Frank Schütz hat in seinem Artikel die Wirksamkeit von Konzepten (teilweise) in Frage gestellt. Dr. Edwin Ederle hat dann in seinem Artikel ein Plädoyer für Prototypen abgegeben. Ich selbst zweifele immer öfters an den Sinn rationaler und detaillierter Planungen. Und in meinem Umfeld wird fleißig über „Fluch oder Segen“ von Prozessen diskutiert.
Ich glaube, dass das auch wieder gut geeignete Themen für beliebige Glaubenskriege sind. Dabei ist es ganz einfach. Es hängt doch nur vom Weltbild ab, das man zugrunde legt.
Geht man davon aus, dass die meisten Dinge in unserer Welt „naturwissenschaftlich“ ticken, sprich determiniert ablaufen und durch ein Modell ähnlich einem „mechanischen Uhrwerk“ beschrieben werden können, dann sind Konzepte, Planung und Prozesse zwingend notwendig. Ist unsere „Welt“ aber nicht determiniert, beschäftigen wir uns also mit Themen, bei denen es keine „Normalverteilung“ (Gauß) gibt, dann sind Prototypen sicher ein besseres Hilfsmittel zum Erkenntnisgewinn und Projektfortschritt.
Wir leben in zwei Welten: in der Naturwelt und in der Kulturwelt. Wo gibt es in diesen beiden Welten denn wirklich die Gauß-Verteilung? Insofern spricht doch einiges für Prototypen, für „Try and Error“ und für das sich aktive Öffnen für neue Ereignisse.
Mit den Prozessen sehe ich das übrigens ganz pragmatisch. Es gibt Fälle, da sind sie sehr hilfreich. So helfen sie mir, dass ich meine Schlüssel weniger oft verlege und meinen Geldbeutel nur noch selten verliere. Beim Überqueren der Straße als Fußgänger oder Radler hilft der eingeübte Prozess zu überleben: Erst die Ampel beachten, nur bei Grün zu fahren und dann immer noch zu gucken, ob nicht ein Autofahrer trotzdem drüber fährt.
So ist es auch im Unternehmen: Eingeübte Prozesse können helfen, Schaden zu vermeiden. Wenn aber Prozesse im unternehmerischen Bereich zu Fesseln werden, dann ist Vorsicht geboten.
RMD
P.S. Das Bild mit den schönen Kurven stammt aus Wikipedia, selbst erstellt vom Wikipedia-Benutzer Sewenz.