„Ohne Regeln lebt es sich besser“ (individuell)
oder
„Erfolgreiche Unternehmen kennen keine Regeln“ (kollektiv)
Beide Aussagen sind fester Teil meiner Überzeugung geworden. Das gilt für soziale Systeme aller Art und besonders für Unternehmen! Regeln, besonders wenn Sie durch Prozesse, kollektive Vereinbarungen zwischen Gremien, Anordnungen, Gesetze und Vorschriften oder schlimmer noch durch Digitalisierung eingefrorene und kontrollierende Implementierungen manifestiert werden, führen zum Erstarren der Organisation und im schlimmsten Fall zum Untergang des Unternehmens. Und die gemeinsame Ursache ist, dass sie Menschen unmündig machen!
Das Buch Keine Regeln: Warum Netflix so erfolgreich ist von Reed Hastings und Erin Meyer (ins deutsche übersetzt von Stephan Gebauer) ist ein wunderbares Plädoyer für obige These. Ich empfehle es allen Menschen, die Unternehmer sind oder die es werden wollen, ganz dringend zur Lektüre! Aber auch den Menschen, die unsere Gesetze machen.
Dieser Artikel ist – wie das Netflix-Buch – ein Appell für Eigenverantwortung, Selbstorganisation, Kommunikation und Teilhabe!
Reed Hastings (Gründer von Netflix) hat Erin Meyer beim Zeitung lesen kennen gelernt. Sie war als Journalisten tätig und hatte einen Artikel über Netflix verfasst. Ihre These lautete:
“Ein Grund für den Erfolg von Netflix: Es behandelt seine Mitarbeiter wie Erwachsene”
Das fand Reed spannend. Und er hat zu Enrin Kontakt aufgenommen und sie als Autorin für sein Netflix-Buch gewonnen.
Weitere Thesen des Buchs leuchten mir ein:
Moderne Unternehmen brauchen besondere Mitarbeiter. Dann ist der Erfolg fast schon sicher. Unter „besonders“ verstehe ich „nicht mittelmäßig“. Wenn man besondere Mitarbeiter fürs Unternehmen gewinnen will, (die eben nicht Mittelmaß sind), dann darf man keine Regeln haben. Und anderseits, wenn man besondere Mitarbeiter hat, dann braucht man keine Regeln. Außer, dass man selber auch ein „besonderer Mitarbeiter“ bleiben muss. „
Das Zitat von Enrin „Mitarbeiter wie Erwachsene behandeln“ leuchtet mir ein. Allerdings meine ich, dass dieses Prinzip nicht nur für Mitarbeiter in einem Unternehmen gelten. Sondern für alle Menschen. Ganz wichtig wäre das auch in der Politik. Die „gewählten“ Damen und Herren sollte die Bürger, die ja an diese Damen und Herren ihre Stimme abgegeben haben, nicht mit Gesetzen und Regulierungen überschütten und so in die Entmündigung treiben.
Das gilt auch für Partner – zum Beispiel in einer Ehe. Respektiert Euch und maßregelt Euch nicht gegenseitig. Und bleibt dabei lebendig und unterwerft Euch keinen Ritualen. Genauso sollten auch Eltern ihre Kinder behandeln. Auf Augenhöhe, wie kleine Menchen verdient haben und brauchen.
Vielleicht hilft es hier, wenn die erwachsenen Eltern etwas vom Kindlichen bewahren, so wie der Politiker Bürger bleiben muss und nicht in seiner gepanzerten Staatslimousine entschwinden darf.
Warum man sich verändern muss und wie sehr die alten Korsettstangen Veränderung behindern, versuche ich in meinem Unternehmenstagebuch an Beispielen aufzuzeigen. Im nächsten Post (Unternehmertagebuch #133a) starte ich mit dem Beispiel eines Fahrradhändlers, der seine große Reparaturwerkstatt „entregelt“. Und versuche daran zu erläutern, wie das alte „Planen“ und „Regulieren“ erfolgreich durch „keine Regeln“ abgelöst werden kann (und muss). Und dafür Mitdenken, Entscheiden und Handeln gefragt sind.
RMD