Vieles am Management ist Handwerk, das man lernen und üben kann. Aber kann man “gute Entscheidungen machen”? Und dies vielleicht sogar erlernen und einüben?
Da ich immer ein “guter” Unternehmer sein wollte, habe ich mich auf den Weg gemacht. Und bin gescheitert 🙂 .
Entscheidungen stehen im Zentrum eines jeden Lebens.
Sie sind Teil des Lebens. Man muss immer entscheiden, für sich selber und auch für andere.
Ich denke da nicht nur an die schnellen Entscheidungen. Wenn ich einem Auto hinter her fahre, das langsam ist, dann stellt sich mir die Frage, soll ich jetzt überholen? So eine schnelle Entscheidung, die im Bruchteil einer Sekunde erfolgt, kann folgenschwer sein. Beim Überholvorgang kann ich verunglücken – mit grauenhaften Folgen für mich und andere.
Diese ad hoc Entscheidungen meine ich nicht. Ich möchte hier über langsame Entscheidungen nachdenken. Die, die langsam auf mich zu kriechen. Von denen ich weiß, dass ich noch eine Frist habe. Aber an einem vorbestimmten Zeitpunkt Farbe bekennen muss. Und dann etwas entscheiden muss, das in ein komplexes System eingreift.
Dann kam dazu, (das habe ich bei RISE an der Hochschule St. Gallen gelernt) dass im Management, wo die wichtigen und großen Entscheidungen gefällt werden, man auch im nach hinein – also a posteriori – in der Regel nicht feststellen kann, ob die Entscheidung richtig oder falsch, gut oder schlecht … war? Oder ob es anders nicht zu besseren Ergebnissen geführt hätte.
Wie sollen wir a priori wissen können, ob es richtig war, wenn wir dies auch à posterio nicht wissen?
Da dachte ich mir, wie soll ich als dummer Manager, in der Lage sein, à priori einen Wirkungsmechanismen zu bewerten, den man sogar à posterio nicht verstehen und entscheiden kann. Und habe meinen Traum, ein “guter Entscheider” werden zu können, aufgegeben.
Dann verstärkte sich bei mir der Verdacht, dass man in der Regel ja auch nicht wissen kann, was eigentlich gut und schlecht ist. Ich habe immer mehr gelernt, dass es kein “entweder oder” sondern nur ein “sowohl als auch” geben kann. Dass “binäres Denken” zwar Dinge vereinfacht aber mit nichten löst – und keinesfalls dem Leben gerecht wird.
Das hat meine Zuversicht, Entscheiden lernen zu können, weiter geschwächt.
Ich habe gelernt, wie wir uns mit rationalen Denkprozessen, die auf “wissenschaftlich gesicherten Fakten” aufbauen, in ein Feuer von synthetischen Gedanken und Argumenten hineinbegeben, dabei die Realität verlassen und Blödsinn herauskommt. Und große und wichtige Projekte scheitern.
Ich meine, dass wir besser daran täten, uns in schwierige Situationen hineinzufühlen. Das mit Gelassenheit und Güte im Herzen. Der Vernunft können wir die Rolle des Kontrolleurs des Gefühls zuweisen, der – wegen mir gerne unterstützt von Ethik – die Entscheidung auf ihre Risiken prüft.
Hier noch eine Kritik an unserer politisch-gesellschaftlichen Entscheidungsfindung.
Meinungsbildung als Entscheidungsvorbereitung?
Nach meiner Beobachtung findet immer mehr eine synthetische zielgerichtete Meinungsbildung statt. Diese wird durch Medien und Marketing unter präziser Nutzung ihrer Resonanzkammern und Lautsprecher genutzt. So wird ein Klima erzeugt, das konforme Entscheidungen erzwingt. Entscheidungen, die gegen das Klima werden, sind unmöglich, schon eine Gegenrede politisch unkorrekt und kann bestraft werden.
Ähnlicher Technologie benutzt der “industrialisierte” Wahlkampf, der mittlerweile es zu einer bemerkenswerten Perversion geschafft und nach meiner Meinung die Demokratie weltweit stark beschädigt hat.
Wir brauchen Veränderung!
RMD