Bevor ich meine Überlegungen zum “Widersinn” in sozialen Systemen aufschreibe, noch ein kurzer Bericht von einer Sitzung im PM-Camp Berlin zu Culture Engineering. Das war eine von vielen spannenden Sessions, an der ich Anfang September 2018 auf der Unkonferenz #PMCampBER teilgenommen habe.
“culture engineering” war das Thema – und zwar als Methode und Werkzeug um die Kultur eines sozialen Systems mit einem ökonomischen Zweck, gemeinhin Unternehmen genannt, beeinzuflussen, verändern und zu steuern.
Dem Teilgeber, der die Session vorgeschlagen hatte, war der “culture engineering” Begriff selbst suspekt. Die Ursache seines “Unwohlseins” war, dass er persönlich skeptisch war, ob man eine Kultur mit “ingenieurmäßigem” Anspruch wirklich zielgerichtet beeinflussen könne oder ob das nicht schnell zur “Manipulation” mit negativem oder zumindest ungewissen Ausgang führen könne bzw. würde.
Ein Teilnehmer der Session hat berichtet, dass es in Leipzig einen erfolgreichen Studiengang “culture engineering” geben würde und dass die Absolventen durchaus von den HR-Abteilungen gerade großer Unternehmen sehr gesucht werden würden. Das finde ich spannend, und schon sind wir schon bei zurzeit gerne benutzten Begriffen wie culture engineering und human ressource (HR) gelandet.
Titelmässig fühle ich mich umzingelt von Berufstiteln auf Visitenkarten die Rollen wie Engineer, Officer, Manager und President enthalten. Und muss gestehen, da ist mir der Ingenieur, der z.B. ein Vorhaben leitet, noch der Liebste. Aber Denglisch ist modern, also was solls. So haben wir neben CEO, CTO und CIO immer öfters einen CHRO (HR als Abkürzung für die menschlichen Ressourcen). Bei dem sind dann der “innovation manager” und auch der “cultur engineer” angesiedelt. officer und manager sind mir generell suspect wie auch der president und vice president.
Auch in der Session ging es zuerst Mal um die Begrifflichkeit. Ein Vorschlag war, “culture engineering” eher als “culture gardening” zu bezeichnen. Das fand ich schon ganz gut. Allerdings dachte ich dann, dass man analog zur “Gartenpflege” die Aufgabe auch als “Kulturpflege” bezeichnen könnte.
Dann wurde die Frage diskutiert, was denn Unternehmenskultur eigentlich sei. Die gefundene Antwort (aus der Unternehmens-Theorie) war:
Unternehmenskultur ist das Gedächtnis des Unternehmens.
😉 Honi soit qui mal y pense, aber da assoziere ich sofort mit “Manipulation des Gedächtnis”.
Beim Nachschlagen des Begriffes in Wikipedia habe ich übrigens einen Aufruf von Wikipedia zum Urheberrecht entdeckt.
Diesen Aufruf unterstütze ich mit Herz und Verstand und habe ihn deshalb hier veröffentlicht.
Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob es reicht, wenn Sie Ihren Europa-Parlament-Abgeordneten kontaktieren. Wahrscheinlich muss man mehr tun. Und es ist noch wahrscheinlicher, dass wir gegen die politische Arroganz und Dummheit gesteuert von den Staat beherrschenden Lobbyismus eh machtlos sind.
Das neue Urheberrecht könnte aber als schönes Beispiel für gezielte Werte- und Regelveränderung dienen. Aus sehr kapitalistischen Motiven.
Zurück zum Culture Engineering. Wie viele Buzzwords finde ich das Wort ein wenig lächerlich. Und auch einen Kultur Ingenieur oder Innovation Manager, die angesiedelt bei der Stabsabteilung HR die Kultur eines Unternehmens retten und die Menschen innovativ machen sollen.
Ich meine schon, dass die Kultur eines Unternehmens wie in allen anderen sozialen Systemen sich selbst bewusst gemacht und aktiv gepflegt werden sollte. Und da ist es auch legitim, wenn man moderne Techniken und Methoden einsetzt. Aber das ist ein Thema, dass zwischen Führung und allen stattfinden muss. Führung im Sinne, wie das Google definiert (siehe Artikel dazu von Dr. Marcus Raitner).
Gelingen wird die Kulturpflege aber nur, wenn möglichst viele Menschen des Unternehmen am Pflegeprozess partizipieren – damit meine ich mit großer Aufmerksamkeit aktiv mit machen.
RMD
Eine Antwort
Nun, ist “culture gardening” nicht ein Pleonasmus ?
Culture –> lat. ‘colere’: pflegen, anbauen, verehren
Kultur IST gardening.