Nachhaltiges Wirtschaften bei einem Unternehmen hat viele Facetten und Dimensionen. Es beginnt bei der Kapitalisierung.
Bei uns (InterFace AG) gibt es eine Tradition, die wir seit 25 Jahren einhalten. Von jedem Jahresüberschuss wird ein wesentlicher Teil – in der Regel die Hälfte – in die Rücklagen eingespeist. Deswegen haben wir heute eine Eigenkapitalisierung (Eigenkapital und Rücklagen) von deutlich über 2 Millionen EURO. Das, obwohl wir 1984 mit 100.000,- DM (ungefähr 50.000 EURO) gestartet sind.
Unser Eigenkapital hat sich in 25 Jahren um das Fünfzigfache vermehrt. Das war bei uns möglich, weil (fast) alle Aktien in Händen von Menschen sind, denen das Unternehmen sehr nahe steht und die so immer auf einen wesentlichen Teil ihrer Dividende verzichtet haben. Das ist natürlich keine Selbstverständlichkeit.
Und die guten Rücklagen machen es uns leichter, wenn z.B. deutsche Großkonzerne ihre Zahlungsziele einseitig auf 90 Tage und mehr ausdehnen (und zynischerweise dem Schreiben gleich ein teueres „Factorizing-Angebot“ ihrer Hausbank beilegen).
Wichtiger als Geld ist das Vertrauen. Bei diesem Gut darf man von Nachhaltigkeit schon gar nicht mehr reden, denn diese wertvolle Ressource darf nie und auch nicht schonend abgebaut werden. Um Vertrauen muss man täglich kämpfen, unternehmerisches Arbeiten kann auch als eine einzige große Bemühung gesehen werden, Vertrauen zu mehren.
Und man denke an die vielen anderen Werte, die ein Unternehmens stark machen:
Das Wissen und Können der Mitarbeiter, ihr Wille zur Qualität und ihre Fähigkeit erfolgreich nach außen und innen zu kommunizieren. Oder auch die Bereitschaft, Verantwortung und Führungsaufgaben zu übernehmen und ihr Wille, „Vorbild zu sein“.
Ein sozio-ökonomisches System wie ein Unternehmen benötigt gelebte Eigenverantwortung und intrinsische Motivation der Mitarbeiter, um langfristig erfolgreich zu sein. Die Arbeit muss überwiegend aus freiem Willen erfolgen, alle Stakeholder müssen einen gesunden Stolz auf ihre Leistung entwickeln und sich ausgewogen mit dem Unternehmen identifizieren können.
All diese Schätze sind vom permanenten Schwund bedroht und müssen bewusst von allen Beteiligten möglichst gemeinsam gepflegt, bewahrt und weiterentwickelt werden.
Wissen veraltet und bedarf des permanenten Lernens. Kluger Wandel und sinnvolle Dynamik sind notwendig, um zu vermeiden, dass Betriebsblindheit und Lähmung durch Routine eintritt. Die Bereitschaft, sich mit Neuem auseinander zu setzen und sich selber wie vorhandene Prozesse zu ändern, muss vorhanden sein.
All das ist für die Nachhaltigkeit wichtig. Ein Unternehmen, dass die Nachhaltigkeit aufgibt und Raubbau an seinen Ressourcen übt, stirbt früher oder später. Nur ein nachhaltig wirtschaftendes Unternehmen hat Chancen, über die Jahre und Jahrzehnte lebendig zu bleiben.
So braucht jedes Unternehmen eine der Nachhaltigkeit verpflichtete Unternehmenskultur. Aber die zu erreichen, bedarf einer permanenten Anstrengung. Und ohne Mitstreiter, die im Team an einem Strang ziehen, geht sowieso nichts.
RMD
Eine Antwort
Der Appell zur Nachhaltigkeit, nach überhaupt einer Unternehmenskultur, bringt nicht nur wirtschaftliche und ethische Grundfragen auf den Punkt. Vielleicht kann man von einer „natürlichen Ordnung“ sprechen, wenn die Worte „Ordnung“ und „natürlich“ heutzutage nicht so mißverständlich wären. Umso mehr ist das von Roland Dürre beschriebene gelebte Beispiel von Nachhaltigkeit so gut geeignet, die Augen und die Herzen zu öffnen.
Wer in seinem Handeln stets die Folgen und deren Folgen im Auge behält, genießt nicht nur ein ethisch verantwortliches Leben, sondern prosperiert auch wirtschaftlich, sozial und menschlich. Es ist ein Spaß ethisch zu handeln.