Bye bye Frieden.

Diesen Artikel habe ich im Februar geschrieben und jetzt in den Entwürfen wieder gefunden. Passt gut in die Corona-Zeit. Der Corona-Virus macht doch auch klar, wie sinnlos Kriege sind. Und dass wir alle in einer Welt leben.

Gewissensprüfung nicht bestanden, also Zwangsdienst an der Waffe (Flieger Dürre im Frühjahr 1970).

Wenn ich heute die Vertreter unserer demokratischen Parteien, z.B bei der „Sicherheitskonferenz“ im Februar in München, reden höre, dann werde ich traurig. Wollen dort doch alle noch mehr aufrüsten.

Wir rüsten wieder auf

Das wiedererstarkte Deutschland soll seiner „natürlichen Verantwortung“ in der Welt gerecht werden. Und dies durch militärische Einsätze auf möglichst vielen Kontinenten mit „unserer“ Bundeswehr und „unseren“ Soldaten demonstrieren. Gleichzeitig exportieren wir Waffen in Krisengebiete und verdienen am weltweiten Kriegsleid. Und die Bundesregierung genehmigt fleißig. So auch am 31. März 2020 in Corona-Zeiten.

So steigen die Ausgaben für Rüstung weltweit. Auch in Deutschland haben wir in 2019 eine gut zweistellige Erhöhung des „Verteidigungsetas“ zu 2018 gehabt (Quelle Statista). Sogar im Corona-Jahr 2020 werden die Ausgaben für Rüstung weiter steigen!

Ein junges Paar bei der BW

In meinem Mikro-Kosmos sieht das so aus: Ein junges Soldatenehepaar mit kleinem Stillkind dient bei der Lufwaffe. Es sind zwei sympathische und sehr jung wirkende Menschen, die typische nette junge Paar von neben an. Er macht bei der Bundeswehr irgendetwas mit Logistik, sie ist Drohnenpilotin. Ansonsten führen sie ein typisch bürgerliches Leben, erfüllen Ihren Beruf und kümmern sich liebevoll um Ihr Baby.

Die Verpflichtung als Z12 ist wirklich attraktiv

Den Weg haben sie gleich nach dem Abitur eingeschlagen, weil er sehr attraktiv war: Drei Jahre Studium (als Doppelverdiener mit zwei guten Gehältern), einer besonderen Fürsorge des Arbeitgebers für die kleine Familie und der Möglichkeit zum Ende der 12 Jahre Dienstzeit vor dem Ausscheiden noch die Möglichkeit das moderne Fach Entrepreneurship an der Hochschule der Bundeswehr zu studieren und so die Chance in jungen Jahren (Anfang 30) ein völlig neues Leben als Führungskraft beginnen zu können. Das alles bei guter Bezahlung in einer gesicherten Offizierslaufbahn von 12 Jahren. Da ist man doch förmlich blöd, wenn man das nicht nutzt.

Es gibt auch Nachteile. So droht aktuell eine Versetzung, die das Paar trennen und die Familienidylle unterbrechen könnte. Aber dies scheint den beiden abwendbar. Wie auch eventuelle Auslandseinsätze.

Meine Phantasie

In meinem verrückten Kopf sehe ich das Bild der Mutter mit ihren Kind an der Brust. Sie sitzt am Bildschirm (theorethisch im Home Office) und steuert die Drohne irgendwo auf der Welt, die unsere Terroristen-Feinde vernichtet.

Töten beim Stillen, das erscheint mir besonders widerwärtig und muss schon irgendwie einen besonderen Kick haben. Ist aber nur eine der vielen militärischen Perversionen, die neue Technologie und Digitalisierung ermöglichen.

Wir haben eine große Chance vertan

Dann bedaure ich wieder so sehr, dass die junge Bundesrepublik in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg es nicht geschafft hat, für Deutschland diesen Unsinn mit Waffen, Rüstungsindustrie, Armee und Wehrdienst ein für alle mal zu beenden. Hätten wir doch aufgrund unserer Geschichte, mit wiederholten Angriffskriege und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die besten Gründe gehabt, unsere konsequente militärische Enthaltsamkeit zu rechtfertigen.

So kam die Wiederaufrüstung

Ich habe die Wiederaufrüstung „unserem“ von vielen verehrten Kanzler Konrad Adenauer persönlich übel genommen. Auch wegen der konspirativen und hinterhältigen Art, wie diese von langer Hand geplant, vorbereitet und durchgesetzt wurde. Auch aufgrund massiven Drucks unserer transatlantischen Freunde und Gönner.

Parallelen in der Gegenwart

Heute sind wir in einer ähnlichen Situation. Da verlangt ein Mr. Trump, die Verteidigungshaushalte in Europa auf eine Mindestgrenze von 2 % vom Bruttosozialprodukt zu erhöhen. Da er dabei nur die Erfüllung vertraglich fixierter Zusagen fordert, kann man ihm nicht mal böse sein.

