Wir leben im Zeitalter des unverantwortlichen Geschwätzes. An diesen Satz meines Lehrers (Rupert Lay) werde ich oft erinnert. Schlimmer geht immer. Weil wir auch im Zeitalter von falschen Annahmen leben, die wir unreflektiert zu unserem Mantra erhöhen.
Für Innovation
Ich bin kein Gegner von Innovation. Die menschliche Neugier gepaart mit menschlicher Faulheit wird immer versuchen, Neues anzugehen und unsere Lebensqualität zu erhöhen. Ein Teil davon ist der Absicht geschuldet, harte körperliche Arbeit zu reduzieren. Das genieße ich auch sehr. Auch wenn ich als Folge mangelnder Bewegung jeden Tag eine Stunde Radeln, Gehen oder Schwimmen muss, um gesund zu bleiben und mich wohl zu fühlen. Und dazu ich immer meinen inneren Schweinehund überwinden muß. Was eine immer wieder kehrende Herausforderung ist.
Innovation ist kreative Zerstörung
Die Reduktion körperlicher Arbeit hat eine lange Geschichte. Angefangen hat es mit der Nutzung von Tierkraft. De Esel, der im Kreis lief und den Sack über den Berg trug. Das wurde ergänzt – und wie immer langfristig ersetzt – durch Wasser- und Windkraft. Dann kam die Dampfmaschine, Diesel- und Benzinmotoren. Die Krönung war der Elektromotor.
Vom Segelschiff zum Motorschiff
Gerade in der Mobilität auf dem Wasser sieht man es schön: Es fing an mit dem Ruderboot, die Kähne auf den Kanälen wurden von Pferden gezogen und auf den Meeren regierte das Segel. Die wurden abgelöst von der Dampfschifffahrt, die dann wiederum vom Motorschiff mit seinem Großdiesel abgelöst wurde. Zwischendurch gab es auch Experimente, wie die mit atomaren Antrieben, die sich aber nicht durchsetzen konnten.
Wir treten ein in eine elektrische Gesellschaft
Das betrifft vor allem die Informations- und Kommunikations-Technologien (IuK), die sehr schnell elektrisch wurde (da gab es auch mechanische Rechen- und Schreibmaschinen, die mit Körperkraft betrieben wurden). Und jetzt geht es bei der motorisierten individuellen Mobilität los. Ich fürchte, dass sich auch hier sich die Elektrifizierung durchsetzen wird. Die E-Mobilität ist fast schon zum nationalen Mantra der „Planetenretter“ geworden. Alle bekennen sich zu diesem Dogma, obwohl alle wissen, dass es falsch ist.
Das e-Auto ist ein weiterer Beitrag zur Zerstörung unseres Planeten
In einem älteren Beitrag habe ich postuliert, dass man Menschen und Rinder nicht nach der Zahl messen sollte, sondern nach ihrem Gewicht. Also in Tonnen. Genauso auch Kraftfahrzeuge. Bei den Menschen und Rindern fällt dann schnell auf, dass wir mehr Rind als Mensch auf der Erde haben. Man denke an den Ausstoss von Methan. Vielleicht sollte man die PKWs auch nicht zählen sondern wiegen, wenn wir den Zuwachs betrachten.
Elektrifizierung des Autos führt zu mehr Auto
Bei den Autos bemerken wir dann, dass Elektrofahrzeuge dann zuerst mal einen massiven Zuwachs an Auto bedeuten. Das hat diverse Folgen. Es scheint klar, dass mehr Auto auch mehr Eisen, Plastik und sonstiges Material bedeutet. Auch mehr Energie bei der Herstellung. Aber es gibt einzelne Probleme, die besonders schwer wiegen.
