Vor kurzem habe ich über DEMOKRATIE geschrieben, weil ich meine, dass wir sie weltweit vergammeln lassen und das dies uns und der Welt sehr schadet!

Viele Menschen geben dem KAPITALISMUS die Schuld an der Zerstörung unserer Gesellschaft wie auch unseres Planeten im Anthropozän. Andererseits ist dieser wohl die einzige Wirtschafts- und Gesellschaftsform, die funktioniert. Weil er wohl die typisch menschlichen Antriebe des „mehr Haben wollen“ und sich aus dem Durchschnitt erheben wollen aufbaut. Und egoistischem Wohlstand verspricht.

Ich meine, dass diese Elemente menschlicher Motivation nicht angeboren sind sondern im Rahmen unserer Sozialisierung. entstehen. Denn am Anfang des Lebens scheinen die kleinen Säugetiere, die wir Menschen nennen, anders zu „ticken“.

Die ganz Kleinen helfen den Schwachen!

Ich habe in einer Studie von einem psychologischen Experiment gelesen, in dem in einem Art Kasperltheater blaue Männchen einen Hang hoch klettern wollen. Oben waren rote Männchen, die diese immer wieder runter schubsen und so nicht hoch lassen.

Die ganz kleinen Kinder helfen da noch zu den Blauen, die dauernd verlieren und „Buhen“ die Roten aus, die sie runterschubsen. Wenn sie ein wenig älter sind und die  Sozialisierung fortgeschrittener ist, dreht sich das um und die Kinder beginnen, den „bösen“ roten zu bejubeln, wenn sie die blauen runterstoßen.

Das macht doch sehr nachdenklich. Welcher Prozess findet da statt?

Beim Spielen lernt man Siegen.

Ich habe 7 Kinder und 11 Enkel. Das ist sicher noch keine statische Auswahl. Aber ich habe beim Beobachten des Heranwachsen vieler Kinder festgestellt, dass die ganze sozialisierende Umwelt – wie auch die Familien – ganz eindeutig den Kinder beibringt, dass man im Leben „SIEGEN“ muss. Und das die Verlierer die „VERLIERER“ sind. The winner takes all. The loser ist lost.

„Schwarzer Peter“ und „Mensch ärgere nicht“

Als Kind – so erinnere ich mich – waren dies meine ersten Spiele. Und bei den Verlierern gab es oft Tränen. Recht früh ist mir aufgefallen, dass mein Großvater öfters verloren hat, weil er sich absichtlich ungeschickt angestellt hat …

Da habe ich dann verstanden, dass er das gemacht hat, weil er nicht wollte, dass die Kleinen unglücklich sind.

Heute merke ich in meiner Rolle als Opa, dass es gar nicht so einfach ist beim „Papier, Schere, Stein …“ absichtlich zu verlieren.

Noten und Metrik

Spätesten beim Kinderarzt beginnt es. Da wird der Körper des Babys vermessen und festgelegt, was richtig und falsch ist. Auch in der Krippe und im Kindergarten wird beurteilt und die Intelligenz und Kompetenz gemessen und bewertet.

Spätestens in der Schule kommen die Noten, von denen ja das ganze zukünftige Leben abhängen soll. Wenn Du keinen bestimmten Notenschnitt hast, darfst Du nicht ins Gymnasium! Und schon kommt der Nachhilfeunterricht für die Sechsjährigen.

Sport

Beim Sport ist es besonders auffällig. Schon in den unteren Ligen muss gewonnen werden. Gleich ob es im Fußball und anderen Ballspielen, beim Turnen oder Schwimmen oder im Schach ist. Das „kämpfen“ im Team verstärkt das ganze noch. Und alle wollen nach oben aufs Podest oder in die höhere Liga.

Ich habe aktiv (im Verein) Schach gespielt. Dabei ging es immer ums Gewinnen. Ich empfand Schach grausamer als Boxen. Denn man hat den Körper des anderen sondern den Verstand und Geist niedergerungen. Der Gewinn der Partie hat bei mir Glückshormone ausgeschüttet wie ein erfolgreicher Torschuss.

Ausbildung

In Studium geht es dann so richtig los. Die Notenmetrik wird immer filigraner.  Die Regeln des Weiterkommens werden immer komplizierter. Die Zeugnisse immer wichtiger. Die Unis wurden und werden immer verschulter.

Beruf

In den 70iger Jahren habe ich ein einem großen Konzern meine berufliche Laufbahn gestartet. Ich bekam sogar ein paar Kurse, die mich fachlich und als Führungskraft weiter qualifizieren sollten. Das Angenehme war, dass es bei diesen Ausbildungen keine abschließenden Prüfungen gab. Das war ein angenehmer Unterschied zur Uni.

Man ging davon aus, dass der Mitarbeiter nach den Kurstagen zum Beispiel die zu lernende Programmiersprache beherrschte. Dieses Prinzip wurde aber schnell aufgegeben. In den 80iger Jahren wurde in meiner Branche der Abschlusstest eingeführt,  meistens als fragwürdigen Multiple Choice Test. Aber die Zertifikate wurden aufgrund einer rasant steigenden Arbeits- und Verantwortungsteilung immer mehr. Und die Digitalisierung hat die Entwicklung verstärkt.

Im ganzen Leben soll / muss man der Beste sein.

So wachsen wir auf. Es fängt mit der Sauberkeit, dem guten Aussehen, der richtigen Kleidung (und Marke) an, geht weiter um den richtigen Geschmack. Man muss immer gut gelaunt, souverän und bei den Gewinnern sein. Zum richtigen Lebensstil gehört auch das richtige Auto und Hobby. Wichtig ist auch der richtige Geschmack.

Soziale Anerkennung wird zur oberflächlichen Rückmeldung, dass man sein Leben richtig führt. Die Arbeit wird von hoher Bedeutung, ohne Arbeitsplatz wird man zum Außenseiter wird zum Einkommen und Beruf, so werden Arbeitsplätze zum zentralen Argument und dem Erhalt von Arbeitsplätzen wird auch gerne der Planet geopfert. Und am Schluß muss man auch das Sterben gut machen.

So werden wir zum optimalen Konsumenten gemacht.

So richtet uns Erziehung und Umwelt einseitig darauf aus, dass wir in der Kapital- und Konsumgesellschaft gut funktionieren.

RMD

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