„Für Frieden“ oder „Mein Leben nach InterFace“

„Protokoll und Notiz zu meinen Gedanken und der Ergebnisse meiner Session „Projekt Frieden“ beim PM-Camp in Berlin am 21. Juni 2014″

Früher war ich auf der Suche nach dem Sinn meines Lebens. Ich versuchte die Sinnhaftigkeit in möglichst vielen Dingen zu finden. Wie ich dann ein Unternehmen gegründet habe, sollte das natürlich auch sinnhaft sein. Das war vor mehr als dreissig Jahren, da war ich der festen Überzeugung, dass jedes soziale System – so auch die ökonomischen – einen Sinn haben sollte.

Und heute – wo fast jeder Redner fordert, dass Unternehmen einen Sinn haben müssen – meine ich, dass diese Forderung zwar richtig und trotzdem falsch ist. Heute glaube ich, dass es nicht auf den Sinn eines Lebens oder Unternehmens ankommt sondern auf das Wirken des Menschen oder des Unternehmens in seine Umwelt.

Als Kind war ich wie viele meiner Freunde umgeben von einer traumatisierten Generation. Diese Generation wusste Anfang der Fünfziger genau, was sich gehört und was nicht. Sie fühlte sich im Besitz der Wahrheit – oft durch verblüffend unsinnige Kategorisierungen. Sie hatte ein eigenartiges Verständnis von Freiheit und Frieden. Und wir waren das Opfer ihrer Belehrungen.

In der Schule wurden wir von traumatisierten Menschen „erzogen“. Scheinbar geläutert versuchten sie unterschwellig ihre Dogmen und ihren Hass an die neue Generation, an uns, weiter zu geben. Nicht nur die Lehrer waren es, auch Eltern und Verwandte. Sogar Fremde auf offener Strasse haben uns beschimpft. Weil wir eine Jeans an hatten oder trotz der elterlichen Bedrohung mit den schlimmsten Sanktionen die Haare zu lang waren.

Aber auch sonst haben wir dieser Generation nicht gepasst. Die wusste genau, wie die Welt auszusehen hatte und wir haben da nicht rein gepasst. So wurden wir klein gemacht. Schläge waren normales Erziehungsmittel. Daheim wie in der Schule. In die Ecke stehen oder ein paar Stunden im Kohlenkeller oder auf dem Klo eingesperrt war die humane Form der Bestrafung.

Wir haben gelitten und den Sinn dieser nicht verstanden, sondern diese Form der Erziehung als eine Form der Rache empfunden. Für unser unangepasste und unerwünschtes Verhalten mussten wir bezahlen. Und haben dann getrotzt und zurück gehasst.

Besonders schlimm war es für uns, wenn wir für Taten bestraft wurden, bei denen wir uns als mutig, edel und groß gefühlt haben. Wie hat es uns verletzt, wenn wir meinten Gutes getan zu haben und dafür büßen mussten. Und als Verräter beschimpft wurden.

Sogar wenn wir zu viel Freude an etwas gehabt hatten, wurden wir zurecht gewiesen. Denn zuviel Freude zu haben, das gehörte sich nicht und war den Beherrschern unserer Kinderwelt zuwider.

Spiel nicht mit den Schmuddelkindern …

Als Heranwachsender habe ich mich befreit und mir ging die Sinnfrage nicht mehr aus dem Kopf. Die Angst vor dem Tod erschütterte mich. Was für einen Sinn kann ein Leben haben, das mit dem Tod endet? Das ewige Leben erschien mir hier die falsche Antwort.

Und neben dem Sinn des Lebens gab es eine zweite Hoffnung – den Frieden. Den großen, immer währenden Frieden. Zwischen Menschen und mit der Schöpfung.

Denn den Unsinn des Krieges haben ich und meine Freunde nie verstanden. John Lennon war einer meiner Helden. Ich habe Krieg nie erlebt. Aber ich habe erlebt wie die US GI’s in Augsburg geheult haben, weil sie am frühen Morgen in Richtung Vietnam abfliegen mussten. Die wussten, was sie erwartet und sie wussten auch, dass viele nicht mehr zurück kommen würden.

Ich kann mir vorstellen, wie grausam Krieg immer wieder ist und wie pervers er wird, wenn er sich „industrialisiert“. Die Verklärung des Krieges als saubere moderne Technik, die Reduktion des Einsatzes von Waffen auf eine Art von Hightech-Spiel, der Kämpfer an der Spielkonsole der die Tod bringende Drohne steuert entsetzen mich. Und die vielen Sachzwänge, die das alles nötig machen, Waffen, Soldaten, Minen, Kampfroboter …

Ich kenne keinen Krieg, der etwas verbessert hätte. Ich bin auch im Zweifel, ob es einen gerechten Krieg geben kann. Vielleicht hätte man sogar das Problem mit den Nazis besser lösen können, wahrscheinlich hätte es ohne den ersten Weltkrieg keinen zweiten gegeben.