Bei schweren Autos ist der Reifenabtrieb höher
Besonders, wenn diese auch noch besonders schnell beschleunigen. Jetzt ist es den Reifenherstellern gelungen, für vordergründige Vorteile toxische Stoffe in die Herstellung der Reifen einzuschmuggeln, die in ihrer Giftigkeit russischen Nervengiften nicht nachstehen. Die machen den eh schon giftigen Feinstaub, den Autofahren produziert noch giftiger. Daran sterben die Fische. Und wahrscheinlich schadet es auch den Menschen. Wie andere Nano-Stoffe gelangt das Zeug ins Gehirn. Die Blut-Hirn-Schranke soll verhindern, dass Substanzen, die schädlich für das Gehirn sein können, aus der Blutbahn ins Gehirn gelangen. Das schafft sie aber mit Substanzen im Nano-Bereich nicht. Und wer weiß, was das Zeug im Gehirn bewirkt? Die Konzentrationsfähigkeit wird es mit Sicherheit nicht steigern. Eher Demenz fördern.
Die Batterie ist alles
Auch das ist trivial. Der zentrale Teil des Elektrofahrzeugs ist die Batterie. Die ist auch das größte Umweltproblem. Batterien sind vom Ausbeuten der Rohstoffe über die Herstellung bis zu ihrer Entsorgung maximal schädlich für die Umwelt. Und wie hat der VW-Chef vor kurzem die Tesla Gigafactory in Brandenburg kommentiert:
„Wir brauchen in Deutschland mehr davon!“
Da gruselt es mir.
Mehr Elektro-Auto braucht mehr Ressourcen und Infrastruktur
Auf meinen Radfahrten bin ich immer wieder fassungslos, wie viele Autos auch in kleinen Gemeinden herumstehen. Wenn wir die alle laden müssen?In München hat der Anteil der vom ruhende Verkehr benötigten Stadtfläche den prozentual höchsten Anteil im Vergleich mit allen anderen Kommunen in Deutschland. Wobei der fließende Verkehr nochmal deutlich mehr Fläche benötigt, als der ruhende. Und jetzt kommt die Strom-Infrastruktur. dazu? Wieviel Ladesäulen brauchen wir? Wieviel Beton, Stahl und Kupfer benötigen wir dafür?
Und wieviel Boden wird dafür versiegelt? Wenn ich durch die Gegend radele, sehe ich schon jetzt einige neue Ladestationen. Ich sehe auch aufgelassene und oftmals verkommene Tankstellen. Aber ich habe noch nie Elektrosäulen auf dem Gelände einer aufgelassenen Tankstelle gesehen. Die gibt es wahrscheinlich auch, aber die dürften die großen Ausnahmen sein.
Mehr E-Auto braucht mehr Strom
Hier kommt eine fast schon peinliche weil so triviale Tatsache ins Spiel. Weltweit werden 40 % des Stroms auf Basis von Verbrennung von Kohle produziert. Und die Nachfrage nach Strom ist gigantisch. So rüsten die großen Kohleförderer wie Australien gerade so richtig auf, mit der Erschließung neuer Vorkommen und bauen neue Infrastrukturen wie Häfen auf. Wenn wir uns ein Elektroauto kaufen, dann ersetzen wir die Verbrennung von Öl durch Verbrennung von Kohle. Das kann es doch nicht sein. Ich höre dann immer das Gerede von der alternativen Energie. Nur – wir wollen ja auch die Stahlindustrie auf alternative Energie umstellen. Und die Flieger auf Wasserstoff, auch gemacht aus alternativem Strom. Und, und, und … Wie soll das funktionieren?
Alles nur green-washing?
Blablabla!
Ist die alternative Energie wirklich so toll? Windenergie braucht auch Stahl und Beton. Ihr Ausbau ist ziemlich zum Stillstand gekommen. Und Solarzellen auf Ackerboden sind auch keine wirklich gute Lösung. Greenwashing ist sehr in Mode.
Eine Selbsterfahrung
Gestern bin ich Elektro-Auto gefahren. Es war das dritte Mal in meinem Leben. Das erste Mal war es in China, im Taxi zum Flughafen. Dann bei einem Sohn in dessem e-Boliden. Gestern war es dann im Erfolgsmodell von Renault – dem Zoe. Das sich eine meiner Töchter gekauft hat.
