Zur Feier meines Geburtstags gestern am 20. Juni hatte ich nur im engen Familien- und Freundeskreis eingeladen. So war es auch nur ein kleines Fest in einem schönen Rahmen und mit wunderbarer musikalischer Begleitung. Ich hatte auch eine Rede vorbereitet und diese am fortgeschrittenen Abend gehalten, nachdem alle Gäste gut gespeist hatten und bevor es zum Tanz ging. Hier der vorbereitete Text:
Barbara und ich feiern heute ein Geburtstagsfest, zu dem wir nur wenig Menschen eingeladen haben. Mit all denen, die heute hier sind, haben wir eine besondere Beziehung oder etwas Wichtiges erlebt.
Zu Beginn meiner kleinen Ansprache möchte ich Euch ein paar Menschen vorstellen, die für den heutigen Tag ganz wichtig sind. Dies sind unsere Gastgeber Rita und Same Afsali, die uns den Festort zur Verfügung gestellt haben, unsere Musiker um George Greene, die uns mit schönen Weisen unterhalten werden und Charly Ritzer, der uns bestens bewirten und mit Getränken versorgen wird.
Mit Same verbindet mich eine langjährige Beziehung, wir haben uns bei Siemens getroffen, wie er da recht frisch angefangen hat. Dann hat er Karriere gemacht und war für viele Menschen sehr wichtig. Heute sponsert er uns mit seinem Festzelt.
George Greene spielt heute mit seinen Freunden für uns. George habe ich in den 60iger Jahren in Augsburg kennen gelernt. Da war er noch Kapellmeister in der US Army und hat gelegentlich am Abend in den dunklen Schuppen in Augsburg wie im Hanks Night Club seinen Blues gespielt. Und wir waren damals als Schüler der Oberstufe von dieser ganz anderen Welt mehr als hingerissen. An seiner Seite spielen heute Rocky, Thilo und Willy, für den Sound sorgt Mike. Unsere Musiker sind gute Freunde und haben schon öfters für mich gespielt.
Charly bewirtet uns mit seinem jungen Team. Zu ihm gibt es auch eine uralte Verbindung. Er war der Wirt des TS, einer famosen Bar in Unterhaching. Für mich war sie von Bedeutung, weil unsere jungen Programmierstars in den 80iger Jahren dann nach getaner Arbeit so gegen Mitternacht die letzten Stunden der Nacht ziemlich regelmäßig im TS verbracht haben. Dies tat der Qualität unserer Produkte aber keinen Abbruch, vielleicht war das sogar wichtig für unseren Erfolg.
Jetzt zu mir. Immer wieder werde ich gefragt, was ich denn jetzt so treiben würde. Bin ich doch ab dem 1. Januar ja nicht mehr im Vorstand der InterFace AG operativ tätig und jetzt bald im Rentenalter.
Als ehemaliger Programmierer habe ich mein Treiben in verschiedene Säulen geordnet.
Die erste Säule ist die Private.
Da kommt zuerst mal die Familie. Immerhin kam in 2015 das zweite Enkelkind in unsere Familie. Es war ein Bub, dem der Name Naveen Daniel gegeben wurde. Da Naveen Daniel mit seinen Eltern gerade von Mumbai nach Peking umzieht, sind die Besuche bei ihm aufwändig und kosten viel Zeit. Aber genauso freuen wir uns, wenn unsere Enkelin aus 2014, Carolina besucht, die Tochter von Patrick und Anna. Das ist einfacher, weil Carolina nur 2 km von uns entfernt lebt.
Zum Privaten gehören besonders die Radtouren. Meistens machen wie die nur zu zweit – die Barbara und ich. So hatten wir in diesem Jahr schon mal ein wunderbares Erlebnis – zwei Wochen radeln durch den Westen von Kuba.
Auch unsere beiden “kleinen” Kinder (die zuletzt geborenen) Franz Rupert Simon und Lisa Maresa Marie haben wichtige Meilensteine erreicht. Der Rupert seinen Master und die Maresa hat nach einem kleinen Endspurt dann doch recht souverän ihr Abitur gemacht.