Aber ich möchte nicht nur gegen den großen Krieg wirken. Auch der Krieg im Inneren und Kleinen tut uns nicht gut. Müssen Menschen wirklich immer soviel Feindseligkeit in ihre tägliche Kommunikation integrieren? Warum ist es so schwer, den eigenen Frieden mit sich selber zu machen.

Warum neigen wir immer wieder dazu, andere Menschen kleiner und nicht größer zu machen. So wie es die Pflicht der „Führenden“ genauso wie jeden Menschen wäre? Weil nur dann das soziale System für den Menschen ist und sich nicht gegen ihn wendet. Warum also bekämpfen wir uns selbst und verhindern die Entfaltung unseres eigenen Lebens in den vielen uns möglichen Dimensionen?

Ist das Erreichen des inneren und äußeren Friedens nicht ein wunderschönes Projektziel, an dem alle – nicht nur Führende und Manager – arbeiten sollten. Wir alle „managen“ doch die meiste Zeit unseres Lebens – und gleich was wir „managen“, so hat es doch immer mit Menschen zu tun.

Deshalb möchte ich meine verbleibenden Jahre für den Frieden arbeiten.

Auf dem PM-Camp in Berlin versuchte ich das erste Mal eine Session „Projekt Frieden“ beizusteuern. Ulf Brandes hatte mich mit seinem Einführungsvortrag inspiriert. Ich wollte möglichst viele Menschen für ein „Projekt Frieden“ begeistern. Obwohl das Thema ein wenig aus dem Rahmen fiel, kamen doch eine ganze Reihe von Menschen zu mir. Die Erkenntnisse waren ermutigend wie ernüchternd:

  • Es lohnt sich auf jeden Fall, für das Projekt Frieden zu arbeiten.
  • Die Skepsis ist groß, dass das Projektziel erreicht werden kann.
  • Mit Religion und Dogmen wird der Frieden nicht erreicht.
  • Ein von „oben“ kommendes Projektziel „Frieden“ wird nicht helfen.
  • Von Politikern, Funktionären und anderen Systemagenten wird kein Frieden ausgehen.
  • Die traditionelle Form des Protest für Frieden wie Ostermärsche etc. wird nichts bewirken.
  • Das Projekt Frieden braucht Menschen, deren Persönlichkeit einen gewissen Reifegrad erreicht hat.
  • Um Frieden zu gewinnen braucht es eines neuen gesellschaftlichen Konsens.
  • Dieser kann nur über vernetzte Meinungsbildung erfolgen.
  • Nur eine Grasswurzelbewegung kann das „Projektziel Frieden“ erfolgreich machen.

Jetzt könnten wir anfangen.

Einen großen Dank an alle, die auf dem PM-Camp in Berlin meine Session „Projekt-Ziel Frieden“ besucht und mir sehr dabei geholfen haben. So will ich heute nur noch eins:

So richtig leben – und dies in Frieden und für den Frieden.

Im Widerstand gegen die Generation, die ich als Kind erlebt habe und die es immer noch so zahlreich bei uns gibt.

RMD

P.S.
Ich möchte anmerken, dass ziemlich genau vor 100 Jahren für viele Menschen doch sehr überraschend dann doch das Unglaubliche passiert ist – es ging systemischen Mechanismen folgen hinein in den ersten Weltkrieg.

Dieser Krieg wurde als erster Medienkrieg (siehe Dokumentationen zum Beispiel auch in ARTE) so geschickt gestartet. So war die Geschichtsschreibung lange Zeit der Meinung, dass die Menschen der beiden Kaiserreiche mehrheitlich jubelnd in den Krieg gezogen sind.

Neue geschichtliche Forschung hat diese Wertung revidiert. Die heute Bewertung ist, dass der Kriegseintritt 1914 gegen den Willen der Mehrheit der Menschen in Deutschland und Österreich erfolgte und in Wirklichkeit von den damaligen Eliten und Mächtigen gewollt war und herbeigeführt wurde.

Die Sinnlosigkeit des zweiten Weltkrieges kann niemand ernsthaft anzweifeln. Die Welt brannte und an vielen Stellen kam es zu einer industriellen Kriegsführung, die auf die totale Vernichtung des Gegners ohne Rücksicht auf Verluste aller Art ausgerichtet war.

Die Grabenkriege an der deutsch-französischen Front wie auch die „Gebirgskämpfe“ in den Alpen dürften da auf der leider wohl nach oben offenen Skala des vom Kriege verursachten Entsetzens als besonders grausam und unverständich herausragen.

Krieg ist kein konstruktives Mittel zur Lösung von Problemen!

Eine Antwort

  1. Hallo Roland, der Beitrag war mir tatsächlich durchgerutscht, gut dass Du ihn bei mir drüben verlinkt hast. Ja – ich denke das wäre ein Projekt für mich. Lass uns da beim nächsten Treffen darüber reden, Liebe Grüße Aebby

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