Es ist still geworden um die „Revolution in den arabischen Ländern“. Wie um die radioaktive Katastrophe in Japan. Dabei ist beides nicht vorbei, die Folgen werden wir erst noch so richtig erleben.
Wie es in den arabischen Ländern weitergehen soll, ist mir nicht klar. Wir sind sowohl durch Tunesien wie durch Marokko geradelt. Zweimal in einer Gruppe zu viert und fünft und einmal zu zweit. Es ist erst ein paar Jahre her.
Ich habe da Vieles erlebt, das mich sehr beeindruckt hat und das ich gerne weitergeben würde. Leider habe ich auf diesen Reisen noch kein Reisetagebuch geführt, deshalb hier zwei kleine Erlebnisse und meine Erinnerung.
Wir haben damals eine uns doch sehr fremde Kultur erlebt. Vieles hat uns überrascht. Wir haben manch Schönes entdeckt. Aber auch totaler Armut und einem unvorstellbaren wirtschaftlichen Zerfall sind wir begegnet.
Mein Eindruck war, dass diese Länder keine Chance haben, eine wirtschaftliche Gesundung aus eigener Kraft zu schaffen. Schlimmer, selbst mit massiver und sogar sinnvoller Hilfe von außen ist da nicht mehr viel zu machen.
Zu kaputt sind Infrastruktur und Wirtschaft. Zu massiv dominiert eine Mischung von destruktiver kultureller und religiöser Dominanz das Verhalten und Leben der Menschen.
Den westlichen Schaufensterkapitalismus vor Augen haben viele Menschen kaum die Möglichkeit, sich selbst zu ernähren. Wünsche und Realität liegen Lichtjahre auseinander.
Als Radler haben wir in Tunesien zerfallene (ehemalige) Industriestädte erlebt, in denen nichts mehr funktioniert hat. So etwas wie Arbeitsplätze gab es da überhaupt nicht mehr. Nur wenige Glückliche hatten einen (schlecht bezahlten) Job in einem Touristen-Hotel, mussten dafür aber Hunderte und mehr Kilometer pendeln und/oder kaserniert dort leben.
Das einzige lokale Hotel war eine Ruine. In unserem Zimmer stank es aus der defekten Kanalisation. Die kalte Nacht verbrachten wir bei offenem Fenster auf unserer Iso-Matte im eigenen Schlafsack.
Unseren täglichen Bedarf haben wir in den wenigen kleinen Geschäften eingekauft, die es unterwegs gab. Die Auswahl an Nahrungsmitteln war dort sehr reduziert.
An einen Ort in tiefster Armut erinnern wir uns noch gut. Da gab es nur noch Feigen zu kaufen. Die Einheimischen Kunden standen Schlange für diese Feigen. Wir auch, denn wir hatten auch Hunger.
Bei der nächsten Rast verging uns der Appetit. Die Feigen waren voller Maden.
Auf dieser Radreise kamen wir durch viele Orte. Auch die Übernachtungen „auf dem Land“ waren oft nicht so komfortabel. Die Barbara, die immer dabei war, würde hier andere Worte verwenden.
Aber eine Art Speiselokal gab es öfters. Ein Stand mit einfachen Gerichten und Tischen und Stühlen im Freien. Immer mit minimaler Auswahl, gelegentlich aber ganz ordentlich. In der Nähe dieser Lokale stand häufig eine Gruppe von vielen Menschen.
Anfangs dachte ich, dass diese Menschen auf den Bus warteten. Dann habe ich gelernt, dass die Leute für Essen anstehen.
Denn immer, wenn eine Gruppe (wohl wohlhabender) Menschen, die auch meistens nur aus Männern bestand, ihr Mahl beendet hatte und den Tisch verließ, durften ein paar Menschen aus der wartenden Gruppe deren Plätze einnehmen und die noch halb vollen Töpfe leer essen. Im Islam müssen dir Reichen für die Armen sorgen …
Als Radler kommt man immer schnell mit den Menschen ins Gespräch. Und da im Maghreb viele Menschen ein wenig Französisch sprechen, war eine durchaus vernünftige Kommunikation möglich.
Den tiefen Wunsch nach Demokratie habe ich da nie gehört. Sondern ganz andere Probleme erfahren und Sorgen geteilt. Bei den meisten Menschen dort geht es um die nackte Existenz. Die zu sichern gelingt meisten mehr schlecht als recht. Für das Schulgeld für die Kinder reicht es dann aber schon nicht mehr. Es war oft niederschmetternd.
Mit diesem Bericht von selbst Erlebten möchte ich einen kleinen Beitrag zu einer realistischen Betrachtung der Probleme im Maghreb leisten. Der Jubel über die Demokratisierung ist ein wenig verfrüht. Die Menschen im Maghreb haben ganz andere Probleme. Das darf bei aller berechtigten Freude über den Sturz grausamer Diktaturen und Tyrannen nicht vergessen werden.
RMD
Eine Antwort
I suspected things were like that. Now I know. In England, the papers say more about such things than here. This connects with the fact that Britain (not Germany) is trying to bomb Gadaffi away, (which is generally known, even if the politicians avoid saying it).
The developed world has the choice of letting billions die in desperation, or making a huge effort to save them. Despite efforts to stop them, the necessary GM crops will somehow come. But mass migration is probably needed too, and I cannot see much of that coming.
I have just read „CIA, the whole history“ (in German). It makes clear to what extent USA, in almost panic reaction to communism, supported nasty dictatorships all round the world for 50 years. This certainly held back prosperity, and thus contributed to population increase. Now food prices have increased rapidly in various poor countries, leading to enormous discontent.
It is mostly the better educated that are revolting in the Maghreb. They are also not the poorest, who are just too busy staying alive.