Ich bin allerdings nicht am Steuer gesessen. Seit mehreren Jahren fahre ich selber nur noch Auto, wenn es wirklich triftige Gründe gibt. Und da es die nur selten gibt, ist das nur noch selten. So kann ich belegen, dass man ohne Auto sehr gut, ohne wesentlich Einschränkungen aber mit vielen Vorteilen, leben kann.
Seit ein paar Jahren versuche ich auch das Mitfahren in Autos, wenn immer möglich, zu vermeiden. Und das gelingt mir auch immer besser. Aber wenn eine liebe Tochter mir ihr neues E-Auto zeigen will und dazu mit mir in die Stadt fahren will, lasse ich halt das geliebte Fahrrad stehen und auch die MVV-Streifenkarte in der Tasche.
Ich setze mich auf den Beifahrersitz des elektrischen Autos
Der Zoe ist ein Kleinwagen, untere Mittelklasse. Das Reinkommen ist nicht ganz einfach, aber nicht schlimmer als in einen normalen Aufi, BMW oder Daimler. Dann fährt das Auto los. Ich hatte eine geräuschloses Fahren erwartet. Aber, es quietscht schrecklich. Mein Ingenieur-Ich warnt: „Was ist da kaputt?“ Meine Tochter gibt Entwarnung. Es ist nur ein Feature, das die Fußgänger warnen soll. Das aber nur arbeitet, bis das Auto eine Geschwindigkeit von 30 km/h erreicht hat. Weil das Auto dann, veursacht durch die Abroll-Geräusche, wieder ausreichend Lärm macht. Das Quietschen hätten sie eingestellt, weil es so originell wäre. Und schaltet es aus. Wir diskutieren dann noch, ob es nicht asozial wäre, den Warnton auszuschließen.
Parken ist umsonst
Kurz vor dem Ziel angekommen, schauen wir auf der App nach, ob eine Ladesäule frei ist. Hurra, bei einem Vierer-Block ganz in der Nähe des Ziels ist einer frei. Angekommen sehen wir gerade einen BMW-Fahrer, wie er den freien Platz belegt. Pech gehabt. Da am Samstag Vormittag in München auch in Corona-Zeiten alle Parkplätze besetzt sind, drehen wir eine Runde. Und haben Glück: Wie wir das zweite Mal vorbeikommen, sehen wir eine Dame, die ihr Kabel gerade von der Steckdose abzieht. Wir warten, bis sie davon rollt und hurra – haben einen Parkplatz. Mit Strom. Ein Glücksgefühl, das mir ein wenig von früher bekannt vor kommt. Da hat aber schon der einfache Parkplatz ausgereicht.
Jedes E-Auto hat ein langes und dickes Kabel an Bord
Meine Tochter öffnet ihren Kofferraum und holt ein Mordstrum von Kabel heraus. Das schwarze Kabel hat den Umfang einer zu dick gewordenen Weisswurst und eine (geschätzte) Länge von mehr als fünf Metern. Ich entdecke mal wieder ein Paradoxon: Wir propagieren das Zeitalter von „shared economy“, aber die angeblich modernsten Fahrzeuge schleppen ein großes und schweres Kabel mit sich herum. Aber Gewicht spielt ja bei elektrischen Fahrzeugen keine Rolle mehr.
Meine Tochter erzählt mir, dass sie an der städtischen Säule weniger für den Strom zahlen würde, als wenn sie zu Hause „tanken“ würde. Und die hohen Parkgebühren würde sich auch sparen, Allerdings gäbe es im Kreis auch Säulen, an denen man umsonst tanken könne.
Elektromobilität klingt nach Absurdistan? Wir wollen den Planeten mit etwas schützen, das ihn noch mehr zerstört! Ein Paradoxon mehr.
Wie sagt der Volksmund treffend:
Den Teufel mit dem Beelzebub austreiben!
RMD