Hier meine persönliche InterFace Geschichte:
Teil 3:
Die Gründung 1983 – 1984
Bis 1982 war ich bei Softlab. Softlab war aus meiner Sicht ein exzellentes Unternehmen, bei dem ich mich ziemlich wohl fühlte. Trotzdem entwickelte sich bei mir eine innere Unruhe. Zu einem weiteren Job-Wechsel hatte ich keine Lust. So stellten sich mir zwei Alternativen: Ich konnte Freiberufler werden – oder ein Unternehmen gründen. Beim ersteren hatte ich Angst vor sozialer Einsamkeit. Das zweite hatte seinen Reiz, ich hatte aber hohen Respekt vor der Gründung eines Unternehmens.
Mit Peter Schnupp, der die InterFace GmbH gegründet hatte und nur noch in Teilzeit für Softlab tätig war, war ich gut befreundet. Peter hatte – wie immer – eine einfache Lösung: „Komm doch zur InterFace und gründe von dort aus etwas Eigenes!“. Und sicherheitshalber stellte er dann auch gleich Barbara (da schon meine Ehefrau) ein. Wir hatten schon zwei Kinder und Barbaras Firma, die GfS lag in den letzten Zügen.
Das gefiel mir und so wechselte ich Anfang 1983 zur InterFace Computer GmbH, einer Firma, die von Claus M. Müller und Peter Schnupp gegründet wurde. InterFace Computer war das erste Tochterunternehmen der InterFace GmbH (Dr. Peter Schnupp und Maximilian Raymund Schulze-Vorberg). InterFace Computer verfügte über ein eigenes Produkt im Bereich der künstlichen Intelligenz (IF-Prolog), über ein ausgezeichnetes Schulungsgeschäft im UNIX-Umfeld und war im übrigen im Projektgeschäft tätig. Geschäftsführer und Hauptanteilseigner war Claus M. Müller, unter anderem ein exzellenter Lisp-Programmierer und virtuoser Geige-Spieler. Die Schulungen wurden von Franz X. Glas organisiert, der heute bei Finaki tätig ist, wir treffen uns regelmäßig zum Mittagessen.
Nach dem Wechsel zu InterFace Computer suchte ich Partner für die Gründung des neuen IF-Unternehmens. Bei InterFace Computer lernte ich Wolf Geldmacher kennen. Wolf war noch so richtig jung, aber ein richtiger UNIX-Guru. Er kam aus der Schweiz, war ein kritischer und pragmatischer Denker und voller Tatendrang und Ideen. Der dritte potentielle Mitgründer war mein Fußballfreund Rainer Fritzen, den wir leider viel zu früh verloren haben – er verstarb Ende 2006. Der vierte im Bunde war Toni Furtmeier.
So machten wir vier uns an die Gründung eines neuen IT-Unternehmens. Es stellte sich schnell heraus, dass so eine Unternehmungsgründung eine zähe Geschichte ist. „Business Pläne“ etc. waren damals noch nicht so modern (es gab auch keine „Gründerzentren“, „manage&more“, „unternehmerTUM“ oder ähnliche Initiativen für Gründer). Wir vier nahmen die Themen Unternehmenswerte, strategische Ausrichtung, Dienstleistungsangebot, Geschäftsplanung, Kostenrechnung und Aufbau der Organisation sehr (zu) ernst und verbrachten viele Freitagabende bis oft weit nach Mitternacht mit gemeinsamer Planungsarbeit. Es war recht mühsam, es gab Fort- und Rückschritte, ein erfolgreiches Ende über Monate nicht in Sicht.
Ende 1983 war mir das dann doch zu aufwendig und langwierig. Ich forcierte eine schnelle Entscheidung. Dies führte zum Ausscheiden von Rainer und Toni und zur Gründung der „InterFace Connection Gesellschaft für Datenverarbeitung und Kommunikationslösungen GmbH“ mit Wolf und mir als aktive und Peter Schnupp und InterFace Computer GmbH als passive Gesellschafter.
Wir hatten ein klares Geschäftsmodell: UNIX als Thema, ein SW-Produkt als Ziel. Die Produktentwicklung sollte durch Beratungseinnahmen finanziert werden, das Umsatzwachstum durch Lizenzgeschäft erreicht werden. Unix war der neue Stern am Betriebssystemhimmel. Es gab aber keine kommerziell nutzbare Software auf Unix, keine vernünftige Datenbank, kein Office, auch kein vernünftiges Textsystem so wie in der MDT (mittleren Datentechnik) schon lange verfügbar. So wollten wir ein generelles Textsystem für Unix entwickeln. Die Idee war klar: Mannstunden zu skalieren ist aufwendig, bei einem guten SW-Produkt muss man nur Disketten vervielfältigen (und die Kasse brummt).
Und: programmieren wollten wir nur noch in C und nie wieder in Assembler oder Cobol!
Das Grundkapital betrug 100.000,- DM. Der Geschäftsbetrieb wurde pünktlich zum 1. April 1984 in den Kellerräumen in der Johanneskirchner Strasse aufgenommen (wir waren Untermieter der InterFace Computer GmbH – vielen Dank auch hierfür noch mal an Claus Müller). Wir waren stolz, dass wir keine Garagen- sondern eine Kellerfirma waren! Mit Heidi Kaindl hatten wir ab 1. April eine erstklassige Organisatorin in Vollzeit bei uns eingestellt – aber – oh Schreck – im März waren plötzlich alle geplanten bzw. zugesagten Aufträge weg.
In Folge 4 berichte ich über den Start, ab dann wird es so richtig aufregend und lustig und leider auch mal traurig.
RMD
P.S.
Unsere Fast-Mitgründer Rainer Fritzen und Toni Furtmeier haben auch von den vielen langen Abenden profitiert. Sie gründeten über ein Jahr nach Wolf und mir die „F&F Computer Anwendungen und Unternehmensberatung GmbH“ in München (F&F für Furtmeier und Fritzen), die zum 1. Juli 1985 an den Start gingen. F&F hat sich dann auch zu einem der erfolgreichen Müncher Software-Häuser entwickelt.