MeinBoss hat gesagt, dass
ihm das Thema GENDERN mittlerweile zum Halse raus hängen würde. Er meint das Gendern, bei dem es vor allem um Geschlechter-Gerechtigkeit in der Sprache geht. Und man sich schon bei der Begrüßung redundant winden müsse.
Da fällt ihm auf, dass Gott, der für viele Menschen die wesentliche Instanz ist, beim Gendern ausgeklammert wird. Wahrscheinlich weil man dann Tabus verletzen könnte. Und ein Tabu zu verletzten, das ist ja noch viel mehr „political incorrect“ als ein Geschlecht zu diffamieren.
Ihm erscheint zweifelsfrei, dass, wenn es einen Gott gibt, dieser etwas sehr wichtiges ist. Auch wenn der Satz stimmt, dass „nicht Gott den Menschen erschaffen hat, sondern der Mensch Gott“, dann würde er sich doch sehr fragen, warum dieser Gott in unserer Kulturzone immer männlich ist?
Angefangen hat es bei uns mit der Naturreligion in Ägypten vor 5.000 Jahren. Die Sonne war Gott. Sie hat kein Geschlecht. Nur im deutschen ist DIE Sonne weiblich. Im französischen ist die Sonne (natürlich?) männlich. Im englischen ist sie ein korrektes „es“ (it), also divers?
In der griechischen Mythologie scheint mir die Mehrzahl (die mächtigen und wichtigen Götter) männlich. Und mit dem Christentum kamen dann Vater und Sohn und DER heilige Geist. Natürlich kann man die Dreifaltigkeit einfach als Metapher für den Liebenden, den Geliebten und DIE Liebe deuten. Aber für eine (gendergerechte) Mutter- und Tochter-Relation hat es nicht gereicht.
Allerdings hat die männliche Ausrichtung gerade im christlichen Bereich in Bayern auch etwas Gutes. Hierzulande gibt es ja eine Kruzifix-Pflicht für manche Gebäude. Und es gibt zwei Arten von Kruzifixe. Die moderne und schlichte Variante eines Kreuzes wurde von Kaiser Konstantin im 4. Jahrundert als neues Logo für die Kirche im römischen Reich eingeführt. Und die volkstümliche Variante einer dreidimensionalen Abbildung des Leidens Christi am Kreuz. Das ist das ist eine meistens der grausamen Realität sehr nahe Plastik.
Wenn Jesus jetzt eine Frau gewesen wäre, dann hätten wir nicht nur in Schulen und Gerichtssälen leicht bekleidete Frauen an den Kreuzen hängen. Sondern auch in den Kirchen …
Bei allem Respekt vor dem Gendern ist das nur schwer vorstellbar.
Anmerkung:
Als Kind hat mich die grausame Darstellung des Erlösers am Kreuz sehr bewegt. Das Schlimmste war, wie wir zur „heiligen Kommunion“ selten grausame Bilder vom Leiden Jesu in ein Heft einkleben (und pro Bild 20 Pfennige zahlen) und mit unseren Texten ergänzen mußten. Das war eine schwere Übung, die mich schon sehr zum Nachdenken gebracht und auch ein paar Alpträume beschwert hat.
Als alter weißer Mann, dessen Gewicht doch immer wieder gegen 100 kg geht, bin ich darüber hinweg. Ich fühle mich eher als Buddha denn als Kämpfer für irgendwas.
Vor kurzem war ich im Salzburger Land. Da hing vor dem Gastraum ein großes Kruzifix. An dem hing ein junger, schlanker und schöner Mann. Ich habe mich jedoch nicht diffamiert gefühlt.
Und dachte mir: „Da bin ich doch lieber dick, alt und häßlich, wenn ich dafür nicht am Kreuz hängen muß“.
Die schönen Männerkörper an den Kreuzen sind uns alten und dicken Männern gegenüber auch ziemlich „political incorrect“.
RMD
P.S.
Besonders schön finde ich dass Taucher-Piktogramm an Toilettentüren.