Kriege werden gemacht

Er begründet die Notwendigkeit mit einer schwierigen Situation in der Welt. Er leugnet jedoch, dass die USA diese wesentlich mit verursacht hat. Nicht nur mit Rache- und Angriffskriegen war sie kräftig als Brandstifter unterwegs. Und wenn er seine Gegner mit Drohnen hinrichtet, verbessert das sicher auch nicht seine Beiliebtheit. Als sein Partner kann man sich so nur schlecht fühlen.

Rüstungsfirmen haben Lobbyisten

Mr. Trump ist aber auch als Chef-Lobbyist der größten Rüstungsindustrie der Welt unterwegs. Diese braucht für ihr Geschäft den Krieg. Da muss man doch ein wenig nachhelfen. Denn Waffen dienen dem Krieg und nicht dem Frieden.

Wir fallen auf unsere Freunde rein und machen den gleichen Fehler wie Adenauer. Wir ignorieren das Verhalten unseres „Partners“, ganz gleich was er anstellt. Weil wir uns in einer gemeinsamen Wertegemeinschaft sehen, unterwerfen wir uns seinen Forderungen.

Für welche Wertegemeinschaft rüsten wir auf?

Erinnern wir uns an die USA der 50iger Jahre. Das war eine schwarze Zeit. Die Gesellschaft von Gottes eigenem Land wurde bestimmt von Rassentrennung, sozialer Ungerechtigkeit und Hexenjagden. Homosexuelle, Freidenker, Frauen und Menschen anderer Hauptfarbe waren die Opfer. Die Gesellschaft war unsozial und gewaltbereit. Gerne hat sie sich auf Gott berufen. Die Moral war eine doppelte, im Mantel der Gottgläubigkeit eingehüllt.

Unsere amerikanischen Freunde

Die Administration der vereinigten Staaten operierte mit ihren Geheimdiensten und Tarnorganisationen weltweit. Zahlreiche Eingriffe an demokratische und nicht demokratische Regierungen auf dem ganzen Planeten erfolgten. Waren die Herrscher gestürzt, folgten brutale Stellvertreterkriege, die unendliches menschliches Leid, Armut und Zerstörung brachten. Die Länder Afrikas, Asiens und Mittel- wie Südamerikas können da viele Geschichten erzählen und sind heute noch beschädigt.

Der europäische Westen wurde „katholisch gemacht“, der Osten ausgebeutet

Das zerstörte und vom Krieg erschöpfte westliche Europa wurde mit dem Marschall-Plan amerikanisch gemacht und auf den „american way“ gelockt. Im Sinne von „katholisch gemacht“, wurde Westeuropa „amerikanisch zu denken“ mit Zuckerbrot und Peitsche beigebracht.

So wurden die westeuropäischen Länder zur gleichen Kommunistenhetze vergattert, wie sie in den USA üblich war. Nur die Rassentrennung und Diskriminierung der Schwarzen konnten die Amis bei uns nicht einführen, denn da gab es zumindest in Deutschland zu wenig Schwarze. Unter völkischen Rassismus leiden wir aktuell auch wieder. Und Ost-Europa? Es wurde wohl ausgeräumt und ging in die Pleite. Und dann kam die Wende.

Der Warschauer Pakt kollabierte

Und nachdem man die westlichen Länder kassiert hatte, wurden die östlichen angegangen. Mit Ungarn und Tschechoslowakei fing es an. Später kollaborierte die Sowjet-Union gemeinsam mit ihren Vasallen-Staaten. Land um Land wurde aus dem ehemaligen Comecon und Wahrschauer Pakt heraus gebrochen und in EU und Nato integriert. Auch das neutrale Jugoslawien wurde blutig zerlegt und die Grenze der „american-european“ Herrschafts-Allianz Kilometer um Hunderte Kilometer nach Osten verschoben. Heute stehen die Truppen der Nato direkt vor den russischen Landesgrenzen.

Und es kam die NATO

Meine Sympathie, dass es dem stalinistischen Unrechtsregime genauso an den Kragen ging wie dem tausendjährigen Reich Hitlers, kann ich nie verhehlen. Ich bedauere aber, aber dass die NATO die Mitglieder des Warschauer Paktes übernahm. Und dass heute die NATO-Truppen an der russischen Grenze stehen.

Was ist aus den östlichen Ländern geworden? Der Umbruch ging fast überall schief. In den neuen Nato- und EU-Ländern genauso wie in der verbliebenen russischen Föderation. Die Rückgabe von Betrieben an die Werktätigen scheiterte, es entstand ein Paradies für Oligarchen. Zügelloser (und unkontrollierter) Raubtierkapitalismus löste einen Bereicherungs- und Unterdrückungs-Kommunismus ab. Die Folgen machen wenig Hoffnung, leider auch für Europa und die EU.

RMD

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