XIV. Shanghai 27.6.09 – 1.7.09
Shanghai liegt an den Ufern des Huangpu, nahe der Mündung des Jiantse in das Chinesische Meer. Wie üblich gibt es Schwierigkeiten mit dem Taxi, weil wir Namen und Adresse des Grand Mercure Baolong nicht auf Chinesisch haben.
Auf riesigen Betonpfeilern spannt sich die Stadtautobahn wie ein Spinnenetz über die breiten Boulevards, durch die tiefen Häuserschluchten der pulsierenden Inkarnation einer utopischen Vision des neuen China. Stahl, Beton und Glas greifen nach schwindelnden Höhen, Fassaden prunken in prachtvoller Breite. Baustellen klaffen, Gerüste aus Bambus ranken an wachsenden Wolkenkratzern.
Fast mitleidig blicken die ragenden Türme von Pudong auf die kärglichen Überbleibsel neokolonialistischer Pracht am Bund, auf der anderen Seite des Huangpu. Reste vom gierigen Frass des globalen Molochs. Dicht stehen die Stelen der Banken, der Multis und Marken. Hell leuchten lachende Lover auf bunten Reklamen. Laut tönt der Tumult des Verkehrs, strömend schiebt sich die Masse der Menschen.
Kulturelles Erbe, nationale Identität scheinen wie ausradiert von der brennenden Vitalität des „business making“. Nach dem Kahlschlag der kulturellen Revolution und der Dürre kommunistischer Gleichmacherei, fiel der Regen des globalen Kapitalismus mit seiner glitzernden Konsumgesellschaft hier auf durstigen Boden.
Tongli
Eine Autostunde westlich von Shanghai döst, eingeschlossen von den Seen Tongli, Jiuli, Yeze, Nanzing und Pangshan, das Wasserdorf Tongli unter der Sonne des flachen Agrarlandes.
Zahlreiche kleine Backsteinhäuser datieren aus den Perioden Ming und Qin. Alle Behausungen liegen am Wasser, längs von Kanälen, die Flussläufe und Seen miteinander verbinden. Im Schatten der über den Wasserstrassen zusammenwachsenden Bäume staken reisbehütete Gondoliere lautlos im spiegelglatten Gewässer.
Teestuben laden ein, zu köstlicher Beschaulichkeit. Rote Lampions wiegen sich leicht im sanften Wind. Fischhändler hocken verschlafen vor Wannen mit dem Fang des Morgens.
Tongli ist eine Idylle, ein chinesisches Rothenburg ob der Tauber. Reklamen von luxuriösen weekend und holiday resorts künden von Kommerzialisierung.
Eine Stunde später kämpft sich unser Taxi mühsam durch den chaotischen rush hour Verkehr von Shanghai. Der Hochgeschwindigkeitszug Maclev bringt und in 8 Minuten zum internationalen Flughafen.
Praktische Hinweise
* Logis
Grand Mercure Baolong
Ein grosses Doppelzimmer mit 2 Betten 74€ pro Nacht, leider ist die Lage nicht sehr zentral. Gute Restaurants in der Umgebung.
Früstücksbuffet 10€, das opulente Lunchbuffet kostet lächerliche 8€ (Sashimi, Sushi, Lambchops, Pekingente…)
In der Bar singt abends eine reizend anzusehende aber schwer zu hörende Dame aus den Philippinen.
* Transport und Restauration
Siehe Beijing, das U-Bahnnetz ist jedoch etwas komplizierter.
Maclev zum Flughafen 5€, keine zusätzliche Flughafengebühr bei der Abreise.
* Besichtigungen
Der Hotelportier organisiert ein Taxi für den Ausflug nach Tongli, 90€.
XV. Shanghai – Paris 2.7.09
Der Rückflug dauert 13 Stunden, genug Zeit zum Träumen… von Tibet!!!
HPK