Bevor ich die Übersicht über unsere 25 Jahre mit der dritten Etappe fortsetze, eine kurze Geschichte aus der Startzeit:
Kurz nach der Gründung (Ende März 1984) war ein sicher geglaubter Auftrag für mich weg. Ganz kurzfristig, Anfang nächste Woche sollte es losgehen, Mitte der Woche wurde das Projekt gestoppt. Was tun? Wolf und ich sassen in unserem neu eingerichteten Keller-Büro und grübelten doch ein wenig über die Zukunft. Wir hatten ja nur zwei „produktive Mitarbeiter“, den Wolf und mich. Die restlichen Kollegen arbeiteten „investiv“ am Produkt und an der Zukunft des Unternehmens (finanziert von Wolfs und meinen Einnahmen).
Aber wir hatten viele Freunde und teilten diesen unser Unglück mit. Und dann passierte es: Freitag Abend zu später Stunde rief mich der Rudi Schragl an: Da wird dringend in München ein Systemmann gesucht, der UNIX, lex, yacc, sccs, make, c und adb können muss. Der Stundensatz betrüge 150,- DM (das war viel Geld und ein Traum für uns). Und los ginge es gleich am Montag. Das hat mich gereizt. Unix, die Shell, die Werkzeuge kannte ich so halbwegs. C jedoch hatte ich noch programmiert und vom adb wußte ich nur, dass er ein Kürzel für „another debugger“ war. Den Job wollte ich haben! Also: Am Wochenende büffeln!
Das war aber gar nicht so einfach. Vom berühmten Kernigan-Ritchie war kein Exemplar mehr im Büro, da die Mitarbeiter alle mit nach Hause genommen hatten. So etwas wie Internet hatten wir damals noch nicht. Der Wolf war gerade zum Wochenende in die Schweiz gefahren, die Bibliotheken geschlossen usw. Und dann fand ich es – versteckt in einer Schublade: Das C-Puzzle Buch (hier abgebildet). Ein wunderschönes Buch, dass aber vor allem zeigt, wie man es nicht machen darf! Trotzdem ein Genuss, auch heute noch!
Irgendwie habe ich dann das Interview am Montag Morgen geschafft. Die erste Woche habe ich vermieden zu programmieren und mich sehr konzentriert in die Aufgabenstellung eingearbeitet. Es war nicht so ganz einfach, meine Unkenntnis geheim zu halten. Jeden Abend ging es dann zum Wolf (den besten Computer-Sprachen-Lehrer den ich kenne) zum Üben und nachts wurde der Kernigan-Ritchie unters Kopfkissen gelegt. Nach zwei Wochen wurde C zu meiner Lieblingssprache! Endlich eine Sprache, mit der man schneller Denken als Schreiben kann (auch das bringt seine Gefahren mit sich)!
Als erstes habe ich dann für meine Module einen kleinen Testtreiber geschrieben (das war meine Übungsaufgabe in C). Hat Spass gemacht und der Erfolg war phantastisch. Meine Module waren eigentlich immer fehlerfrei, was meinem Ego (und meinem vielleicht doch ein wenig ramponierten Ansehen) sehr gut tat. Bald kamen die Kollegen zu mir, um ihre Module auch in meinem Testtreiber einzuhängen. Den adb habe ich nur selten gebraucht, immer dann wenn sich ein „Pointer-Fehler“ irgendwo eingeschlichen hatte.
So einfach war das Leben in der Pionierzeit!
RMD
Eine Antwort
Hallo Roland,
wenn ich diesen Beitrag lese frage ich mich, ob die heutigen Informatikstudenten gut ausgebildet sind wenn sie (nur?) Java lernen.
Oder ist das dort auch so wie bei den Kfz Leuten, die auch nicht mehr wissen, dass man in einem Anlasser auch die Kohlen wechseln kann anstatt ihn komplett zu ersetzen? 😉
Viele Grüße, JUS