So werde ich immer freier und leiste mir viele kleine Freuden wie Theaterbesuche nicht nur in München. Mit unseren heutigen Gastgebern Rita und Same waren wir zum Beispiel vor kurzen im Tortumtheater in Sommerhausen. IDie drei Wochen Familienurlaub im August mit Zelt ganz im Süden des Peloponnes sind zur lieb gewonnenen und wichtigen Tradition geworden, dieses Jahr dann auch mit Carolina. m Sommer geht es, wenn irgendwie möglich täglich zum Schwimmen. Privat kommt nur das Schachspiel, das mir in meinem Leben immer wichtig war, ein wenig zu kurz.
Aber es gibt noch drei weitere Säulen:
Die zweite würde ich mit “Wissen und Erfahrung teilen” bezeichnen.
So betreue ich eine ganz Reihe von Startups und Mentées. Zu denen komme ich über UnternehmerTUM oder dem Alumni-Netzwerk der TUM. Ab und zu sind es auch junge Menschen aus dem Freundeskreis oder Zufallsbekanntschaften aus meinem Netzwerk.
In meinem Leben geht es jetzt schon seit 50 Jahre immer nur aufwärts. Anderen Menschen habe ich dabei sehr viel zu verdanken und dies möchte ich zurückgeben. Ich meine, dass es meine gute Pflicht ist, jungen (und auch ein paar nicht mehr ganz so jungen) Menschen zu helfen, ihren Platz im Leben zu finden.
Oft fragen mich meine Partner, was meine Unterstützung kostet. In der Regel kostet es nichts, weil ich es ja zuerst für mich mache. Ich habe gelernt, dass man viel Üben muss, wenn das Ziel die Meisterschaft ist. So ist jedes Gespräch für mich eine Übung im Teilen von Wissen. Dieses Üben hilft mir, besser zu werden, sprich Menschen und ihre Sorgen und Ängste wie auch ihre Werte, Erwartungen, Interessen und Bedürfnisse besser verstehen zu können und ihnen durch unverzerrtes Spiegeln und kluges Rückmelden zu helfen, autonom ihren Weg zu finden. “Autonom” ist mir dabei das sehr wichtige Wort.
Das Thema “start up” artet übrigens ab und zu richtig “in Arbeit” aus. So kamen gestern wieder 5 Businesspläne zu mir, die ich mir morgen anschauen und mit Feedback versehen werde. Ich bin auf sie aber jetzt schon richtig neugierig und freue mich auf die Arbeit, auch wenn sie zwischendurch ein wenig trockener und formaler ist.
Die dritte Säule heißt “Lernen”.
Obwohl ich Schule und Bildungssystem in Deutschland und Bayern für ziemlich unteroptimal und herabgewirtschaftet empfinde – oder vielleicht gerade deshalb – war und ist mir “Lernen” besonders wichtig. Ich meine damit Lernen außerhalb der Schule, Lernen in der Innovation, Lernen von Menschen. Darum geht es.
Ich habe in meinem Leben bei vielen Menschen fachlich und menschlich gelernt. Da waren die Meisterprogrammierer, deren Kunst ich lernen durfte. Mentoren wie Rupert Lay haben mir vieles gelehrt, das mir fremd und verschlossen war. Freunde haben mir geholfen, besser zu verstehen was Führung und Management sein könnte. Meine regelmäßige Teilnahme an den Workshops in St. Gallen bei RISE hat mir immens viel fürs unternehmerische Leben gebracht. Und immer wieder waren es Begegnungen mit Menschen, die mir geholfen haben, meinen Weg zu finden.
In den letzten Jahren habe ich am meisten auf PM-Camps gelernt. Die Themen auf diesen Barcamps sind Projekt Management, Management an sich, Unternehmertum und Führung. Viel geht es auf diesen Unkonferenzen um gesellschaftlicher und systemischer Veränderung (Change).
