Diesmal kam es am 29. April zu mir, das neue brand eins.
Er räkelt sich auf dem Fell des Geparden – der Kapitalismus. Im schwarzen Band steht in roten Lettern geschrieben Wenn schon, denn schon. Und darunter: Schwerpunkt Kapitalismus. Nach der Relevanz im März!
Hat die rote Farbe etwas zu bedeuten? Wird brand eins zu einer linken Hetzschrift, so wie die Bayerische Verfassung?
(Siehe meine Texte zur Weltfinanzkrise).
Sicher stehen wir kurz vor dem Ende des Spätkapitalismus. Setzt brand eins deshalb auf den Schwerpunkt Kapitalismus? Also, das Heft schnell aufgemacht und reingeschaut.
Das Editorial von Frau Fischer beruhigt mich. Sie hat recht: In dieser Welt ist einiges durcheinander gekommen. Aber es gibt Schlimmeres als den Kapitalismus. Auch wenn dieser zum Teil am Schlimmen schuld ist. Genauso wie sein kleiner Bruder, der Kommunismus. Der ist ja schon gestorben. Oder zumindest verschwunden (denn sein Leichnam wurde noch nicht gefunden).
Auf jeden Fall ist der Kapitalismus zurzeit konkurrenzlos. Mangelnde Konkurrenz macht ja schwach, der Kapitalismus wird aber auch diese Phase überleben. Und sich wandeln und immer wieder auferstehen. Weil der Mensch halt so ein spätkapitales Gen hat.
brand eins im April versucht zu erklären, warum so viele Menschen (ich meine mittlerweile ist es die absolute Mehrheit) sich unbehaglich fühlen und Angst haben. Und sich große Sorgen machen wegen unseres extrem spät-kapitalistischen Wirtschaftens und den daraus radikal nicht nachhaltigen Folgen. Wie wir in grauenhafter Konsequenz aber auch wirklich alles, was uns als irgendwie ausbeutungswürdig scheint, dann auch ausbeuten. Dies ohne jede Rücksicht auf Verluste und mit totalem Ignorieren aller Erkenntnis.
Die wenigen Artikeln, die ich zu später Nachtstunde gestern lesen konnte, wollen das Unbehagen erklären. Bei mir subjektiv haben sie das Unbehagen über die Lage eher gemehrt denn gemindert. Ich finde es toll, dass eine Wirtschaftszeitung den Mut hat, das System, von dem brand eins ja genauso lebt wie wir alle, mal aus einem ganz anderen und kritischen Blickwinkel zu betrachten.
Deshalb kommt das nicht nur an Gewicht schwere Heft dann doch in meine Radtasche, wenn ich heute Abend zum Hbf München aufbreche. Dort wartet ein schönes spät-kapitalistisch feudales 1. Klasse-Compartiment mit eigener Dusche, um mich nach Rom zu bringen. So freue ich mich schon, brand eins gelegentlich am Abend in feudalen Hotels zwischen Neapel und Palermo zum Abschluss eines schönen Radtages bei einem guten Glas Wein zu genießen und mir in mafiöser Umgebung Gedanken über den Sinn und Unsinn des Spätkapitalismus zu machen!
😉 Und natürlich auch ein wenig, wie ich aus ihm Profit schlagen kann …
RMD