In dieser Artikelserie beantworte ich die von Studenten gestellten Online-Fragen, die ich in meinem Vortrag
Lehren für Unternehmensführer – das Leben, das Wissen, die Informatik und die Ethik
im Rahmen der Vorlesungsreihe
„Innovative Unternehmer“ / Sommersemester 2010
Führung von wachstumsorientierten Unternehmen
nicht ausführlich behandeln konnte.
Thema: Mitarbeiterverantwortung
Frage:
Als Mitarbeiter eines Dienstleistungsunternehmens wechseln Ihre Mitarbeiter bestimmt oft ihre Einsatzorte. Sehen diese es als Belastung, sich immer neu einarbeiten zu müssen und nie wirklich tief involviert zu sein, oder ist es für ihre Mitarbeiter eher eine tolle Erfahrung immer mit neuen Problemen konfrontiert zu werden und neue Arbeitsumfelder zu erleben? Ist es vielleicht gerade dieser Aspekt, der die Arbeit in einem Dienstleistungsunternehmen spannend macht?
Antwort:
Die meisten Mitarbeiter schätzen es, immer wieder neue Themen oder neue Projekte angehen zu können und empfinden dies als tolle Erfahrung. Nach ein paar Jahren beim selben Kunden können Ermüdungserscheinungen auftreten und es gibt oft einen Wunsch nach „Tapetenwechsel“. Die meisten Mitarbeiter schätzen aber kein „Nomadentum“, wie z.B. in München wohnen und Montag bis Freitag in Hamburg arbeiten. Leider ist das in unserem Job nicht immer vermeidbar, auch wenn wir uns sehr bemühen, beim Einsatzort auch diese Interessen in Einklang mit den betrieblichen Erfordernissen zu bringen. Insgesamt scheint die Bereitschaft zur Mobilität auch bei jungen Menschen nach zu lassen (es sei denn es lohnt sich, weil Projekt, Konditionen oder Zielort außergewöhnlich attraktiv sind).
Glaube aber auch, dass es attraktiver ist, wenn man öfters andere Projekte, Themen, Technologien und Kulturen kennenlernt und dabei auch viel Neues lernt. Dies dürfte die Arbeit als IT-Berater so spannend machen.
Frage:
Auf der Homepage Ihres Internetauftritts steht, dass soziale und Werte-Kompetenz für Sie wichtig sind. Welche Werte sind damit konkret gemeint? Sind damit auch ausgesprochen moralische Werte gemeint? Wie vermitteln Sie diese Ihren Mitarbeitern?
Antwort:
Mir wichtige Werte sind eine gesunde Autonomie, der Wille zu einer eigenverantwortlichen Lebensführung, Zivilcourage, die ab und zu bis zum konstruktiven Ungehorsam gehen muss. Eine gewisse soziale Kompetenz ist ein wichtiges Kriterium für eine Anstellung bei uns. Dazu gehören Qualitäten wie Zuhören können, Kommunikationsstärke auch in kritischen Situationen, Konfliktfähigkeit aber auch ein gesundes Maß an Alterozentriertheit mit der Fähigkeit zu Emphatie. Eigentlich ganz normale Sachen, die jedem von uns gut anstehen würden. Wir versuchen bei InterFace ein maximales Maß an persönlicher Freiheit mit einer hohen unternehmerischen Klarheit und entsprechenden einfachen Regeln zu leben, ein im übrigen alles andere als triviales Ziel.
Frage:
Sie schreiben auf ihrer Website, dass dank des Know-how Transfers innerhalb ihres Netzwerks, Kollegen, sollten sie aus welchem Grund auch immer ausfallen, ersetzt werden können. Würden sie grundsätzlich sagen, dass jeder Mitarbeiter ersetzbar ist oder gilt das nur mit Abstrichen?
Antwort:
🙂 Ich muss die Website mal überprüfen.
