Und noch eine Geschichte, die im Leben auch so passiert hätte sein können.
Ich leide unter einem Menschen, der gerne ein „Business Coach“ sein möchte. Der in mein Leben sehr ungerufen eingetreten ist und den ich irgendwie nicht mehr los werde.
Er hat eine penetrante Klappe und nimmt sich ganz wichtig. Er hat ganz viele besondere Fähigkeiten – und eine große Karriere hinter sich.
Er spricht sehr gerne von „gegenseitiger Wertschätzung und gelebten Respekt“. Sein Motto ist „Business Spirit“ und er ruft auf zum „Mut zum Lieben“.
Viele verstehen ihn nicht. Gehen ihm aus den Weg. Aber er will doch nur Gutes tun und das Beste für alle anderen erreichen. Dafür opfert er sich auf. Das Gemeinwohl geht ihm über alles. Dafür setzt er sich knallhart ein. Alles, was er von sich gibt, klingt nach großer Menschenfreundlichkeit. Und so oft wird er von seiner Umwelt nicht verstanden. Auch nicht von mir. Er ist ein einsamer Held.
Im richtigen Leben jedoch nutzt er jeden Vorteil. Und sei er noch so klein. Er selber will möglichst groß sein. Ihm geht es um – und dies formuliert er auch wörtlich – „die Optimierung des menschlichen Potentials“. Damit will er sein Geld verdienen. Das ist die Zukunft. Und das ist genau das, was er kann.
„Die Optimierung des menschlichen Potentials!“
Da werde ich nervös; das kann ich nicht mehr ertragen. Es kommt mir bekannt vor. Wenn ich das höre, beginnt es mir zu gruseln. Menschliches Potential ist doch nichts, das man optimieren und messen kann!
Ich hoffe, dass dieses Denken sich in meiner Welt nie durchsetzen möge. Deshalb habe ich diesen Menschen erfunden und dieses Märchen geschrieben.
RMD
P.S.
Das Bild stellt einen Ausschnitt aus „Meister der Alexanderschlacht“ dar.
Referenz:
The Yorck Project: 10.000 Meisterwerke der Malerei. DVD-ROM, 2002. ISBN 3936122202.
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