Und zwar bei einem selber wie auch bei seinen Mitmenschen.
Letzte Woche habe ich das erste Mal die Gräber und Tempel der Pharaonen gesehen. Da habe ich viel Neues erfahren und hatte Zeit zum Nachdenken.
Drei Floskeln wurden mir bewusst, die das Leben schwer machen können. Die erste ist das
„JA ABER …“
Früh habe ich gelernt, dass man nicht so oft „Ja aber“ sagen soll. Das war beim Management-Training.
Im unternehmerischen Alltag habe ich unter dem „Ja aber“ meiner Mitmenschen ab und zu gelitten. Gebracht hat es wohl nie etwas.
Wie wir beschlossen hatten
Hurra, wir machen unsere erste Kulturreise an den Nil!
kam sie wieder, diese Floskel.
Ich habe sie oft – auch ein paar mal von mir selber – gehört.
Ja, aber der Kohlendioxid-Fussabdruck …
(ein Problem, dass ich sehr ernst nehme)
Ja, aber Kulturreisen sind doch immer so anstrengend …
(Fast jeden Tag einen Tempel und manchmal auch zwei …)
Ja, aber die lange Anreise …
(es waren fast 13 Stunden, mit dem Zug nach Nürnberg, dann mit dem Flieger nach Hurghada am roten Meer und von dort mit dem Bus nach Luxor – nochmal 380 km).
Ja, aber das geht doch nicht, wegen dem Terror …
(und in München stoßen zwei Züge zusammen)
und so weiter …
Und wie dumm wäre es gewesen, wenn wir diese Reise nicht gemacht hätten!
Die zweite Floskel die ich meine ist das
Dagegen Sein!
Wie oft ertappe ich mich selber, dass ich gegen etwas bin:
Ich bin gegen die gigantischen Subventionen von Geschäftswagen. Ich bin gegen Faschismus. Ich bin gegen Dummheit in der Politik. Ich bin gegen den Kohlehafen im Barrier Reef in Australien. Ich bin gegen die Verschwendung von Nahrungsmitteln. Ich bin gegen Bürokratie. Und so weiter …
Erst vor ein paar Jahren hat mir mein Freund Jolly Kunjappu erklärt, dass „das Dagegen Sein“ etwas Negatives ist, das einen selber runter zieht. Überlegen wir uns doch lieber, was schön ist, was wir mögen und wo wir dafür sind. Das gibt uns Mut und Freude.
Die dritte Floskel hat mir Moslam letzte Woche auf unserer Reise ins Bewusstsein gerufen. Moslam war unser Führer bei unserer Reise auf dem Nil, wir haben uns angefreundet. Er ist regelmäßig in Deutschland. So haben wir auch über seine Erlebnisse in meiner Heimat gesprochen und er hat berichtet, wie es ihn berührt, dass seine deutschen Freunde immer sagen:
„Wir müssen …“
Ich kenne das gut von mir. Ich muss nachher gleich Milch einkaufen gehen. Dann muss ich einen Artikel für IF-Blog schreiben und Business-Pläne bewerten. Und dann muss ich mich mit Barbara beim Artemis (dem Griechen gleich neben an) zum Mittagessen treffen. Und heute Nachmittag muss ich dann mit Freunden von der Uni in der Forschungsbrauerei zum Starkbier-Anstoß treffe. Und morgen muss ich dann zur F.re.e gehen …
Aber ist es nicht wunderschön, dass ich Milch einkaufen kann. Als ob es selbstverständlich wäre, dass man gleich um die Ecke so gute Milch in der braunen Flasche mit 3,8 % Fett bekommt. Die noch wie Milch schmeckt! Und ins Artemis gehe ich immer sehr gerne, weil das Essen dort so gut schmeckt und die griechischen Wirtsleute so freundlich sind. Die Forschungsbrauerei ist immer einen Besuch wert und auf der F.re.e warten so viele Impulse auf mich, was ich alles so machen kann, dank der Vielfalt von Kulturen und Landschaften unseres so schönen Planeten.
All das mache ich doch gerne, es ist doch wunderschön – warum muss ich dann das machen?
Zusammenfassend würde ich sagen:
Es lohnt sich „positiv“ zu reden und zu schreiben, dann wird man auch immer mehr so fühlen und denken!
RMD
2 Antworten
All very human and reasonable, but perhaps I prefer the Roland who, years ago, decided never again to fly.
But what should we old men do with our savings? If we pass them on to the next generation, they too will use them unwisely.
Und genau dieser Roland hat es nicht geschafft und fliegt jetzt doch immer wieder 🙁 Die einzige Ausrede ist, dass ich es nur ganz bewusst für die Familie und fürs Lernen tue und es wirklich eine unbedachten und leichtfertigen Flüge mehr gibt. Aber wir stecken schon in einem schrecklichen System und kommen irgendwie nicht heraus.