Ich glaube schon, dass wir auch einen Ausfall eines Kollegen ersetzen können, weil wir in der Tat ein sehr gutes Netzwerk haben. Das interne Netzwerk hat aber noch eine andere große Bedeutung für uns. Unsere Kollegen beim Kunden können sich relativ schnell auch zu Themen kundig machen, die nicht in ihrem direkten Know-How liegen. So verfügt ein jeder InterFace-Mitarbeiter über ein sehr breites Know-How im Hintergrund des Unternehmens, das seine Kollegen gerne kameradschaftlich mit ihm teilen.
Zur Unersetzbarkeit: Prinzipiell ist ein jeder ersetzbar, aber natürlich gibt es Kollegen mit einem Know-How, die man so ganz schnell garantiert nicht ersetzen kann.
Frage:
Der Homepage Ihres Unternehmens konnte ich entnehmen, dass Sie auch eine größere Anzahl freier Mitarbeiter beschäftigen. Welche Vorteile ergeben sich daraus für Ihr Unternehmen?
Antwort:
Die Vorteile des Einsatzes von freiberuflichen Kollegen liegen zuerst mal auf der Hand: Freiberufler teilen das Risiko. Dafür verdienen sie während des Einsatzes besser. Wenn es uns nicht gelingt, einen Nachfolgeauftrag zu bekommen, fallen die Kosten für einen Freiberufler am Ende seines Einsatzes sofort weg. Insofern sind Freiberufler auch eine gewisse Möglichkeit fürs Unternehmen, zu „atmen“.
Feiberufler sind auch sehr hilfreich in Projekten, weil ihnen in der Regel in einem stärkeren Maß als den festangestellten Kollegen klar ist, dass nur der Erfolg unser und ihr Einkommen sichert. Freiberufler sind meistens auch sehr treu, sie schätzen es sehr, wenn sie fair behandelt werden und unterstützen uns oft auch vertrieblich großartig.
Ein Problem ist das AÜG (Arbeitnehmerüberlassungsgesetz). Wir haben eine Genehmigung zur „gewerbsmäßigen Arbeitnehmerüberlassung“ (typisches Bürokratie-deutsch). Da dürfen wir aber keine Freiberufler einsetzen.
Langfristig glaube ich übrigens, dass die Arbeitsentlohnung im Rahmen eines Angestelltenvertrages immer mehr an Boden verlieren wird. Die Zeit für so etwas scheint vorbei zu sein.
Frage:
An einem gewissen Punkt nach der Unternehmensgründung, kann man nicht mehr alles selbst machen und verantworten. Wie schwierig ist der Schritt einem Mitarbeiter, der nur angestellt ist und demnach nur indirekt von dem Erfolg des Unternehmens abhängig ist, große Verantwortung zu übergeben? Bzw. kontrollieren Sie die wichtigen Teile des Unternehmens noch alles persönlich?
Antwort:
Ich meine, dass Vertrauen nichts mit der formalen Arbeitsbeziehung zu tun hat und bin ein Anhänger des Subsidiaritätsprinzip. Das heißt, dass alle Entscheidungen in der Hierarchie soweit unten wie irgendwie möglich gefällt werden sollen. Dazu gehört natürlich ein hohes Maß von gegenseitigem Vertrauen. Gegenseitig deshalb, weil auch die Sicherheit da sein muss, dass der Chef hinter der gefällten Entscheidung steht.
Von Kontrolle halte ich nichts, mit einer Ausnahme: Zu jedem Zeitpunkt muss eine exzellente kaufmännische Transparenz gesichert sein. Sonst kann man schnell „baden gehen“.
Eine wichtige Regel ist auch, dass alle im Rahmen ihrer Möglichkeiten für den Erfolg des Unternehmens verantwortlich sind.
Frage:
In wie fern beziehen Sie bei der Implementierung neuer Unternehmens-Software bzw. der Planung von IT-Prozessen auch strategische Überlegungen auf der Top-Management Ebene mit ein?
Antwort:
Es wäre töricht, die Überlegungen des Top-Management des Kunden zu ignorieren. Dann würde man sehr schnell das Projekt verlieren, auch wenn man fachlich eine optimale Arbeit erbracht hat.
Weiter geht es im nächsten Post dann mit Fragen und Antworten zum Standort.
RMD