Blick aus meinem Schlafzimmer von Neubiberg rüber nach Ottobrunn. Wer findet den Laubbläser?
Blick aus meinem Schlafzimmer in Neubiberg rüber nach Ottobrunn – Wer findet den Laubbläser?

Zurzeit blasen sie wieder.

Allen Ortens.

Schau ich morgens aus meinem Schlafzimmer über den kleinen Park hinweg, schon entdecke ich den ersten.

Auf dem Radweg ins Phönix (dem Schwimmbad in Ottobrunn) kreuze ich gleich die beiden nächsten. Und so geht es weiter.

Es gibt zwei Sorten von Laubbläsern. Die privaten, die in ihrer Luxusvilla neben verschiedenen Autos, Motorräder und Rollern halt auch noch den Rasenmäher und Laubbläser im Gartenhaus stehen haben müssen. Alles mit Verbrennungsmotor, damit es auch so richtig schön knattert. Und dann ab und zu mal rumblasen. Weil man das halt so tut. Diese Wahnsinnigen meine ich in diesem Artikel aber nicht.

Heute geht es mir um die professionellen Laubbläser. Die vom Gemeinde-Auto abgesetzt werden und dann mit Hör- und Mundschutz den ganzen Tag blasen müssen. Manche haben ihren Motor auf dem Rücken wie einen Rucksack, andere müssen das komplette Teil am Schultergurt tragen und manch ausgezeichnete haben ein vierrädriges Vehikel zum Blasen.

Diese Laubbläser ärgern mich besonders, wie mir die Menschen dahinter Leid tun. An feuchten Tagen wie heute morgen sind sie halbwegs erträglich. An den schönen trockenen Werktagen mit ein wenig Sonne sind sie allerdings für mich als Radfahrer die Hölle. Denn die wirbeln oft viel Staub auf – und so manches Partikel landet dann in den Augen des Radlers.

Ich will hier aber nicht über den Unsinn der Laubbläser schreiben. Das sie nur die Firmen wie Stiehl und andere reich machen, ansonsten aber nur lärmen und stinken. Das sie Benzin brauchen, dass oft ekelhaft stinkt – wenn der Laubbläser beim Nachfüllen ein wenig gezittert hat.

Jetzt sitze ich im Zug, im laubbläser-freien Abteil (auch Nutzung des Mobiltelefons ist hier verboten) und fahre zum EnjoyWorkCamp nach Stuttgart.

So muss ich an die Menschen denken, die in den Laubbläser-Kostümen stecken. Vier Stunden im Lärm, zwischendurch eine kleine Brotzeit, dann Mittagessen und nochmal vier Stunden im Lärm. Ganz alleine, unpersönlich. Das Laub von einer Ecke in die andere bewegen – und dann wieder zuschauen zu müssen, wie der Wind es dann wieder wo anders hin verteilt.

Jetzt stelle ich mir vor, wie sie antworten würden, wenn ich sie nach getaner Arbeit frage würde: „Wie war ihr Tag?“. Und fürchte da würde ich nichts Erfreuliches hören.

Dabei könnte es auch anders gehen. Wir könnten Menschen – immer zu zweit – mit einer rollenden Tonne, Schaufeln, Besen und Rechen losschicken. Die könnten sich während der Arbeit unterhalten. Und stolz auf die Anzahl von Tonnen sein, die sie wegschaffen.

Und vielleicht könnte man ihnen noch einen Sack für den Plastik- und sonstigen Müll (Zigarettenschachteln, Papier aller Art, Coffee2GO-Becher, Alu-Dosen …) mitgeben, der mittlerweile alle unsere Wege, Plätze und Straßen verunziert. Und ein Gerät, mit dem sie den Müll aufpicken. Dann könnten die Menschen auch noch stolz sein, dass sie eine Spur der Sauberkeit hinter sich lassen.

Wenn ich diese Menschen fragen würde „Wie war Ihr Tag“ könnten die Antworten vielleicht erfreulicher aussehen als bei den Laubbläsern. Es gibt doch genug Menschen, die ohne Job zu Hause sitzen – sei in Hartz4 oder auf Stütze. Das wäre vielleicht ein wenig teurer, aber bestimmt sinnvoller. Und bewegen an der frischen Luft schadet auch nie.

Jetzt sagen Sie aber bloss nicht, so war das doch früher mal!

RMD

P.S.
Apropos frische Luft: Die Geschichte lehrt noch etwas anderes. Immer wenn ich im Regen oder bei Schnee, allgemein bei schlechten Wetter gut gelaunt an meinem Ziel ankomme, werde ich verblüfft gefragt, wie man denn nur bei solch einem Wetter Radeln könne. Ich sage dann meistens, dass es kein falsches Wetter sondern nur falsche Kleidung gibt.

In Zukunft werde ich dann darauf hinweisen, dass es viele Menschen gibt, die bei jedem Wetter im freien Arbeiten müssen – wie eben die Laubbläser-Frauen und -Männer.

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