Die Bewegung PM-Camp habe ich gemeinsam mit Stefan Hagen – der übrigens heute auch Geburtstag hat – und weiteren Freunden ins Leben gerufen. So finde ich das PM-Camp als ein witziges Beispiel für das “olle bootstrapping” aus der Informatik, habe ich doch die Institution, bei der ich jetzt seit vier Jahren am meisten lerne, selber mit begründet.
Mittlerweile gibt regelmäßige PM-Camps in vielen Städten im Raum DACH – in Bad Homburg (Rhein-Main), Berlin, Dornbirn (da hat alles angefangen), Karlsruhe, München, Stuttgart, Wien, Zürich und bald wohl auch in Hamburg. Und es beginnt auch im nicht deutschen Sprachraum zu wirken, ich bin z.B. der Pate des PM-Camps im Herbst in Barcelona (was für mich so zirka eine Stunde skypen in der Woche bedeutet).
Und dann gibt es für mich noch ein bisschen Philosophie wie im Herbst auf dem “Grashof” hinter Kassel und einmal im Monat wenn möglich mit meinem Freund Klaus-Jürgen Grün in seinem wunderbaren Tages-Symposium in München.
Meine vierte Säule heißt “Veränderung”.
Ermuntert durch den Erfolg des PM-Camp gründe ich gemeinsam mit Freunden aktuell eine Bewegung, die Barcamps für “aktive Mobilität im Alltag” veranstalten wird. Das ganze wird am 4./5. Januar in Unterhaching starten, die Vorbereitung sind fast abgeschlossen und ab 1. Juli wird die Anmeldung im Internet möglich sein.
Zu Erläuterung:
Die von uns so dominant genutzte Art der Fortbewegung ist die auf Verbrennungsmotoren basierende individuelle Mobilität. Ich meine, dass dies ein großer Irrweg ist, sowohl gesellschaftlich wie individuell und für den Planeten. Sie senkt die Lebensqualität des Einzelnen wie die der Gemeinschaft, vernichtet Menschenleben durch Verkehrsunfälle (laut UNO in 2013 1,4 Millionen Menschenleben auf der Welt) und in besonderem Maße auch die Umwelt.
Mehr noch, der “individuelle motorisierte Verkehr” ist die Metapher schlechthin für die irrsinnige Entwicklung auf unserem Planeten, die unseren Lebensraum zerstört und uns allen schadet. Um davon weg zu kommen, müssen wir viele lieb gewonnene aber schlechte Gewohnheiten aufgeben. Das Verändern von Gewohnheiten ist aber immer schwierig – man denke ans Rauchen oder Fernsehschauen. Da ist man ganz alleine und muss ganz bei sich selbst anfangen.
Ich meine, es gibt nichts besseres für uns als den Wechsel vom Auto zu aktiver Mobilität, sei es zu Fuß, mit dem Fahrrad oder auf ganz andere Art und Weise. Denn das tut gar nicht weh und tut sehr schnell sehr gut. Nur so werden wir wieder glücklicher werden.
Was mach ich noch?
Ich versuche die Welt ein wenig zu “entkrusten” – von zu viel Moral und Bürocracy, spiele Lobbyist für “gute” IT-Projekte für Bayern, inspiriere Menschen nicht nur in meinem IT-Umfeld und mische mich in Vieles ein.
Ich bin für Partizipation, Veränderung, Achtsamkeit, Anerkennung und Wertschätzung in den sozialen Systemen unserer Zeit. Ich möchte mithelfen, dass Menschen von ihrer Umwelt nicht kleiner sondern größer gemacht werden. Dass sich das Leben der Menschen in meiner Umgebung eher mehrt denn mindert. Und dass wir Menschen nicht aus irrationalen Gründen von entpersonalisierten Systemen versklavt und zu Grunde gerichtet werden.
Und in IF-Blog möchte ich auch noch öfter meine Meinung erzählen. Es gibt also genug zu tun, aber heute wird gefeiert und morgen dann wieder gearbeitet!
RMD
P.S.
Die Bilder zum Fest im Artikel hat mir ganz frisch mein Freund Same gesendet. Danke!