Der österreichische Biomathematiker Martin Nowak von der Harvard University ist gemeinsam mit dem Wissenschaftsjournalisten Roger Highfield Autor des Buches Supercooperators.
Gerade an diesem Wochenende ist in der SZ ein Artikel über ihn und sein aktuelles Buch erschienen.
Der Artikel hat mich begeistert. Da steht genau das drin, was ich glaube und auch in meiner sozialen Umwelt zu leben versuche – soweit dies mir unvollkommenen menschlichem Wesen möglich ist.
Hier lese ich das Gegenteil, von dem was mir so manche,durchaus kluge und aufgeklärte Menschen immer wieder entgegen schreien:
Evolution ist der Kampf ums Überleben …
Nur der stärkste gewinnt …
Das ist nach meiner Meinung von Frust verursachter Unsinn, in der Dogmatik nicht weit weg vom Kreationismus. Und vielleicht sogar noch gefährlicher.
Diese ja bisher durchaus üblichen (aber üblen) Thesen tun mir richtig weh.
Mir selbst, weil ich glaube, dass wir so nie den sozialen Fortschritt erzielen werden, den ich mir wünsche.
Aber auch für meine Gesprächspartner finde ich es ausgesprochen schade. Wie kann man mit so einem feindseligen Weltbild ein mit dem menschlichem Schicksal ausgesöhntes und zufriedenes Leben führen?
Der Ansatz von Martin Novak erscheint revolutionär, ist aber doch so einfach und schlüssig. Er spricht mir aus dem Herzen und könnte einen echten Fortschritt für die Evolutionstheorie bedeuten. M
eine persönlichen Erfahrungen mit Kooperation bringt weiter sind übrigens recht gut. Ich bin mit meiner persönlichen Lebenssituation, meiner sozialen Umgebung, sprich mit dem von mir Erreichten sehr zufrieden. Und kann mir nicht vorstellen, ohne meine (hoffentlich) überwiegend kooperative Grundeinstellung soviel erreicht zu haben.
Hätte vielleicht noch ein wenig mehr daraus machen können – aber im Prinzip passt alles. So bin ich richtig froh, dass ich mich nicht als verbittert wahrnehme, obwohl täglich auch Trauriges und Verbitterndes um mich herum passiert. Das halte ich besser aus, wenn ich „kooperativ“ denke.
Also, bitte wechselt möglichst zahlreich auf die „kooperative Seite des Lebens„!
RMD
P.S.
Eine Rezension zum Buch von Martin Novak findet sich auch im Sunday Book Review der
How Evolution Explains Altruism
Sehr lesenswert!
P.S.1
Zum Appetit machen noch ein paar Zitate aus dem Artikel der SZ:
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Kooperation sei, so Nowak, die Triebfeder der Evolution – ohne sie wäre die Erde nie über eine Ursuppe voller RNA-Moleküle hinausgekommen.
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Die bekannte Urformel der Evolution sieht anders aus als Nowaks Neukonzeption. Sie besteht aus Mutation und Selektion – genetische Vielfalt führt dazu, dass die am besten Angepassten überleben und sich bevorzugt fortpflanzen. Deshalb hielt man die Geschichte des Lebens lange für einen von Eigennutz geprägten Überlebenskampf: Es war keineswegs absehbar, dass es zur Kooperation kommen würde.
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So kommt Nowak zu dem Schluss, dass langfristig Großzügigkeit, Nachsicht und Freundlichkeit die beste Strategie sind, um von Kooperation auch zu profitieren.
Nächstenliebe ist demnach nicht nur lobenswert, sondern auch rational. Besonders ausgeprägt ist dieses Verhalten beim Menschen. Nur er hat ein effizientes Mittel entwickelt, sich einen Ruf zu erwerben – die Sprache. Mit ihr kann sich die Nachricht, jemand sei besonders hilfsbereit, rasch verbreiten.
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