Unsere Abteilung bei Siemens (UB D DF ST131, so um 1978) zog mal wieder um. Wir mussten unsere Idylle in der Ortenburgstr. aufgeben und wurden auf die andere Seite vom Stammgelände Hofmannstrasse jenseits der S-Bahn verlegt (in Richtung Wolfratshausener Str.). Die Enttäuschung war groß. Die Kopp-Straße kannte ich schon, weil ich da zwei Jahre als Werkstudent verbracht hatte. Kopp-Straße, das hieß Stacheldraht und Baracken.
Es war noch die Zeit der „drei Schichten“, 7:10 – 15:45, 7:30 – 16:05, 7:50 – 16:30, eine Maßnahme um den Verkehr zu entflechten. Die Mittagspause war genau auf 35 Minuten bemessen.
Stechuhren gab es keine. Wenn man kam, trug man sich im Sekretariat des Chefs in eine Anwesenheitsliste ein. Für jeden Monat gab es ein Blatt DIN A4, da standen die Mitarbeiter links von oben nach unten alphabetisch gelistet, rechts kamen die Spalten für die Werktage. Wir mussten unser Kürzel in die Kreuzung von Tageszeile und Namensspalte eintragen, jeden Tag kam eines dazu und so wurde die Zeile im Laufe des Monats voll. Wenn man krank war, trug die Sekretärin ein „K“ ein, bei Urlaub ein „U“.
Wir waren zu fünft im Zimmer. Der Zimmergenosse, der als erster kam, nahm den Zimmerschlüssel mit vom Schlüsselbrett an der Pforte, der letzte gab ihn dort am Abend wieder ab. In den Kasinos (Kantinen) gab es neben dem Mittagessen noch Frühstück und Abendessen. Ab und zu gingen wir auch in einer Testpause abends in die Kantine.
Der Arbeitsrythmus war klar. Es wurde programmiert und dokumentiert – und zum Testen ging es ab in den Feurichbau. Wir hatten die Testzeiten am späten Nachmittag – nach hinten offen. So waren jeden Abend einer oder zwei von uns bei Testen. Oft kamen die am späten Abend oder tief in der Nacht zurück in die Koppstraße. Das hat uns nichts ausgemacht, denn wir waren technische Freaks und hatten Spaß an der Arbeit. Und so in Überstunden haben wir eh nicht gedacht. Wir wussten damals auch nicht, was eine Betriebsversammlung ist und gingen nie hin, weil die älteren Kollegen meinten, das wäre schade um die Zeit.
Wenn die „Tester“ dann um Zehn oder so vom Testen zurückkamen, waren die anderen Zimmerkollegen schon weg. Sie haben uns das Büro offen gelassen und den Schlüssel auf einen Schreibtisch gelegt.
Der Werksschutz aber mochte das gar nicht. Wir haben das gemerkt, weil ab und zu das Zimmer in der Koppstraße verschlossen war. Der Werkschutz hatte von außen zugesperrt – der Schlüssel lag innen. Eine Art erzieherische Maßnahme der Mitarbeiter, die von uns aber als Schikane betrachtet wurde.
Wir waren aber nicht dumm. Deshalb haben wir, wenn wir wussten, dass es spät wird, sicherheitshalber ein Fenster offen gelassen – denn die Baracken waren ebenerdig und man kam leicht durchs offene Fenster herein.
Das hat den Werkschutz lange Zeit nicht gemerkt. Aber dann hat er es gemerkt und „ging auf die Barrikaden“. Er hat die Fenster zugemacht und den Schlüssel mitgenommen. Und uns denunziert! Und wir standen am späten Abend dumm da.
Es war ein zermürbender Kleinkrieg mit manch heftigen emotionalen Ausbrüchen. Einer unserer Freunde hatte da mal einen richtigen unflätigen und lauten Dialog mit den Kollegen vom Werkschutz. Nur mit Mühe konnten wir eine körperliche Eskalation verhindern. Und hoch in die Chefetagen ging es das Thema auch – und endete mit strenger aber verständnisvoller Ermahnung, doch bitte die Sicherheitsregeln einzuhalten.
Ja, so war das damals beim Siemens!
RMD
P.S.
Es gibt da so ein Gerücht, dass mein lieber Freund Hans Strack-Zimmermann (immerhin OFK) nachts beim Verlassen des Geländes später in Neuperlach ab und zu mal den direkten Weg zu seinem Auto über den Zaun (an Stelle den Umweg über die Pforte) genommen hat und einmal der Werkschutz ihn dabei mit Unterstützung deutscher Schäferhunde in flagranti erwischt hat …
Eine Antwort
At last my path almost crossed Roland’s. I started work in Koppstrasse in 1977. I do not remember the security system there, probably because I worked more civilised hours, (but still 2000 hours in a year).
Still, I remember one of my last jobs before then was to install software on a computer at the NATO fleet command centre in West London. Everything important there was underground, covered by enough concrete to withstand an atom bomb. Seven levels were rumoured; I went down four. Marines with automatic weapons stood guard. My security clearance request was not rejected; we just got no reply. (My wife was Czech. One of my closest friends, an ex-landlady, a daughter of the last tsarist prime-minister, was a devout communist and friend of Stalin’s daughter). I had to be accompanied everywhere, including the lavatory, by someone with clearance.
Some bright guy had decided to stamp all our manuals „CONFIDENTIAL“, to give an impression that we took security seriously. This caused a lot of trouble when a guard found some lying unattended on a desk!