Gestern war die Einweihung unserer neuen Geschäftsstelle Rhein/Ruhr. Es war eine schöne Feier. Alle Anwesenden waren voller Zuversicht und hatten viel Spaß.
Heute früh wollte ich wieder im Büro sein. Da ich das Reisen im Schlafwagen schätze, habe ich für die Rückfahrt nach München den Nachtzug genommen. Um 22:58 hätte der CNL 419 kommend von Amsterdam in Duisburg Hbf (nur 10 Minuten von unserer Geschäftsstelle) abfahren sollen. Da er eine Verspätung hatte, saß ich in der Stunde vor Mitternacht 20 Minuten länger an einem zugigen Bahnsteig in einem recht unwirtlichen Bahnhof als ich eigentlich vor hatte.
Das ist bei Nachtzügen oft so. Wenn man einsteigt, sind sie verspätet. Am Ziel angelangt, ist der Zug wieder pünktlich. So verkürzt sich die Reise- und leider auch die Schlafzeit. Eigentlich nicht so toll. Wie auch die Wartezeit auf den Zug.
Der Hauptgrund für die häufigen Verspätungen von Nachtzügen ist, dass diese wenn irgendwie möglich auf Anschlussreisende warten, weil diese sonst einen ganzen Tag (und ihr Bett) verlieren würden.
Also eine eher „kundenorientierte“ Verspätung, die man sich leisten kann, weil der Zug so viel Reserven hat. Was mich irritiert hat, war die Ansage am Bahnsteig 2 in Duisburg:
Wir weisen darauf hin, dass der Nachtzug von Amsterdam mit Ziel München/Zürich eine Verspätung von circa 15 Minuten hat. Grund der Verspätung: Verspätete Zugübergabe aus dem Ausland.
Das ärgert mich. Klingt nach: Liegt nicht an uns, die anderen sind schuld. Die Verspätung wurde sicher nicht durch das „Ausland“ verursacht. Sondern durch ganz normale Betriebszwischenfälle oder mangelnde Motivation zur Pünktlichkeit bei Mitarbeitern. So wie es auch in Deutschland regelmäßig vorkommt.
Ein jeder weiß, dass der Zug aus Amsterdam kommt. Also aus den Niederlanden. Das ist das Ausland. Dabei könnte man fast schon streiten, ob ein EURO-Land Niederlande noch Ausland ist. Wenn dann vielleicht „aus dem Europäischen Ausland?“.
Ich finde die Ansage ist eine der sprachlichen Entgleisungen der Bahn im Umgang mit ihren Kunden. Wie auch das „Wir weisen darauf hin, dass der Zug verspätet ist“.
Die meisten Bahnen in Europa sind keine Staatsbahnen mehr sondern privatisiert. Insofern wäre die richtige Ansage:
Verspätete Übergabe durch die Konkurrenz!
Das könnte ja bei dem neuen Mischmasch von vielen scheinbar kleinen Privatbahnen (die in Wirklichkeit ja fast alle zu den großen internationalen Eisenbahntrusts gehören) der normale Tonfall werden. Die Konkurrenz ist schuld …
Als nächstes kommt dann die absichtliche verspätete Übergabe an den Konkurrenten. Um sich zu rächen oder angeordnet durch die Konzernspitze um dem Konkurrenten zu schaden. Ich habe da schon eine grässliche Vision von sich gegenseitig verklagenden Eisenbahn-Unternehmen – ähnlich wie die großen Unternehmen in der IT.
So ist die Welt: Die Kanzlerin kämpft für den EURO, weil dieser nach ihrer Meinung die einzige Chance ist, den Frieden in Europa zu sichern – und wir sprechen von verspäteter Zugübergabe aus dem Ausland …
RMD
P.S.
Der Nachtzug von Amsterdam nach München hat bei mir ein paar persönliche Erinnerungen geweckt. 1969 bin ich im Wintersemester von Augsburg nach München gependelt. Da gab es am frühen Morgen (Start der Vorlesungen an der TUM war um 8:00) immer drei Züge, auf die wir verschlafen am kalten Bahnsteig in Augsburg warteten. Der erste war der Hoek-van-Holland aus Amsterdam, Abfahrt in Augsburg um 6:40. Der letzte der Drei, den zu Erwischen galt, war der Sassnitz-Express, Abfahrt in Augsburg 6:55. Aber so richtig pünktlich gerade im Winter 1969 waren diese Zuge dann alle drei nicht und so kam ich öfters zur ersten Vorlesung zu spät.
P.S.1
Das Bild wurde aus dem zentralen Medienarchiv Wikimedia Commons eingebunden. Danke an den Urheber – Wikimedia-User Jivee Blau.
2 Antworten
Ich finde diesen Post ein bisschen kleinlich, muss aber zugeben, dass „Danken für mein Verständnis“ mich immer ärgert. Wie soll ich verstehen oder einverstanden sein, wenn keine Erklärung gegeben wird?
Lieber Chris, ich bin kleinlich!