Große Redner und ihre Geschichten – #3 Hans-Strack Zimmermann

Hans Strack-Zimmermann bin ich auf meinem Lebensweg oft und in vielen Rollen begegnet. Ich kenne ihn als einen echten Pionier der Informations-Technologie. Bei CERN hat er den Grundstein für das WorldWideWeb gelegt, bei Siemens Unix durchgesetzt, das Archivsystem von IXOS groß gemacht und den Aufbau von Brainloop mit vielen Ideen und Taten unterstützt. In „Scrum-Terminologie“ gesprochen, war er immer der „product owner“, der die Themen visionär voran treibt.

Wie alle Menschen, vor denen ich mich in dieser Reihe verneige, ist Hans natürlich nicht „im Hauptberuf“ Redner. Er ist Unternehmer mit technologischem Wissen, immer bereit, Dinge zu wagen. Obwohl er ganz oben war, ist er immer bodenständig geblieben. Er hat sich nie „stromlinienförmig“ eingeordnet und immer mutig den eigenen Standpunkt vertreten. Für seine Projekte hat er mit Leidenschaft gekämpft. Als Redner verfügt Hans über ein besonderes Charisma. Seine Zuhörer – ob Kunden oder Mitarbeiter – hat er förmlich mitgerissen. Die Dinge hat er immer beim Namen genannt, um den Brei zu reden ist nicht sein Ding. Seine Ansprachen hält er auf Deutsch wie auf Englisch – als ob es keinen Unterschied gäbe.

Ich durfte ihn auf verschiedenen Anlässen erleben: Als Projektleiter bei Siemens, als Redner bei IT-Veranstaltungen wie SAVE (die Siemens-Anwender-Vereinigung), GUUG (German Unix User Group) und GI (Gesellschaft für Informatik) und natürlich als Gründer und Vorstand von IXOS. Oder auf der Uniforum in USA.

Kennengelernt habe ich Hans in meiner frühen Zeit beim Siemens. Als hierarchisch kleines Licht steckte ich in einer nicht sehr produktiven Besprechung. Die Dinge drehten sich im Kreis, die Bürokraten diskutierten über diverse Schwierigkeiten und was alles unmöglich wäre. Dann stieß Hans dazu – innerhalb kurzer Zeit waren die Probleme gelöst und Entscheidungen gefällt. Das hat mir sehr imponiert und von da an sind wir immer in Kontakt geblieben.

Zum Zeitpunkt der Gründung der InterFace Connection in 1984 hat er gerade bei Siemens SINIX – das Unix von Siemens – nach vorne gebracht. Wir (die Connection) waren ein Unternehmen mit dem prioren Ziel, ein Produkt für Unix zu entwickeln. So zogen wir am selben Strang. Und die Ergebnisse konnten sich sehen lassen.

Gelegentlich hat Hans einen leichten Hang zum Zynismus entwickelt. Ich erinnere mich gut, wie er eines Tages mit seinem SINIX-Team gegen große Widerstände aus dem Siemens-Gelände in Neuperlach-Süd (auch Legopark oder Nowosibirsk genannt) ausgezogen ist und Entwicklungsbüros in der Charles-de-Gaulle-Str. angemietet hat. Die neuen Räume waren ganz nah beim Pep (auch in Neuperlach) und irgendwie im richtigen Leben. Seine Begründung für den Umzug war ganz lakonisch: „So wie das Vieh gehalten wird, so schmeckt das Fleisch“. Damals fand ich das eine harte Formulierung – mittlerweile kann ich sie gut nachvollziehen.

Er hat Recht gehabt. Der Standort im Siemens-Stammgelände in Neuperlach wird motivierten Mitarbeitern, die bereit sind, ans Limit zu gehen, nicht gerecht. Menschen gewöhnen sich an alles, und dann fällt die Tristesse nicht mehr auf. Freiheit und Lebendigkeit fördern Kreativität. Viele Menschen fühlen sich nicht wohl, wenn sie den Eindruck haben, in einer Betonwelt kaserniert zu sein, das gleicht auch die Bequemlichkeit einer einer guten Kantine nicht aus.

In meinem Vortrag Ethik&Informatik habe ich übrigens mal zu „gated communities“ Stellung genommen.

Der Auszug aus dem Stammgelände war ein großer Gewinn für das Projekt SINIX. Es kann sein, dass es sonst gescheitert wäre. Die Mitarbeiter waren begeistert, das SINIX-Team wurde zu einer verschworenen Einheit und brachte eine Superleistung internationalen Maßstabs, der Geist der „Charles de Gaulle-Str.“ wurde fast sprichwörtlich. SINIX, Informix, HIT und CLOU wurden zur Erfolgsgeschichte – am Markt und wirtschaftlich für die Siemens AG.

Im Jahr 2004 hielt Hans die Festrede zum 20-jährigen Jubiläum der InterFace AG. In ganz einfachen Bildern hat er uns eine positive Zukunft vorhergesagt und motiviert, mit Zuversicht und Schwung weiter zu machen. Seine guten Wünsche waren erfolgreich, wir hatten seither fünf weitere gute Jahre.

Zurzeit arbeitet Hans – unter anderem – an einem sehr ehrgeizigen aber wunderschönen Projekt in Mallorca. Ich möchte die guten Wünsche zurückgeben und drücke ihm die Daumen, dass ihm dieses Projekt besonders gut gelingt!

RMD

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