Er halte Modellierung für Quacksalberei bzw. moderne Alchemie. Sie bringt, wenn überhaupt, nur Erkenntnisse, auf die man mit einfachen Überlegungen viel besser und schneller kommt.
Anmerkung:
Mir geht es genauso wie #MEINBOSS. Aber wir leben im Zeitalter der fragmentierten Verantwortung(slosigkeit). Und weil wir zu bequem zum gründlichen Denken sind, entscheiden wir nach den „wissenschaftlichen“ Ergebnissen der Modellierer. Weil die können sich ja nicht irren, denn sie nutzen die Mathematik!
Ich kenne keine einzige Modellierung, die korrekt war. Kausale Vorhersagen dagegen bestätigen sich häufiger. Das hat aber mit Modellierung nichts zu tun.
Also – Modellierer raus aus den Gremien!
RMD