Deutschland – ein großer Autoscooter!

Gestern:

Als Kind stand ich mit glänzenden Augen auf dem „Plärrer“ in Augsburg. Das schönste waren neben den Riesenrädern die Autoscooter. Die Jugendlichen, ein wenig älter als ich, trafen sich dort, die ersten Zigaretten, die ersten Mädchen …

Es war schön, groß zu werden.

Im Skooter – war das geil. Gas geben, Bremsen, andere rammen, kreischen – wunderschön.

Mit 18 der Führerschein. Das erste Käfer. Später der rote BMW mit dem stärksten Motor (damals 325i – die PS weiß ich nicht mehr).

Heute:

Auto, Auto, Auto – wir tanzen um  das moderne “Goldene Lamm”. Da fährt der Opa mit Hut und Oma nach Garmisch, um mal kurz Kaffee zu trinken. Samstag morgen krabbelt der Frührentner vor dem Back-Shop aus seinem Opel, um 4 Semmeln fürs Frühstück ins nahe Heim zu holen. Schicke Mütter chauffieren ihre Kinder zum Kindergarten und flitzen ins Fitness-Studio. Der Schüler der Kolleg-Stufe fährt mit seinem rostigen Golf in die Schule, die Kippe im Mund und freut sich auf den Mini Cooper zum Abitur.

Auf den Autobahnen: 180 km/h ist gar nichts, bremsen, rein in den Stau. Rauf und runter mit dem Tempo, mal 80, dann 120, dann 100 km/h. Die linke Spur gehört den Schnellen. Freie Fahrt für freie Bürger. In den Städten: Durchschnittsgeschwindigkeit unter 20 km/h, teure Parkplätze, dicke Luft. Und auf den Landstraßen – Michael Schumacher versus Niki Lauda!

Und dann knallt es wieder. Im Morgengrauen: Disko-Tote. Ein wenig Nebel oder Schnee, und schon Peng, 25 Autos verkeilen sich. Tote, Verletzte, Tränen, Trauer, Wut …

Tag und Nacht und überall Lärm und Krach. Das technische Rauschen hat das Rauschen der Natur besiegt. In den Autos wird geschimpft und beleidigt, am Steuer weiß jeder alles besser. Nach außen wird belehrt, gehupt und angeblinkt.

Die Autos werden immer größer, schwerer, stärker, schneller und sind besonders gut für Ausflüge ins Gelände geeignet. Die Fahrer werden immer dicker. Ist der Weg länger als der Karrn, dann wird gefahrn …

Die letzten grünen Flächen werden mit Aldis, Lidls, Pennies, MacDonalds, Ikeas und anderen Konsum-Tempeln und ihren großen Parkplätzen versiegelt. Die Straßen werden immer breiter, die Autobahnen dreispurig. Ampeln vermehren sich wie die Kaninchen, keiner denkt an Kosten für Betrieb und Wartung.

Und das Barrel Öl kostet heute (12. April 2008) 120 USD, der Diesel in München 1,389 EURO und bald das doppelte. Der Biosprit soll es richten, gleichwohl die Preise für Lebensmittel rasant steigen und Menschen verhungern müssen.

Morgen:

Quo Vadis?

RMD

P.S.

Das Volksfest in meiner Heimatstadt Augsburg, das im Frühjahr und Herbst stattfindet, wird Plärrer genannt.

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